Kommentar
11:51 Uhr, 12.06.2017

Super-GAU für den Markt am letzten Freitag!?

Der Wochenschluss war ein ganz schlimmer Tag für die Börse. Wieso? Das weiß keiner so richtig.

Manchmal bin ich schon überrascht, was Analystenkollegen so von sich geben. Auf das britische Wahlergebnis reagierten die meisten Analysten relativ eindeutig: es handelt sich bei dem Ergebnis um das schlechteste aller Ergebnisse für die Börse. Wieso das so ist, wird nicht ganz klar. Zwar wird daraufhin gewiesen, dass in Großbritannien nun eine Hängepartie droht, doch der Markt sieht das anders.

Zweifelsohne hat sich Theresa May verschätzt. Sie wollte die absolute Mehrheit der Konservativen ausbauen. Was ist passiert? Sie hat die Mehrheit verloren. Noch vor ein paar Wochen sagten die Umfragen 400 Sitze voraus. Jetzt sind es nur gut 300 und weniger als vor den Wahlen. Die Konservativen werden sich jetzt ärgern. Hätten sie doch bloß nicht auf das Umfragehoch mit Neuwahlen reagiert...

Ohne klare Mehrheit kann May nun eine Minderheitsregierung führen oder eine Koalition eingehen. Vermutlich läuft es auf ersteres hinaus. Wieso das oder auch die Alternative (Koalition) quasi als Super-GAU geschrieben wird, bleibt mir persönlich verborgen. In aller Welt werden Länder mit Koalitionen regiert. Auch in Großbritannien ist das nicht vollkommen neu. Was in Dutzenden anderen Ländern funktioniert, werden die Briten ja wohl auch hinkriegen.

Wie dem auch sei, Analysten legten sich gleich nach der Wahl fest. Das Ergebnis ist schlecht, grausam und katastrophal. Nun, der Markt teilt diese Ansicht nicht. Festlandeuropa freut sich. Damit meine ich nicht die Klatsche für den Hard Brexit, sondern die Reaktion der Börsen. Diese waren recht solide. Das Ergebnis ist also bisher alles andere als eine Belastung für Anleger.

Trotzdem fragt man sich, was da gerade eigentlich an der Börse vorgeht. Die Historie seit Mitte 2016 ließt sich so:

- Brexit-Referendum: panikartige Verkäufe, dann panikartige Käufe auf neue Allzeithochs

- US-Wahl: Vorbörslich ein Minus, praktisch dick im Plus geschlossen

- Italien-Refernedum: war da was?

- Wahl in den Niederlanden: wenn kümmert’s?

- Frankreich Wahl: kaufen

- Arabische Halbinsel in der Krise: kaufen

- EZB deutet vorsichtig Ende der ultralockeren Geldpolitik an: kaufen

- Trump ist ein Lügner: kaufen

- Großbritannien im Schlingerkurs: kaufen

Mit anderen Worten: egal, was gerade geschieht, Anleger kaufen. Das erinnert schon stark an die letzte Phase eines Bullenmarktes. Das klassische Sentiment ist nicht euphorisch. Normalerweise ist das ein starkes Signal. Doch wenn Anleger auch ohne Euphorie blind kaufen, ist das um keinen Deut besser.

Kurzfristig sehe ich nach wie vor kein Ungemach für die Märkte. Ich bleibe wie seit dem Brexit-Referendum bullisch. Die letzte Phase des Bullenmarktes wird für mich jedoch immer deutlicher. Wie lange sich diese Phase hinzieht, weiß man erst hinterher... es kann aber durchaus ein halbes oder ein Jahr dauern. Ich kann mir vorstellen, dass noch 2017 irgendwann Schluss mit lustig ist.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • 1 Antwort anzeigen
  • tschak
    tschak

    Achtung, kleiner Reminder auf die Aussage: "Manchmal bin ich schon überrascht, was Analystenkollegen so von sich geben."
    Man muss objektiv bleiben (soweit wie möglich): Die anderen Damen und Herren sind nun mal in deren Funktion nur Analysten. Nicht mehr, nicht weniger -Analysten, also Kommentatoren der Dinge, aus Ihrem Blickwinkel - so gut wie möglich eben obektiv, aber natürlich im Endeffekt subjektiv, sonst hätten ja tatsächlich ALLE DIE GLEICHE MEINUNG - definitiv nicht möglich, ansonsten würde ich genau das Gegenteil vom KONSENS machen - wir wissen, das ist langfristig der heilige Gral.

    Resumé: Entweder man hat SKIN IN THE GAME und ist 100% unabhängig und kann auch offensichtlich (ganz logisch) extrem konträre Ansichten vertreten, oder man ist halt angestellt. Ich habe mich für 100% Skin in the game entschieden. Fühle mich sehr wohl dabei und solange der Erfolg Einem Recht geben muss ich alle paar Wochen die Hände über den Kopf zusammenschlagen und mir beim seltenen Lesen der Analystenkommentare denken: DAS KANN's DOCH BITTE NICHT SEIN...

    12:10 Uhr, 12.06. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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