Fundamentale Nachricht
12:58 Uhr, 27.02.2019

Steht uns 2019 eine Rezession bevor?

Und wie stark wären die Auswirkungen auf die Finanzmärkte? Dieser Frage geht Robert M. Almeida, MFS Global Investment Strategist, in einer aktuellen Marktanalyse nach.

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  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.792,67 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Boston (GodmodeTrader.de) - Im Dezember verzeichnete der S&P 500 Index seine schlechteste Wertentwicklung seit 1931, und die Anleihespreads weiten sich wieder auf ihre langfristigen historischen Durchschnittswerte aus. Damit wächst die Angst, dass uns 2019 eine Rezession bevorstehen könnte. Ist diese Angst gerechtfertigt? Dieser Frage geht Robert M. Almeida, MFS Global Investment Strategist, in einer aktuellen Marktanalyse nach.

Einige marktbezogene Kennzahlen wiesen leise auf eine Erhöhung des Rezessionsrisikos hin. Zu den bekannteren unter ihnen zähle die Abflachung der US-Renditekurve. Die Vorhersagekraft der Renditekurve sei zwar nicht unfehlbar, und Marktbeobachter müssten sich vor falschen Warnsignalen wie beispielsweise Ende der 60er Jahre hüten, aber sie sei in der Vergangenheit immer recht zuverlässig gewesen, heißt es weiter. „Was also sollten Anleger davon halten? Ich denke, hier spielen zwei Aspekte eine Rolle“, so Almeida.

  1. Hätte eine Rezession Einfluss auf die Finanzmärkte?

„Markteinbrüche und Rezessionen treten in den meisten Fällen gemeinsam auf, wie wir 1982, 2001 und 2008 beobachten konnten. Die Antwort lautet also ja. Das war jedoch nicht immer so. Eine solide Wirtschaftslage – oder deren Fehlen – und die Anlegerstimmung sind zwei völlig verschiedene Dinge. Während sich die Wirtschaft aus unzähligen verschiedenen Elementen zusammensetzt, spiegelt der Finanzmarkt die Erwartungen der Anleger im Hinblick auf Gewinne und Cashflows wider. Zwar können beide starken Einfluss aufeinander ausüben, doch wir haben Phasen beobachtet, in denen Einbrüche des Kapitalmarkts und Rezessionen unabhängig voneinander auftraten. Das war beispielsweise 1990 (Rezession ohne Baisse- Phase) oder 1987 (Baisse-Phase ohne Rezession) der Fall“, so Almeida.

  1. Dieser Konjunkturzyklus unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Zyklen.

Wie Erik Weisman, Chief Economist bei MFS, vor kurzem zu ihm gesagt habe, ließen sich die meisten typischen rezessionsbegünstigenden Faktoren aktuell nicht feststellen. Weder sei gerade ein Krieg zu Ende gegangen, noch gebe es große Angebotsengpässe (wie bei der Ölpreiskrise 1973 bis 1979). Die US-Notenbank versuche auch nicht offensiv, eine übermäßig hohe Inflation im Zaum zu halten (wie unter Volcker Anfang der 1980er Jahre). Von der Unternehmensverschuldung einmal abgesehen ließen sich kaum makroökonomische Exzesse in der US-Wirtschaft finden, so der Investmentstratege weiter.

„Ein weiterer Aspekt, der dafür sorgt, dass sich dieser Zyklus von anderen unterscheidet, ist der Aufstieg der Internetplattformen. Sie bieten Unternehmen und Verbrauchern neue Möglichkeiten, ihre Geschäfte und ihren Alltag zu optimieren. Internetplattformen haben eine „Entmaterialisierung“ gefördert. Mit anderen Worten: Wir unternehmen mehr mit weniger Kapital und das wirkt desinflationär. Unternehmen haben dank Cloud-Computing beispielsweise die Möglichkeit, besser, preisgünstiger und produktiver mit Kunden zu interagieren. Mithilfe von Internetinfrastrukturtechnologie können sie ihre Lagerbestände besser verwalten und Kapital effizienter einsetzen. Bei Verbrauchern ist es zu einer ähnlichen „Entmaterialisierung“ gekommen. Über Internetplattformen können sich die Menschen Dinge ausleihen, die sie früher einmal selbst besitzen mussten. Auf diese Weise vermeiden sie hohe Anfangsinvestitionen in Bereichen wie Wohnraum und Transportmitteln“, so Almeida.

Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich gäben Verbraucher mehr als die Hälfte ihres frei verfügbaren Budgets für Erlebnisse oder immaterielle Güter anstatt für physische Waren aus. Ähnliche Trends seien in Schwellenländern wie Indien und Kolumbien zu beobachten. Infolgedessen gehe die Volatilität der realen Nachfrage zurück, was teilweise erkläre, warum dieser Konjunkturzyklus ein so geringes Wachstum aufweise, so lange anhalte und durch weniger Auswüchse als frühere Zyklen gekennzeichnet sei, heißt es weiter.

„Abschließend lässt sich feststellen, dass wir 2019 grundsätzlich keine Rezession befürchten. Meiner Meinung nach lässt der Markt für US-Staatsanleihen, der in den letzten Monaten kräftige Zuwächse verzeichnet hat, eher auf Bedenken wegen eines möglichen geldpolitischen Fehlers der US-Notenbank als auf eine Überhitzung der Wirtschaft schließen. Wie ich jedoch bereits im Januar schrieb, betrachten wir die Gleichgültigkeit des Marktes im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Margen und den Verschuldungsgrad langsam mit Sorge. Wir machen uns zwar weniger Gedanken über Rezessionsrisiken, sind aber dennoch überzeugt, dass Anleger aktuell stärker als in den letzten zehn Jahren auf die Allokation ihres Portfoliorisikos achten sollten“, so Almeida.

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2 Kommentare

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  • shark
    shark

    Die weltweite Gesamtverschuldung,aller Sektoren beträgt 327% des Welt-BIP !(Ende 2017)

    Eine Rezession wird das "Kartenhaus zum Einsturz bringen

    Quelle:Das Märchen vom Reichen Land, Daniel Stelter,S67

    Da hilft nur noch Cordula Grün-))

    Die Draufgänger - CORDULA GRÜN - Josh Cover (offizielles Video)

    21:44 Uhr, 27.02.2019
  • Jigsaw
    Jigsaw

    Geht es nicht hier um etwas ganz anderes?. Im Gegensatz zu allen anderen "normalen Rezessionen" wird eine Rezession heutzutage nicht mehr akzeptiert. Deswegen werden Schuilden hochgetrieben und Zinsen ins Nirvana geschickt.

    Wo das endet können Sie sich ausmalen....im Desaster.

    Und da müssen wir uns keine Gedanken machen ob eine Rezession dann noch Auswirkungen hat, denn dann ist der Supercrash schon im vollem Gange.

    14:39 Uhr, 27.02.2019

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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