Kommentar
09:05 Uhr, 25.05.2023

Technische Rezession: Was bedeutet das für die Börse?

Die deutsche Wirtschaft ist nun doch in eine technische Rezession gerutscht. Passt das zum erst in der vergangenen Woche erreichten DAX-Allzeithoch?

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Nach einem Minuswachstum im vierten Quartal 2022 ist die deutsche Wirtschaft nun doch auch im ersten Quartal 2023 geschrumpft. Damit ist das Kriterium einer "technischen Rezession" erfüllt. Das preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland sank im ersten Quartal 2023 um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Morgen auf revidierter Basis mitteilte. In seiner Schnellmeldung vom 28. April war das Statistische Bundesamt noch von einer Stagnation gegenüber dem Vorquartal ausgegangen.

„Nachdem das BIP bereits zum Jahresende 2022 ins Minus gerutscht war, verzeichnete die deutsche Wirtschaft damit zwei negative Quartale in Folge“, sagt Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, laut Pressemitteilung.

Ein wichtiger Grund für das negative Wachstum der Wirtschaft im ersten Quartal: Wegen der hohen Inflation versuchten die Verbraucher, bei ihren Ausgaben zu sparen. So sanken die privaten Konsumausgaben preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,2 %. Dagegen legten die Investitionen deutlich zu. Während die Bauinvestitionen bereinigt um 3,9 % stiegen, erhöhten sich die Ausrüstungsinvestitionen z.B. in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge um 3,2 %. Auch der Außenhandel lieferte positive Impulse, so stiegen die Exporte um 0,4 %, während die Importe um 0,9 % sanken.

Entscheidend für die Börse ist allerdings nicht der rückwärtsgerichtete Blick auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal 2023, sondern der Blick nach vorne. Nach der Schwächephase in den vergangenen beiden Quartalen hat sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft zuletzt deutlich beschleunigt. Dies zeigt beispielsweise der Wöchentliche Aktivitätsindex (WAI) der Bundesbank, der die Entwicklung der deutschen Wirtschaft annähernd in Echtzeit abbilden soll.

Neben traditionellen Datenreihen wie der monatlichen Industrieproduktion sowie dem vierteljährlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) fließen in den WAI verschiedene Indikatoren ein, die ohne große Verzögerung in wöchentlicher Frequenz und damit fast in Echtzeit zur Verfügung stehen. Dazu gehören unter anderem der Stromverbrauch, das Passantenaufkommen in Einkaufsstraßen, die Anzahl der weltweiten Flüge, Fahrten von Lkws in Deutschland, Google-Suchanfragen zum Beispiel nach Arbeitslosigkeit sowie die Anzahl von Kreditkartentransaktionen in Deutschland.

Für die letzten dreizehn Wochen impliziert der WAI derzeit eine Wachstumsrate von 0,8 %. Damit dürfte auch für das gesamte zweite Quartal die Wachstumsrate mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder positiv ausfallen, jedenfalls sofern es nicht im Juni noch zu einer deutlichen Eintrübung kommt.

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Quelle: www.bundesbank.de/wai (Eraslan, S. und T. Götz (2020), An unconventional weekly economic activity index for Germany, Technical Paper der Deutschen Bundesbank, 02/2020)

Fazit: Die deutsche Wirtschaft ist in eine technische Rezession gerutscht. Für das zweite Quartal signalisieren Frühindikatoren wie der Wöchentliche Aktivitätsindex (WAI) der Bundesbank allerdings wieder ein positives Wachstum. Das passt auch besser zu dem erst in der vergangenen Woche erreichten Allzeithoch im DAX. Allerdings ist die Korrelation des DAX mit der Entwicklung der deutschen Wirtschaft ohnehin nicht sehr hoch, was u.a. auch daran liegt, dass viele DAX-Konzerne global tätig sind und Deutschland für diese Konzerne nur ein Markt unter vielen ist. Außerdem ist der DAX wie alle Aktienindizes ein nominaler, also nicht inflationsbereinigter Index. Auf nominaler Basis ist die deutsche Wirtschaft auch zuletzt kräftig gewachsen, was allerdings nicht an mehr produzierten Waren und Dienstleistungen, sondern an den Preissteigerungen lag.

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