Kommentar
19:12 Uhr, 28.11.2006

Stimmung der privaten Haushalte schlechter

1. Das vom Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen ist im November von (leicht nach unten revidierten) 105,1 auf 102,9 Punkte gefallen (Bloomberg-Umfrage: 106,0 Punkte; DekaBank: 104,0 Punkte). Die Lagekomponente sank um 1,5 auf 123,6 Punkte, die Erwartungskomponente etwas stärker um 2,7 auf 89,2 Punkte.

2. Bezüglich der Teilfragen, die in den Gesamtindex eingehen, kann aus der Saldenbetrachtung (d.h. positive Antworten minus negative Antworten) Folgendes geschlossen werden: Alle drei Teilfragen, die sich auf die Erwartungen beziehen, wiesen Verschlechterungen auf, wobei sich die Erwartungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklungen am stärksten eingetrübt haben. Analog haben sich auch bei der Lagebeurteilung beide eingehenden Teilkomponenten verschlechtert, und auch hier weist die Einschätzung hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation den größeren Rückgang auf.

3. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im Oktober um 8,3 % gegenüber dem Vormonat äußerst stark gesunken. Zwar wurde allgemein mit einem Rückgang aufgrund des starken Vormonats gerechnet, gleichwohl ist das Ausmaß der Verringerung überraschend hoch (Bloomberg-Median: -5,0 %, DekaBank: -5,5 %). Der Anstieg im September sowie der kräftige Rückgang im Oktober gingen fast ausschließlich auf den Transportsektor zurück. So hatte Boeing im September eine Reihe von Großaufträgen gemeldet, die nun im Oktober fehlten. Allerdings enttäuschten auch die Auftragseingänge ohne den Bereich Transport mit -1,7 % mom.

4. Im Bereich der zivilen Luftfahrt verringerten sich die Auftragseingänge um -44,5% gegenüber dem Vormonat. Dies lag in Rahmen unserer Erwartungen. Hinzu kam ein kräftiger Rückgang im Bereich Computer & Elektronik, während in den Bereichen der elektronischen Ausrüstungen und Maschinen ordentliche Zuwächse zu verzeichnen waren.

5. Die im Hinblick auf die Investitionstätigkeit interessanten Auftragseingänge für Investitionsgüter ohne Verteidigung sanken um 15,6 % gegenüber dem Vormonat. Allerdings verbirgt sich hinter diesem Rückgang ebenfalls zum Großteil der Bereich des zivilen Flugzeugbaus. Rechnet man auch hier diesen Sondereffekt heraus, verbleibt ein monatlicher Rückgang um 5,1 % nach einem Zuwachs um 3,2 % im Vormonat. Während die Auftragseingänge einen etwa dreimonatigen Vorlauf gegenüber den gewerblichen Investitionen haben, handelt es sich bei den Auslieferungen in dieser Abgrenzung um einen zeitlich gleichlaufenden Indikator. Die Auslieferungen für Investitionsgüter ohne Verteidigung verzeichneten einen Rückgang um 2,3 % mom, sodass auch diese Zeitreihe am aktuellen Rand eine Abschwächung der Investitionstätigkeit andeutet.

6. Die Stimmungseintrübung der privaten Konsumenten kommt nicht überraschend, denn bereits seit mehreren Monaten schwächt sich die binnenwirtschaftliche Entwicklung ab. Dass sich diese Abschwächung nicht schon früher beim Verbrauchvertrauen gezeigt hat, liegt an den stark gefallenen Energiepreisen. Diese sind zwar auch noch im November vergleichsweise niedrig, allerdings treten sie nun in der Wahrnehmung der Konsumenten etwas in den Hintergrund. Insgesamt ist die Stimmung der privaten Haushalte allerdings weiterhin gut, sodass unverändert davon ausgegangen werden kann, dass Einkommenszuwächse zu einer Ausweitung der Konsumausgaben führen.

Die heutigen Daten zu den Auftragseingängen, insbesondere die Hinweise bezüglich der Investitionstätigkeit, decken sich mit unserem derzeitigen Konjunkturbild: Im vierten Quartal dürften die konjunkturellen Bremseffekte der aktuell restriktiven Geldpolitik am größten sein. Zwar erwarten wir für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal einen leicht höheren Zuwachs als im dritten Quartal. Allerdings sollte die Investitionstätigkeit im vierten Quartal nochmals im Vergleich zum Vorquartal an Dynamik verlieren.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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