Kommentar
07:58 Uhr, 26.08.2024

Stocks On Fire KW 35 – Qualität fürs Depot

Erwähnte Instrumente

Die wirtschaftlichen Unsicherheiten wachsen derzeit wieder. Der Arbeitsmarkt in den USA kühlt ab und die Verbraucher halten sich zurück. Während Unternehmen wie Walmart trotzdem eine gute Performance abliefern konnten, da sie unverzichtbare Produkte des täglichen Bedarfs verkaufen, haben andere Unternehmen wie etwa Etsy oder Airbnb deutlich mit der Zurückhaltung der Verbraucher zu kämpfen.

Zudem nehmen auch die militärischen Auseinandersetzungen rund um den Globus immer weiter zu. So wurde am heutigen Tag (25. August) gemeldet, dass die Hisbollah mit einem Großangriff auf Israel einen weiteren Krieg auf der Welt ausgelöst habe.

In dieser Ausgabe der Stocks On Fire wollen wir uns einige Unternehmen anschauen, die Qualität ins Depot bringen, sich charttechnisch in einer interessanten Ausgangslage befinden und die trotz der wirtschaftlich angespannten Lage mutmaßlich eine solide Performance innerhalb der nächsten Monate/Jahre abliefern werden, da ihre Produkte auch in Krisenzeiten gefragt sind. Viel Spaß beim Lesen!

Home Depot

Der Baumarkt-Gigant aus den USA ist in seinem Bereich breit aufgestellt. Mit drei verschiedenen Geschäftsbereichen bedient man hier verschiedene Kundenstämme:

  • Home Depot Pro kümmert sich um alle gewerblichen Kunden, die Profis eben.
  • Home Depot Store umfasst das normale Geschäft mit Produkten für den Endkunden in den Home Depot Filialen.
  • Home Depot Service bietet verschiedene Dienstleistungen von der Installation bis hin zu technischen Support an.

Mit seinen Produkten war das Unternehmen einer der versteckten Profiteure der Corona-Pandemie, da viele Menschen vor lauter Langeweile im Home-Office oder bei Betriebsschließungen begannen, ihre Häuser zu renovieren, umzubauen oder den eigenen Garten zu verschönern. Hiermit hat das Unternehmen aber einiges an Wachstum vorgezogen und so korrigierte auch der Aktienkurs nach der Pandemie wieder etwas deutlicher. Langfristig sollte das Unternehmen jedoch weiterhin aussichtsreich positioniert sein.

Operativ nur eine Richtung

Umsatzentwicklung Home Depot – Quelle: stock3.com

An der Umsatzentwicklung von Home Depot wird deutlich, dass es sich um ein echtes Qualitätsunternehmen handelt. Der Umsatz konnte langfristig betrachtet nahezu jedes Jahr gesteigert werden und der Bedarf an Baumarkt-Produkten sollte sich auch in den nächsten Jahren nicht wesentlich verringern. Darüber hinaus sieht sich Home Depot nicht mit der Bedrohung des E-Commerce konfrontiert, da es logistisch einfach keinen Sinn macht, die grundsätzlich eher großen, sperrigen oder schweren Produkte aus dem Baumarkt zu verschicken, da die Versandkosten den Kaufpreis zumeist übersteigen.

Nettoergebnis Home Depot – Quelle: stock3.com

Auch beim Nettoergebnis konnte Home Depot bislang überzeugen. Eine deutliche Delle gab es im Rahmen der Finanzkrise, gefolgt von einem massiven Anstieg, der letzthin etwas schärfer zurückging. Auch Home Depot kann sich Lohn- und Preissteigerungen nicht entziehen und möglicherweise sind die Baumarkt-Kunden etwas sensibler, was Preissteigerungen angeht.

Profibereich als Wachstumstreiber

“Der Profibereich ist unsere größte Wachstumschance. Um die Produkte und Fähigkeiten bereitzustellen, die Profis benötigen, entwickeln wir unsere Organisation und unseren Ansatz weiter, um sie besser zu bedienen.” Ted Decker, CEO von Home Depot

Der Baumarktgigant hat den großen Vorteil, dass das Unternehmen, anders als Konkurrenten wie Lowe’s oder andere Baumärkte, einen großen Teil seines Umsatzes mit Geschäftskunden macht und so etwas weniger anfällig für Schwankungen im Verbraucherkonsumklima ist. Zudem soll dieser Bereich auch die Wachstumsmaschine für die nächsten Jahre werden.

Einfach Hammer dieser Chart

Langfristig betrachtet ging es für die Aktie von Home Depot an sich nur in eine Richtung: aufwärts. Bei 275 USD hat die Aktie zuletzt mehrfach Unterstützung gefunden und befand sich hier in einer Range mit dem ehemaligen Widerstandsbereich von etwa 335 USD. Aus dieser Seitwärtsphase konnte die Aktie zuletzt ausbrechen und nimmt nun wieder Kurs auf die Jahreshochs bei 390 USD. Darüber hinaus wartet schon das ATH bei knapp 420 USD.

Wer hier bei einem Rücksetzer einsteigen möchte, der könnte auf die Unterstützungsbereiche bei 335 oder 270 USD warten. Für die Ungeduldigen bietet sich ein Einstieg über dem Jahreshoch bei 390 USD an.

Wer die Aktie in den angesprochenen Szenarien eher traden möchte, der könnte auch ein K.O.-Zertifikat der HSBC, WKN: TT19K1 (aktuell 3,29er-Hebel) nutzen.

Die Bewertung anhand des KGVs von aktuell 24 für das Jahr 2024 zeigt, dass das Unternehmen nach der Überbewertung durch die Auswirkungen von Corona (KGV 2020/2021 von 34) wieder bei seinem normalen Mittelwert der letzten Jahre angekommen ist. Wirklich günstig dürfte die Aktie von Home Depot mit dieser Qualität wohl nicht werden.

L’Oreal

Bei L’Oreal handelt es sich, wie viele von euch wissen dürften, um das weltweit größte Kosmetikunternehmen. Das Unternehmen vereint viele bekannte Marken unter seinem Dach. Hierzu gehören:

  • L’Oréal Paris, als Hauptmarke des gesamten Unternehmens
  • Lancôme, als Luxusmarke für hochwertige Parfums, Hautpflege und Make-up-Produkte
  • Garnier, als Mainstreammarke für eher kostengünstige Körperpflegeprodukte
  • Maybelline New York, als weltweit führende Make-up-Marke
  • Kiehl’s, als Hautpflegemarke mit Fokus auf natürliche Inhaltsstoffe

Operativ eine Schönheit

Auch L’Oreal konnte seinen Umsatz in der Vergangenheit nahezu ausnahmslos steigern und der Konzern ist bei seinen Kunden hoch angesehen.

Umsatzentwicklung L’Oreal – Quelle: stock3.com

Und ebenso kann das Unternehmen auch als einigermaßen krisensicher bezeichnet werden, da viele der auf ihr Äußeres bedachte Kunden wohl zuletzt an ihren Körperpflegeprodukten sparen würden. Darüber hinaus ist das Unternehmen mit seinen diversen Marken auch breit aufgestellt und die Kunden können bei Bedarf auch das Preissegment wechseln.

Nettoergebnis L’Oreal – Quelle: stock3.com

Das Nettoergebnis von L’Oreal schwankte hin und wieder etwas stärker, war jedoch langfristig betrachtet auch durchweg auf dem Weg Richtung Norden. Bei einer Nettomarge von zuletzt etwa 15 % liegt man auch deutlich über einem reinen Konsumgüterunternehmen.

Profiteur von Social Media?

Auch vor zukünftig fehlender Kundschaft scheint sich L’Oreal nicht fürchten zu müssen. Gefühlt schminkt sich die jüngere Generation, getrieben durch die Vorbilder auf Instagram und TikTok noch deutlich mehr bzw. früher, als vorherige Generationen. Somit sollte es dem Unternehmen auch in Zukunft nicht an Kundschaft mangeln. Möglicherweise profitiert man sogar von einem weiter wachsenden Bedürfnis nach Kosmetikprodukten.

Gepflegter Chart

L’Oreal im Wochenchart – die schönste der Unterstützungen – Quelle: stock3.com

Die Unterstützung bei rund 375 EUR, an der sich L’Oreal aktuell befindet, könnte glatt bei einem Schönheitswettbewerb mitmachen. Mit extrem vielen Berührungspunkten aus beiden Richtungen und dem Support durch die 200-Wochenlinie befindet sich die Aktie gerade an einem sehr spannenden Punkt.

Im Tageschart gibt es auf dem Weg nach Norden zwar einige kleinere Widerstände, allerdings sollte übergeordnet der Weg bis zum ATH jenseits von 450 EUR machbar sein.

Wem die langfristige Perspektive des Unternehmens gefällt, der könnte auf dem aktuellen Niveau über eine Position in der Aktie nachdenken. Auch aus Sicht eines mittelfristigen Trades könnte die Aktie interessant sein. Mit einer Absicherung unter der aktuellen Unterstützungszone bzw. unter der 200-Tagelinie, könnte man auf ein erneutes Anlaufen des ATH spekulieren.

Etwaige Trades könnten auch mit einem K.O.-Zertifikat der DZ Bank, WKN: DQ6CYX (aktuell 2,08er Hebel) umgesetzt werden.

Die Bewertung von L’Oreal hat im heutigen Vergleich die größte Schwankungsbreite der drei Aktien. Von einem KGV von 8 im Jahr 2014 ging es danach bis auf 50 im Jahr 2021 hoch. Für 2024 wird mittlerweile ein weiterhin stolzes KGV von 34 erwartet.

Nestlé

Als weltweit führendes Lebensmittel- und Getränkeunternehmen ist Nestlé an sich der Inbegriff der Krisenresistenz. Viele Produkte des Unternehmens sind unverzichtbar für das tägliche Leben. Hierzu gehören folgende Produktkategorien:

  • Getränke: Zu dieser Sparte des Unternehmens gehören führende Marken wie Nescafé mit dem Kaffeesystem Nespresso, aber auch Mineralwassermarken wie Perrier, Vittel und San Pellegrino
  • Eiskrem: Hierzu zählen weltbekannte Marken wie Mövenpick, Schöller, Nestlé selbst und Häagen-Dazs
  • Fertiggerichte und Tiefkühlprodukte: Auch hier zählt man mit Marken wie Maggi, Lean Cuisine und Stouffer’s zu den Weltmarktführeren.
  • Süßwaren: Mit KitKat, Smarties und vielen weiteren Produkten ist man auch bei den Naschkatzen sehr beliebt.
  • Babynahrung: Auch im Bereich Babynahrung ist der Konzern unter der Marke Nestlé aktiv.
  • Tiernahrung: Mit Purina besitzt das Unternehmen auch eine große Tierfutter-Marke.

Operativ überraschend volatil

Für einen Konzern, der in einem der stablisten aber auch wachstumsärmsten Bereich der Weltwirtschaft aktiv ist, weisen die Entwicklungen des Umsatzes und Nettoergebnisses von Nestlé doch erhebliche Schwankungen auf.

Umsatzentwicklung Nestlé – Quelle: stock3.com

Entgegen dem allgemeinen Trend konnten die Umsätze im Rahmen der Finanzkrise deutlich gesteigert werden. Anschließend setzte wieder eine Normalisierung ein und die Umsätze wuchsen wieder in einer konstanten, eher niedrigen Geschwindigkeit. Während Corona war ein kurzer Einbruch zu verzeichnen.

Nettoergebnis Nestlé – Quelle: stock3.com

Auch das Nettoergebnis war während der Finanzkrise deutlich im Aufwind, pendelte danach aber, mit kleineren Ausreißern nach oben, eher seitwärts.

Der Chart: Kurzfristig kein Leckerbissen mehr.

Auch, wenn der Blick auf den langfristigen Chart von Nestlé nach wie vor schmeckt, ist die Aktie kurzfristig deutlich im Abwärtstrend. Allerdings ist die Aktie nun an einer Unterstützungszone im Bereich von etwa 86 EUR angekommen und könnte hier gegebenenfalls wieder nach Norden drehen.

Bei etwa 91 EUR wartet die erste heftige Bewährungsprobe, sofern der Kurs dieses Niveau erreichen sollte. Die dortige Widerstandszone wird von oben noch durch die 50-Tagelinie unterstützt.

Dies wird von der aktuellen Entwicklung auf der Nachrichtenseite unterstützt, weswegen es die Nestlé-Aktie diese Woche zu den Stocks on Fire geschafft hat. Das Unternehmen gab bekannt, dass der bisherige CEO Mark Schneider ab September durch den vorherigen Lateinamerikachef Laurent Freixe ersetzt wird. Mark Schneider war zuvor zurückgetreten.

CEO-Wechsel als Kurstreiber

Was CEO-Wechsel für eine Wirkung auf den Aktienkurs haben können, das konnte man bereits kürzlich bei Starbucks beobachten. Auch wenn dem bisherigen CEO von Chipotle mit Sicherheit ein noch stärkeres Image anhaftet, könnte auch der Wechsel an der Spitze von Nestlé den charttechnischen Turnaround begünstigen.

Wer hier als Trade einsteigen möchte, könnte ein K.O.-Zertifikat der HSBC, WKN: TD8DNZ (aktuell 2,17er Hebel), wählen.

Ein kurzer Blick auf die Bewertung von Nestlé zeigt, dass das Unternehmen im historischen Vergleich eher geringer bewertet wird. Mit einem KGVe von 20 für 2024 liegt man eher am unteren Ende der Spanne der letzten Jahre.

Fazit

Mit den vorgestellten Unternehmen wollten wir euch ein paar Kandidaten zeigen, die in der Vergangenheit durch ihre starke operative Performance aufgefallen sind und die sich aktuell in einer interessanten charttechnischen Lage befinden. Die größten operativen Probleme gibt es wohl aktuell bei Nestlé, weswegen es sich hierbei um den risikoreichsten Kandidaten der heutigen Auswahl handelt. Bei Home Depot und L’Oreal scheint mittel- bis langfristig alles in die richtige Richtung zu laufen, weswegen die aktuellen charttechnischen Marken eine gute Einstiegsgelegenheit darstellen könnten.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert (L’Oreal, Nestlé). Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.