Kommentar
08:48 Uhr, 31.10.2018

Teure Aktien: Sind Privatanleger wieder die Dummen?

Kleinanlegern wird nachgesagt, dass sie besonders ungeschickt investieren. Sie kaufen, wenn die Kurse gestiegen sind und verkaufen, wenn sie gefallen sind. Genau dieses Verhalten kann man aktuell wieder erkennen.

Im Idealfall würden Anleger aktuell relativ hohe Cashbestände haben. Dafür gibt es vor allem einen Grund: Der Aktienmarkt hat sich jahrelang immer weiter nach oben bewegt und ist dabei nicht gerade attraktiver geworden. Seit zwei Jahren gilt gerade der US-Markt als hoch bewertet.

Ist der Markt einmal unanständig teuer, verkauft man seine Positionen in den Aufwärtstrend hinein. Auf der Oberseite verliert man freilich etwas Potenzial. Dafür ist man geschützt, wenn es nach unten geht. Und nach unten geht es, irgendwann.

Dieses Irgendwann ist jetzt. Wer früh verkauft hat, sitzt nun auf einer Menge Cash und kann dieses verwenden, wenn der Markt wieder attraktiv bewertet ist. So macht es zum Beispiel auch Warren Buffett. Seine Holding Berkshire Hathaway sitzt auf mehr als 100 Mrd. an Cash.

Es wurden deswegen Rufe laut, Berkshire möge doch bitte Aktien zurückkaufen oder Dividenden zahlen. Buffett hat diesen Rufen widerstanden. Das ist nicht ganz leicht. Nichts zu tun, insbesondere, wenn einem Investoren im Nacken sitzen, ist schwer. Schon als Privatanleger fällt es einem sehr schwer, einmal wochenlang nichts zu tun.

Buffett hat durchgehalten und kann davon profitieren, wenn der Markt nun weiter korrigiert. Kleinanleger können das nicht. Ihre Cashquote ist mit 15 % so niedrig wie selten zuvor (Grafik 1). Über 70 % der Gelder stecken in Aktien, ein kleiner Teil in Anleihen und nur 15 % in Bargeld. Das ist weniger als zur Zeit des letzten Tops 2007.


Privatanleger sind also voll investiert und nehmen die derzeitige Abwärtsbewegung komplett mit. Bei der Asset Allokation handelt es sich um die Werte der American Association of Individual Investors (AAII). Die Mitglieder der AAII sind dabei nicht einmal repräsentativ für die immer größer werdende online Broker Community. Hier sind die Cashquoten inzwischen bei historisch niedrigen 10 % angelangt.

Das ist ein ziemlich katastrophales Ergebnis. Zu allem Überfluss werden aktuell noch Aktien gekauft. Einer Auswertung der eigenen Kundendaten von Bank of America Merrill Lynch zufolge haben institutionelle Investoren und Hedge Fonds in den letzten Wochen Aktien verkauft. Gekauft wurde nur von Privatanlegern und Unternehmen (Aktienrückkäufe).

Damit steht mehr oder minder fest, dass Privatanleger aktuell wieder die Dummen sind. Sie kaufen bei bereits niedrigen Cashquoten den kleinen Rücksetzer am Markt, während alle anderen verkaufen. Sie sind es, die den großen Anlegern ihre Aktien abnehmen. Diese können dadurch noch einigermaßen glimpflich davonkommen.

Es scheint sich wieder zu bewahrheiten: Privatanleger tendieren dazu zu kaufen, wenn die Kurse hoch sind und dann zu verkaufen, wenn die Kurse tief stehen. Hinzu kommt, dass sie kaum Cash halten und entsprechend auch nicht groß in den Markt einsteigen können, wenn dieser wieder attraktiv bewertet ist.

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9 Kommentare

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  • Market Impact
    Market Impact

    Habe die letzten Tage BB Biotech und Leoni AG gekauft jeweils 5% bzw. 9% im Plus. Ich glaube Stock picking ist angesagt wenn der Markt nicht weiß wo er hin will.

    11:52 Uhr, 31.10.2018
  • tschak
    tschak

    CASH ist auch ein Asset. Sitze nach nun auf ca. 43% CASH. Mitte September war es noch 16% Cash. Bin Investor und freue mich : ---)

    11:14 Uhr, 31.10.2018
  • Market Impact
    Market Impact

    Habe heute auf Guidants gelesen das irgendein Fund aus Amerika bei Pro7 aufgestockt und die 3% Schwelle überschritten hat. Bei E_ON das gleiche vorige Woche. Insider kaufen auch bei Mutares z.B. usw. Ich glaube eher das die Big Boys einfach nur Ihre Arbeit machen: kaufen und verkaufen.

    10:10 Uhr, 31.10.2018
  • Differenzer
    Differenzer

    Herr Schmale, das predigten Sie bereits beim Pullback im 2016 und warnen ununterbrochen vom Ende des Bullruns. Irgendwann haben Sie dann recht. Flight of Quality ist diesmal gar nicht so einfach. Bonds und Gold sind es nicht. Was bleibt dann noch? Immobilienpreise insbesondere UK und Stocks von Real-Estate Firmen sinken. Es bleibt also nicht mehr viel übrig als im US-Stockmarket zu bleiben. Wir könnten einen Vertical Move sehen, der seines Gleichen sucht.

    09:41 Uhr, 31.10.2018
  • wolp
    wolp

    Gebe Ihnen recht, das sind nur Vermutungen

    09:17 Uhr, 31.10.2018
  • geho
    geho

    Verstehe ich jetzt nicht ganz...das setzt doch den ewigen Irrglauben voraus dass man weiß wann "Oben" und wann "Unten" ist ?!

    09:11 Uhr, 31.10.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Tizian11
    Tizian11

    Schöner Artikel. Man könnte fast sagen, so ist es und so wird es wohl immer sein, Amen!

    09:08 Uhr, 31.10.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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