Kommentar
11:32 Uhr, 04.10.2006

Sterling: Aussagen von Zentralbankern belasten

Die Aussagen zweier Mitglieder der MPC der Bank of England hatten zuletzt für einiges an Bewegung beim Pfund Sterling gesorgt, insbesondere, da sich die Einschätzungen hinsichtlich der Richtung der Geldpolitik vollständig widersprachen. Der Markt setzte auf fallende Notenbankzinsen, sodass Sterling gegen Euro und US-Dollar verlor.

Konjunktur/Inflation: Aufwärtsdruck bei Inflation

Die konjunkturelle Entwicklung verläuft weiterhin auf hohem Niveau. Die Verbraucher werden in diesem Jahr davon ausgehen können, dass ihre verfügbaren Einkommen steigen. Nicht nur die Beschäftigung, sondern auch die Durchschnittsverdienste nehmen zu. Die mittlerweile wieder steigenden Immobilienpreise dürften den Konsum stützen. Problematisch bleibt jedoch die Lage in der Industrie. Der könnte von der jüngsten Beschleunigung der Inflation weiteres Ungemach drohen, wenn die BoE diesen als nachhaltig einstuft und dementsprechend mit Zinserhöhungen reagiert, die zusätzlich das Pfund stärken könnten.

BoE: Nächste Zinserhöhung im November

Die BoE hat im September einstimmig für konstante Leitzinsen von 4,75 % gestimmt. Die sehr ausgeglichenen Sitzungsprotokolle enthielten zudem keine Anzeichen für eine Zinserhöhung im Oktober. Besorgt zeigte sich das MPC über die hohen Inflationserwartungen, da diese auch nach der letzten Zinserhöhung nicht deutlich gesunken sind. Mit Zinssenkungen ist daher nicht zu rechnen. Wir gehen stattdessen weiter davon aus, dass die hohen Inflationsraten und Inflationserwartungen sowie der wieder anziehende Immobilienmarkt dazu führen werden, dass die BoE im November ihre Base Rate auf 5,0 % erhöhen wird. Die bisherige Einengung des Spreads zwischen UK und Euroland bei zweijährigen Anleihen hat Sterling nicht nachvollzogen, sodass wir hier mit einer Korrektur im Wechselkurs rechnen.

Externe Position: Kontinuierliche Verschlechterung

Die außenwirtschaftliche Position von UK ist geprägt von einem hohen Defizit in der Handelsbilanz. Dieses Defizit hat sich im zweiten Quartal 2006 zwar etwas eingeengt, betrug aber immer noch gut GBP 13 Mrd., ein Fehlbetrag von 4,3 % in Relation zum Bruttoinlandsprodukt. Aufgrund von Überschüssen in den Salden von Dienstleistungs- und Einkommensbilanz ergibt sich ein geringerer Negativsaldo in der Leistungsbilanz von 2,3 %. Damit hat UK absolut gesehen neben den USA und Spanien eine der defizitärsten externen Positionen weltweit. Diese dürfte mittelfristig zwar nicht zu einem Problem für die Währung in Form eines Absturzes werden, sollte allerdings unverminderten Abwertungsdruck ausüben.

Finanzmärkte: Spekulanten setzen auf Sterling

Nicht nur weisen die Longpositionen der nicht-kommer– ziellen (sprich spekulativen) Anleger in Pfund Sterling an der Chicago Mercantile Exchange (CME) seit Jahresmitte einen ansteigenden Trend auf, sondern sie sind seit Anfang August auf Rekordstände in die Höhe getrieben worden. Vor den jüngsten Äußerungen der Zentralbanker wurden die Positionen sogar noch ausgebaut. Gleichzeitig mit diesen hohen Longpositionen hat sich Sterling gegenüber dem USDollar deutlich befestigt. Allerdings besteht aufgrund dieser extremen Positionierungen die Gefahr, dass im Zuge einer Normalisierung das Pfund deutlich unter Druck gerät.

Prognose

Die Hauptbewegung im Pfund Sterling kommt weiterhin aus der Kreuzparität zum US-Dollar, die wiederum sehr eng mit dem EUR-USD-Wechselkurs korreliert. Wir sehen eine Reihe von Belastungsfaktoren von Sterling gegenüber dem Euro, sodass wir eine leicht Abwertung des Pfundes erwarten. Anders das Bild gegenüber dem US-Dollar. Wir gehen davon aus, dass der Dollar wieder stärker unter Druck kommen sollte und sich nicht nur zum Euro, sondern auch zum Yen und auch zum Pfund Sterling abwerten sollte.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten