Kommentar
07:41 Uhr, 22.07.2016

Teslas Masterplan – Geld verbrennen?

Elon Musk veröffentlichte vorgestern den zweiten Teil seines Masterplans für Tesla. Der Plan ist einfach wie genial, doch hinter der großen Vision steht erst einmal eines: Geld verbrennen.

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Das Jahr 2016 ist bisher weder für Tesla noch für Tesla-Aktionäre einfach. Zu Jahresbeginn sackte die Aktie um 40 % ab, um sich danach beinahe zu verdoppeln. Aktuell liegt die bisherige Jahresperformance leicht im negativen Bereich und das Allzeithoch ist „nur“ noch 25 % entfernt.

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An Volatilität mangelt es der Tesla-Aktie nicht. Gründe lassen sich dafür viele finden. Da ist zum Beispiel die bisherige Geschäftsentwicklung in diesem Jahr zu nennen. Tesla versprach Auslieferungen von 17.000 Fahrzeugen im zweiten Quartal. Tatsächlich waren es 14.370. Das ist eine klare Verfehlung und verleitet Kritiker des Unternehmens zu einer gewissen Häme. Das geht natürlich vollkommen an den Fakten vorbei. Die Erwartungen verfehlt Tesla regelmäßig, doch das Wachstum ist nichtsdestotrotz beeindruckend.

Tesla konnte die Produktion in Q2 gegenüber dem ersten Quartal um 20 % steigern. Eine solche Steigerung in so kurzer Zeit ist absolut bemerkenswert. Es geht schließlich auch nicht um die Produktion von Schokoriegeln, sondern um Elektroautos. Da ist es etwas schwieriger hohe Produktionskapazitäten in Rekordzeit aus dem Boden zu stampfen.

Investoren haben die verfehlten Erwartungen selten aus der Ruhe gebracht. Was hingegen schon die Nervosität steigen lässt, sind Meldungen über Pannen, Unfälle und tödliche Unglücke. Keiner weiß, ob der Autopilot als Verursacher in auch nur einem der Fälle verantwortlich gemacht werden kann, doch die schlechte Presse hilft dem Unternehmen wohl kaum.

Zu allem Überfluss kommt es nun zu einer Untersuchung der US-Börsenaufsicht. Konkret geht es dabei um einen tödlichen Unfall Anfang Mai. Das Auto wurde zum betreffenden Zeitpunkt vom Autopiloten gesteuert. Tesla informierte daraufhin NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) und andere Stellen, nicht aber Investoren. Letzteres wird von der Börsenaufsicht nun untersucht.

Untersucht wird der Fall, weil Tesla Investoren kurz vor einer Kapitalerhöhung nicht über die Vorkommnisse unterrichtete. Die Börsenaufsicht will nun klären, ob es sich bei dem tödlichen Unfall um eine so signifikantes Ereignis handelte, dass Tesla Investoren hätte informieren müssen. Wir können gespannt sein, was das Ergebnis sein wird, denn wenn ein Autohersteller jeden Unfall seinen Investoren melden muss, bei dem die Ursache eventuell größere Konsequenzen haben könnte, dann werden Investoren zukünftig wohl mit hunderten Berichten pro Monat konfrontiert.

Wie dem auch sei, Elon Musk geht ungeachtet seinen Weg und präsentiert die Fortsetzung seines Masterplans für Tesla. Teil I des Plans veröffentlichte er im August 2006. Dabei legte er seinen Plan einfach und verständlich aus. Er sah Tesla als Vehikel, um eine von fossilen Brennstoffen abhängige Wirtschaft zu einer Wirtschaft zu wandeln, die durch Solarenergie getrieben ist.

Der Umbau der Wirtschaft hat auf den ersten Blick wenig mit einem Autohersteller zu tun, doch wenn man bedenkt, dass mehr als die Hälfte der fossilen Brennstoffe für Transport verbrannt wird, macht das Sinn. Der Einfluss eines Herstellers, der Premiummodelle herstellt, ist freilich gering. Tesla begann jedoch mit der Produktion von hochpreisigen Autos schlicht aus wirtschaftlicher Notwendigkeit.

Es ist sehr viel billiger eine Produktionsanlage für tausende Autos aufzubauen als für hunderttausende. Das Geld stand dem Unternehmen einfach nicht zur Verfügung. Auch die Technologie musste weiterentwickelt werden. Das kostet Geld, welches man nicht durch den Verkauf eines Billigproduktes einnimmt. Das erste Teslamodell sollte Cash in die Kassen spülen, um Forschung & Entwicklung und den Ausbau der Produktion zu finanzieren.

Der Plan sah demnach so aus:
1. Tesla baut ein teures Auto
2. Tesla nutzt dieses Geld um ein günstigeres Auto zu entwickeln
3. Tesla nutzt dieses Geld wiederum, um im Massenmarkt anzukommen
4. Tesla baut parallel die Kapazitäten für Solarenergieproduktion und Energiepeicherung auf.

Die Punkte 3 bis 4 sind inzwischen teilweise erreicht. Das Auto für den Massenmarkt kommt in absehbarer Zeit. Mit der Powerwall bietet Tesla einen Energiespeicher für jede Privatperson und nun soll Tesla das Solarunternehmen SolarCity übernehmen.

Fasst man die Ideen von Elon Musk zusammen, dann hat jedes Privathaus bald Solarzellen von SolarCity auf dem Dach. Diese produzieren Strom für den Haushalt. Übriger Strom kann in der Powerwall gespeichert werden und für das Aufladen des Autos und in der Nacht gebraucht werden. Bis hierher reicht der erste Masterplan, der 2006 veröffentlicht wurde.

In der Fortsetzung des Plans geht Musk nun einen Schritt weiter. Er will, dass Tesla zukünftig auch Nutzfahrzeuge baut. Alle Fahrzeuge sollen früher oder später vollautonom sein (sich selbst fahren). Das ist nicht nur ein Sicherheitsaspekt, sondern kann für Tesla Besitzer auch eine Geldquelle sein.

Kann ein Auto vollautonom fahren, kann eine Privatperson seinen Tesla quasi zum Taxi umfunktionieren, wenn sie das Fahrzeug selbst nicht braucht. Teslas Kunden, sofern sie ihre Privatfahrzeuge dafür zur Verfügung stellen, könnten ein großes Transportnetz aufbauen. Tesla würde zu einer Art Uber. Da die Autos selbstfahrend sind, kann man das Auto für sich arbeiten lassen, während man selbst andere Dinge tut (arbeiten, schlafen, Ferien machen etc.).

Der Plan war bereits 2006 gut und ist es immer noch. Tesla kann zu einem großen Konglomerat werden, welches hochprofitabel ist und in gewissen Segmenten quasi Monopolstellung erreicht. Tesla ist für die Autoindustrie das, was Amazon für den Handel ist. Im Gegensatz zu Amazon hat Tesla jedoch noch ein großes Problem: es verbrennt immer schneller Geld.

Gelingt die Übernahme von SolarCity, verbrennt das neue Unternehmen pro Quartal mehr als 1 Mrd. Dollar Cash (s. Grafik, bite Überschrift ignorieren). Derzeit ist der operative Cashflow der Unternehmen negativ. Sie machen mit ihrer Geschäftstätigkeit also Verluste. Oben drauf kommen die massiven Investitionen, die notwendig sind, um die Unternehmen weiterzuentwickeln.

Kann Tesla nicht zumindest einen Teil der Investitionen über eine positive operative Marge finanzieren, dann müssen mindestens 750 Mio. Dollar je Quartal anderweitig finanziert werden. Bisher geschieht dies über Kapitalerhöhungen. Geht das so weiter, dann müssen sich Aktionäre darauf einstellen, dass bestehende Aktien pro Jahr um 10 % verwässert werden. So schlüssig und genial Elon Musks Plan auch ist, er verschlingt Unsummen an Geld. Wie lange das Investoren mitmachen, ist vollkommen offen. Versiegt der Geldstrom der Investoren bevor sich das Unternehmen selbst finanzieren kann, dann fällt das Kartenhaus zusammen.

Clemens Schmale

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8 Kommentare

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  • kopfsache
    kopfsache

    was noch hinzu kommt: tesla verschenkt den tank-strom an seine kunden. das die rechnung für den deutschen sparfuchs aufgeht ist ganz klar. ich kauf mir also ne elektro-büchs für 100000€ und fahr damit frauchen kostenlos zum schuhe kaufen. wie geil ist das denn?

    jetzt könnte man mal raten wieviel GW da jetzt scho an strom verschenkt worden ist? für die handvoll schrottbüchsen? 2015 unglaubliche 1,5 GWh.

    hmm mal überlegen wo wir die nächsten kernkraftwerke hinstellen ? am besten ins ausland. in tschechien findet sich da bestimmt noch ne stelle, hurra !

    08:52 Uhr, 22.07. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • kopfsache
    kopfsache

    sein geschäftsmodell begründet sich grösstenteils auf den "apple" effekt. aber natürlich, es gibt auch eine gewisse daseinsberechtigung für seinen kindergarten, schliesslich gibt es viele automarken für viele verschiedene "typen" an menschen. diese menschen, die eine elektroblechbüchse für 100000€ kaufen gibt es auch ! und ich persönlilch werte das schon als erfolg für tesla. geschichtlich gesehen wette ich auf treppenwitz, schaumer mal ....

    08:17 Uhr, 22.07. 2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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