Kommentar
13:30 Uhr, 16.10.2013

Tatsächliche Kosten des Devisenhandels

Erneut musste ich in einem der meistgelesenen Foren Deutschlands eine Diskussion verfolgen, die voller Missverständnisse war. In der es darum ging, warum man nur so bescheuert (sic!) sein kann und bei Broker A handelt, der 8$ Kommission pro Lot-Roundturn verlangt, anstatt bei Broker B, der nur 4$ kostet.

Erneut musste ich in einem der meistgelesenen Foren Deutschlands eine Diskussion verfolgen, die voller Missverständnisse war. In der es darum ging, warum man nur so bescheuert (sic!) sein kann und bei Broker A handelt, der 8$ Kommission pro Lot-Roundturn verlangt, anstatt bei Broker B, der nur 4$ kostet. Dass Broker A den EUR/USD allerdings im Schnitt mit 0,1 Pips Spread anbietet, während man bei Broker B mit 0,8 rechnen muss, wird dabei komplett ignoriert.

Überhaupt ist es auf Messen und in persönlichen Gesprächen immer wieder überraschend, wie wenig Augenmerk auf die tatsächlichen Kosten eines Trades gelegt wird. In der Regel fallen dabei Aussagen wie „wenn ich 50 Pips Gewinn mache, ist es mir egal ob ich 1 oder 2 Pips bezahlen muss“. Das ist nur leider kein zielführendes Denken, wenn man langfristig im Haifischbecken Börse bestehen möchte. Einsteiger werden es noch erleben bzw. haben es vielleicht schon hinter sich: man muss schon froh sein wenn man keine Verluste macht in seiner schmerzhaften Lehrzeit, das ist sogar schon ein riesiger Erfolg. Und eben die Kosten entscheiden hier rasch über ein Plus oder ein Minus am Konto.

Die Rechnung bei den beiden diskutierten Brokern ging so:

0,1 Pips Spread + 8$ Kommission = 0,9 Pips Kosten bei Broker A vs.

0,8 Pips Spread + 4$ Kommission = 1,2 Pips Kosten bei Broker B

Trotz doppelt hoher Kommission also ein klarer Punktsieg für den maximal günstigen Spread, der Spanne zwischen dem An- und Verkaufskurs. Und was viele erst auf den zweiten Blick erkennen: der günstigere Spread wird langfristig noch für zusätzlichen Ertrag sorgen, bzw. uns vor Verlusten bewahren.

Denn einzig der aktuelle Kurs und damit auch der Spread entscheiden darüber, ob Stop- oder Limitorders ausgelöst werden oder auch nicht. Dass diese Orderaktivierungen nicht selten haarscharf gegen uns ausfallen, brauche ich erfahrenen Tradern nicht zu sagen. Ich sage nur Murphy´s Law (Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen).

Soll heißen: ein höherer Spread stoppt uns manchmal in einen Verlusttrade ein, den ein engerer Spread verhindert hätte. Und letzterer sorgt im Umkehrschluss für ein rascheres Erreichen von Kurszielen, die auch hin und wieder haarscharf verpasst werden bei schlechterer Kursstellung. Aus diesen Gründen wäre ich sogar bereit, für einen maximal günstigen Spread auf den ersten Blick höhere Kosten in Kauf zu nehmen.

Finanzierungskosten

Während der Spread bzw. die Kommission rasch und objektiv als Kosten erkennbar sind, gibt es noch einen zweiten Faktor, die Finanzierungskosten. Die für jene Trader wichtig wird, die ihre Positionen über Nacht halten wollen.

Diese Finanzierungskosten kann man mit Kreditzinsen vergleichen, die man bezahlen muss, um in den Genuss gehebelten Handels zu kommen. Schließlich müssen Sie ja nie den gesamten Kaufpreis für die gewünschte Positionsgröße beim Broker hinterlegen, sondern nur einen Bruchteil davon. Diese Margin beträgt beim FX-Handel im Schnitt nur 1%. Dafür, dass Ihnen der Broker über Nacht sozusagen sein Kapital zur Verfügung stellt, fallen eben diese Finanzierungskosten an.

Diese fallen bei Devisen zwar nicht so ins Gewicht wie die CFD-Zinsen bei einigen Anbietern. Unterscheiden sich aber doch erheblich. Hier immer auf dem aktuellsten Stand zu sein ist schwierig, da sich diese Konditionen laufend ändern. Zum Glück gibt es eine Seite, die sich die Mühe macht diese Zinsen auszulesen und in einem Vergleich darzustellen, und zwar www.myfxbook.com . Dort finden Sie übrigens auch einen Live-Spread-Vergleich zahlreicher Anbieter.

Die Unterschiede sind teilweise gewaltig, und reichen zum Zeitpunkt dieses Artikels von +0,76 Pips pro Nacht für eine Shortposition im EUR/USD hin bis zu -3,84 Pips.

Wer längerfristig positioniert bleibt, muss hier definitiv den richtigen Anbieter auswählen. Und dabei noch auf ein weiteres Detail achten, nämlich wann der Broker die Zinsen für das Halten über das Wochenende berechnet. Wer am Mittwoch schon die Zinsen für vier Tage im Voraus bezahlen muss, überlegt sich vielleicht eine Gewinnsicherung etwas früher als geplant.

Diese und noch weitere Informationen sammeln wir gerade für die nächste Erweiterung unseres objektiven Brokervergleichs. Dort können Sie sich die Anbieter nach Kosten pro Trade sortieren lassen, und in wertvollen Bewertungen durch echte Trader stöbern. Dabei sei mir auch noch der sinnvolle Hinweis gestattet, dass Mitglieder von BrokerDeal bei JFD Brokers statt den im Beispiel erwähnten 0,9 Pips Kosten sogar nur mit 0,75 Pips rechnen können. Weitere Details dazu finden Sie in diesem Steckbrief.

Weiterhin viel Erfolg beim Trading

Michael Hinterleitner

Sie haben Fragen? Sie erreichen uns unter der Telefonnummer +49 (0) 89-44455506 oder unter info@brokerdeal.de

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Über den Experten

Michael Hinterleitner
Michael Hinterleitner

Michael Hinterleitner ist seit 2006 Redakteur und Trader bei GodmodeTrader.

Bereits 1998 der Faszination Börse erlegen, wurde Trading neben dem Studium der Wirtschaftswissenschaften zu seiner Hauptbeschäftigung. Sein Fokus: Aktien. Neben der täglichen spannenden Jagd an den Börsen kam 2011 die Idee zu einem neuen Brokervergleich, der nicht nur einen detaillierten Blick hinter die Kulissen erlaubt, sondern auch handfeste Vorteile für Mitglieder bringt.

Als Mitbegründer der Vergleichsplattform BrokerDeal.de hat sich Michael Hinterleitner zum Ziel gesetzt, Licht in den Brokerdschungel zu bringen. Er erklärt, worauf es bei der Brokerwahl ankommt, welche Anbieter für welche Bedürfnisse Sinn macht und auf welche Unterschiede man bei den Produkten und der Ausführungsqualität achten sollte.

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