Kommentar
18:18 Uhr, 06.12.2017

Steueroasen: Weniger schlimm als ihr Ruf?

Steueroasen sind ein emotionales Thema. Den einen sind sie ein Dorn im Auge und die Wurzel allen Übels. Für die anderen sind sie ein legitimes Mittel, um das Vermögen zu schützen.

Staaten weltweit entgehen jährlich hohe Milliardenbeträge an Steuereinnahmen, weil Bürger und Unternehmen ihr Geld vor dem Fiskus in Sicherheit bringen. Wenn man sein Geld schon vor der Steuer schützen will, dann natürlich dort, wo wenig Steuern anfallen.

Das Ausmaß der Steuerflucht wurde eindrucksvoll durch die Panama und Paradise Papers unterstrichen. Es ist ein grundlegendes und globales Problem. Die meisten Unternehmen nutzen Gesetzeslücken für die Steueroptimierung bzw. verschieben ihre Gewinne einfach dorthin, wo die Steuersätze niedrig sind.

Ein beliebtes Instrument, um Gewinne zu verschieben, sind Lizenzgebühren. So erwirtschaftet ein Unternehmen beispielsweise in Deutschland hohe Umsätze und letztlich auch Gewinne, doch Steuern fallen kaum an. Das liegt daran, dass die Muttergesellschaft z.B. in Irland sitzt und der deutschen Tochtergesellschaft hohe Lizenzgebühren aufbrummt. Diese Kosten schmälern den Gewinn, sodass weniger Steuern anfallen. Das ist ganz legal, wenn auch leicht zu durchschauen und moralisch fragwürdig.

Bei Privatpersonen ist die Sache nicht so einfach. Hier geht es auch meist nicht darum Einkommenssteuern zu sparen, sondern Steuern auf Kapitaleinkünfte. Wer hier sparen will, muss sein Geld ins Ausland schaffen und hoffen, dass der heimische Fiskus davon nichts mitbekommt. Früher war das recht einfach machbar. Das Bankgeheimnis machte es möglich. Mit immer mehr Transparenz und Datenaustausch wird das Verstecken von Vermögen schwieriger.

Transparenz trocknet Steueroasen langfristig aus. Bis es soweit ist, vergeht jedoch noch viel Zeit und Steueroasen haben für viele auch noch einen ganz anderen Sinn als Steuerhintergehung. Eine Studie zeigt auf wie viel des Privatvermögens im Ausland gelagert wird. Die Grafik zeigt einzelne Beispiele.

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Die Daten sind nicht mehr ganz frisch (ungefähr 10 Jahre alt), doch sie zeigen ein interessantes Bild. Es gibt Länder, die relativ niedrige Werte ausweisen und solche, bei denen fast das gesamte Vermögen im Ausland liegt. Dass der Wert für China niedrig ist, überrascht nicht. Hier sorgen Kapitalverkehrskontrollen dafür, dass viele ihr Vermögen schlichtweg nicht verschieben können.

Auffällig ist, dass viel reiche Länder vergleichsweise wenig Vermögen verschieben. Das liegt wohl kaum an niedrigen Steuern. Norwegen ist für seine hohen Steuern bekannt. Trotzdem wird wenig Vermögen ins Ausland geschafft. Das kann man von Ländern wie Venezuela nicht gerade sagen.

Es geht also um mehr als nur Steuersätze. Es geht auch um Sicherheit. Die Motivation für wohlhabende Russen ist eine andere als für wohlhabende Amerikaner. Bei letzteren geht es vermutlich um Steuervermeidung. Bei ersteren um Sicherheit. Wer weiß schon, wann der Staat kommt, das Vermögen beschlagnahmt und einen ins Gefängnis steckt?

Je stabiler und zuverlässiger Staaten auf politischer Ebene sind, desto unwahrscheinlicher ist die Vermögensflucht. In Ländern wie Deutschland gibt es zwar die Stabilität, dafür sollen Steuern hinterzogen werden. Die Motivation für die Nutzung von Steueroasen ist durchaus verschieden. Für den deutschen Finanzminister ist das nur ein geringer Trost. Steueroasen dienen aber nicht nur der Steuerflucht, sondern auch der Sicherheit gegen willkürliche Staatsgewalt.

Das ist natürlich überhaupt keine Entschuldigung. Es kann nicht sein, dass Menschen mit hohem Einkommen alle Leistungen beanspruchen, dafür aber weniger zahlen als andere. Würde jeder seine Steuern zahlen, könnten die Einkommenssteuern vermutlich generell sinken. Dann fällt auch das Argument weg, dass die Steuern generell zu hoch seien.

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10 Kommentare

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  • MMeier2
    MMeier2

    >>Löwe30 Es waren die Vorfahren in der Familie von Frau von Klatten (Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten)<<

    Ja, mit Hilfe von Zwangsarbeitern in WK 2. Einfach mal anschauen, "Das Schweigen der Quandts".

    >>Wenn es in der Vergangenheit beim Aufbau von Vermögen Ungerechtigkeiten gab, so waren diese ganz überwiegend durch Regierungen verursacht.<<

    Die Regierungen, die alle Gesetze an den Bedürfnissen der obersten 10 % ausrichten?

    Löwe, sie haben komplett den Blick für die Realität verloren.

    10:33 Uhr, 07.12.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Löwe30
    Löwe30

    Steuern, das ist buchstäblich die genialste Täuschung in der Geschichte der Menschheit. Als wäre die Herrschaft im Sinn der Beherrschten. Als wäre die Unterdrückung im Sinn der Unterdrückten. Als wäre die Plünderung im Sinne der Geplünderten. Als wären die Steuern im Sinne der Besteuerten.

    Was passiert, wenn du deine Steuern nicht bezahlst? - Es wird die Gewalt angetan, dein Konto wird gepfändet, die wirst eingesperrt, es kann die alles genommen werden, was du hast. In letzter Konsequenz kann es deinen Tod bedeuten, wenn du dich widersetzt. Denn je mehr du dich wehrst, je mehr eskaliert die Gewalt die dir angetan wird. Sie haben keine Skrupel dein gesamtes Leben zu zerstören. Es ist die Macht des Stärkeren. Das macht es aber noch lange nicht moralisch oder zivilisiert.

    Tatsache ist einfach: Die können dich zerstören, wenn du denen nicht alles Geld gibst, was Politiker vorher willkürlich festgelegt haben. Sie können dich wie ein Insekt zerquetschen, wenn du dich ihrem Willen nicht beugst.

    Wenn der Staat von dir Geld will, dann sind deine Freiheit, deine Privatsphäre, deine Eigentumsrechte und Menschenrechte nur einen Augenblick davon entfernt gänzlich zerstört zu werden.

    Der essenzielle Punkt ist: Steuern sind erpresstes Geld, welches unter der Androhung von Gewalt eingetrieben wird. Gib und alles Geld, was wir von dir haben wollen,oder wir werden die Gewalt so lange eskalieren, bis wir kriegen, was wir verlangen. Jemandem sein Eigentum unter der Androhung von Gewalt weg zu nehmen, ist per Definition Raub. Ergo sind Steuern erpresstes und gestohlenes Geld. Steuern sind Raub.

    Niemand kann das leugnen.

    Argumentiert wir lediglich: aber man braucht doch Steuern für X,Y und Z.

    Das heißt aber nichts weiter, wie: Der Zweck heiligt die Mittel. Das aber war immer die Basis für jede Tyrannei.

    Beispiele:

    *Krieg ist wichtig, egal ob dabei Millionen Unschuldige Sterben.

    *Die millionenfache Massenüberwachung und die faktische Abschaffung jeder Privatsphäre ist wichtig, weil es angeblich dafür sorgt, dass wir sicherer sind.

    *Wir brauchen Sklaverei, egal wie unmoralisch sie ist, um unseren Wirtschaft und unseren Wohlstand aufrecht zu erhalten.

    Als die Sklaverei in den USA um 1850 weit verbreitet war. Fast jeder sah die Sklaverei als richtig und notwendig an. Selbst Sklaven selber waren von ihrer eigenen Unterdrückung überzeugt. Wie man heute historisch nachweisen kann.

    Als Stimmen laut wurden, die sagten, dass es eine moralische Katastrophe ist, dass man Menschen derartig unterdrückt, konnte man nicht widerlegen, dass es unmoralisch ist, sondern entsprechend sind sie diesem Argument ausgewichen und haben angefangen über die Effekte zu reden. Erkennt ihr das Muster?

    Das ist die exakt gleiche Argumentation wie bei Steuern.

    Sie haben gesagt, dass wir Sklaverei brauchen, weil es gut für die Wirtschaft ist. Sie sagten, dass die Baumwollproduktion ohne Sklaven zusammenbrechen würde. Das bedeutet, sie gingen nicht auf die unwiderlegbare Tatsache ein, dass Sklaverei unmoralisch ist, sondern statt dessen wichen sie auf die Effekte aus. Ähnlich, wie heute keiner auf die unwiderlegbare Tatsache eingeht, dass Steuern erpresstes Geld sind, sondern sie springen sofort auf die Effekte.

    Es ist unglaublich, wie man Menschen täuschen kann. Und die Menschen diese Täuschung weiter nutzen, um sich selber das Gehirn zu waschen.

    Wichtig ist natürlich auch, hervorzuheben, dass Sklaverei ein reines Staatsprogramm war, das von Staaten durchgesetzt wurde, indem man über das staatliche Polizeisystem dafür gesorgt wurde, dass Sklaven immer wieder eingefangen wurden und es illegal war, Sklaven beim Fliehen zu helfen oder geflohene Sklaven aufzunehmen. Das war also auch ein ach so großer Nutzen von Steuergeldern. Von denen uns die EU erzählen will, dass ganz wichtig sind und Steuerzahler deshalb Helden sind.

    Wenn die dich stolz fühlst steuern zu zahlen und dein Geld dann zur Massenüberwachung oder für Kriege im Mittleren Osten genutzt wird, um dass Kinder zu Waisen und Familien obdachlos gemacht werden, dann ist das kein Grund stolz zu sein.

    Die guten und sinnvollen Sachen, die mit Steuergeldern finanziert werden, könnte man auch für einen Bruchteil des Geldes zur Verfügung stellen. Da braucht man keinen Staat. Aber die schlechten Sachen könnte man weglassen. Dem Staat ist es aber egal, erzwingt dich alles zu bezahlen.

    Eine essenzielle Gemeinsamkeit von Sklaverei und Steuern ist, dass man Sklaven einreden konnte, dass die Sklaverei in ihrem Interesse war. Auch das ist historisch sehr gut belegt. Man konnte ihnen einreden, dass der Sklavenhalter in Wirklichkeit ein guter Mensch ist und kein Verbrecher. Hier auf der Farm hast du eine Unterkunft und Essen und Kleidung. Wenn du frei wärst, was würdest dur dann machen? Wovon willst du denn leben? Wer würde dir Arbeit geben? Du kannst nicht mal lesen oder rechnen.

    Angenommen, es würde keine Steuern mehr geben. Hätte ich ein Interesse daran, dass es keine Straßen und Krankenversicherungen mehr gebe? Wir hätten praktisch alle ein Interesse daran. Es wäre ein Leichtes, die dinge zu finanzieren, die jeder will.

    Das wäre so, als würde man sagen, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man beliebte Smartphone sinnvoll auf dem Markt verkaufen könnte. Jeder will Smartphones, also ist es ein Leichtes sie auf dem Markt zu verkaufen.

    Die guten Sachen, die durch Steuern finanziert sind, könnte man ohne Probleme ohne Steuern finanzieren, weil die jeder haben will. Aber die wenigsten würden Dinge wie Kriege, Bankenrettung, Subventionen, Bürokratie, Finanzspritzen für Großkonzerne, Militarisierung der Polizei usw. bezahlen wollen. Also muss man sie zwingen dafür zu bezahlen.

    Der Staat ist sehr geschickt. Wenn du gegen Steuern bist, dann kann er auf die guten Sachen verweisen. Wenn du keine Steuern zahlen willst, denn willst du, dass es keine Schulen mehr gibt.

    Doch, ich will, dass es Schulen gibt, deswegen habe ich kein Problem damit dafür zu bezahlen. Aber ich will nicht, dass der ganze anderen moralischen Mist bezahlen. Also fordere ich, dass alles auf freiwilliger Basis finanziert wird, damit jeder selber entscheiden kann, was er haben und unterstützen will und was nicht.

    Dort gibt es noch weitere interessante Betrachtungen zu Steuern.

    Oder hier:

    Natürliche Rechtsordnung - Schluss mit Doppelmoral, No-Go Zones, korrupten Richtern

    19:57 Uhr, 06.12.2017
  • Löwe30
    Löwe30

    Ein paar Gedanken zu Steuern und Steueroasen.

    Steuerflucht bekämpft man am besten, so wie jede andere Flucht auch: Man beseitigt die Fluchtursachen.

    Steuerhöllen sind das Problem, nicht Steueroasen!

    Wer Steuern vermeidet, sorgt dafür dass das Geld zu jenen fließt bzw. bei jenen verbleibt, die es verdient haben.

    19:42 Uhr, 06.12.2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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