Kommentar
17:31 Uhr, 17.05.2021

Technologieaktien: Schon wieder ein Kauf?

Liebhaber von Technologieaktien mussten in den letzten Wochen eine herbe Underperformance hinnehmen. Bei dieser signifikanten Underperformance, ist der Sektor nun ein Kauf?

Viele Anleger wollten es im vergangenen Jahr nicht hören, dass alles, was exponentiell steigt, auch wieder einmal fällt. Im Oktober und September 2020 warnte ich davor. Das wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einige wollen einfach nichts lesen, was ihrer Depotpositionierung widerspricht. Die Story rund um viele Technologieunternehmen war zugegebenermaßen auch einfach richtig gut. Es war und ist vollkommen klar, dass Zoom nicht mehr verschwindet. Das steht allerdings gar nicht zur Debatte. Zoom war zeitweise mit 180 Mrd. bewertet. Nach aktueller Konsensprognose wird Zoom im Jahr 2025 erstmalig mehr als 1 Mrd. Gewinn in einem Jahr schreiben. Das Unternehmen wurde also zu einem KGV von 180 für das Jahr 2025 bewertet. Da keinen übermäßigen Optimismus zu sehen, fällt schwer. So kam es, wie es häufig kommt. Die Kurse kehrten wieder zum Mittel zurück. Die Outperformance der meisten Favoriten ist inzwischen fast vollständig abgebaut. Der Nasdaq 100 und SPDR Wachstums-ETF haben seit Juni keine höhere Rendite als der S&P 500 erwirtschaftet.


Auch beim IPO-Index, der Börsenneulinge beinhaltet, ist die Outperformance fast vollständig verschwunden. Das gilt selbst für den ARK Innovation ETF, die Wette auf die Zukunft schlechthin. Fast alles, was an Outperformance in der Pandemie erzielt wurde, ist weg. Da fragt man sich, ob es nicht wieder Zeit für einen Kauf ist.

Wer die Finanzmedien verfolgt, hat ein Gegenargument im Gedächtnis. Als die Underperformance richtig schmerzhaft wurde (Februar 2021), wurde dies den steigenden Zinsen zugeschrieben. Steigen die Zinsen, so sind Technologieunternehmen besonders gefährdet, hieß es. Viele sind junge Unternehmen, deren Umsatz erst in vielen Jahren signifikant sein wird. Höhere Zinsen führen zu höherer Abzinsung zukünftiger Gewinne und damit zu einem kleineren Unternehmenswert.

Das ist logisch und hat auch Substanz – bis zu einem gewissen Grad. Als sich die Dotcom-Blase aufbaute, stiegen die Zinsen ebenfalls. Hat es dem Nasdaq geschadet? Überhaupt nicht (Grafik 2).

Tatsächlich ist der Nasdaq 100 mit der Zinsentwicklung die meiste Zeit positiv korreliert (Grafik 3).


Zinsen sollten niemanden von Technologieaktien fernhalten. Stattdessen ist einfach etwas ganz anderes geschehen. Einige Anleger haben horrende Gewinne realisiert. Andere haben erkannt, dass die Bewertung einiger Unternehmen einfach nur noch wahnwitzig war.

Eine Outperformance von Technologieaktien kann vor allem dann wieder stattfinden, wenn die Übertreibung abgebaut ist. In einem langfristigen Zeitfenster (Grafik 4) erkennt man, dass teils noch etwas Luft nach unten ist, bevor man von einem Abbau der Euphorie sprechen kann.


Die Zeit der Underperformance ist vielleicht noch nicht gleich nächste Woche vorüber, es geht aber in die richtige Richtung. Im September 2021 warnte ich vor einer Underperformance, die bis Ende 2021 anhalten könnte. Aktuell sieht es danach aus, dass diese Phase früher beendet wird. Noch ist es aber nicht soweit.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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