Kommentar
09:12 Uhr, 01.02.2022

Steht jetzt schon fest, dass 2022 kein gutes Jahr mehr wird?

Viele Anleger würden das Jahr 2022 nach nur einem Monat gerne vergessen und abhaken. Aber nicht verzagen, die Wahrscheinlichkeit spricht für Anleger.

Eine Faustregel besagt, dass das Jahr so verläuft wie der Januar. Sollte diese Regel dieses Jahr zutreffen, kann man sich ein Ende des Jahres nicht schnell genug wünschen. Die Regel hat allerdings eine geringe Trefferquote und statistisch signifikant ist sie ohnehin nicht. Die Performance im Januar sagt wenig über den Rest des Jahres aus.

Auch die Korrektur selbst sagt wenig über die Chancen der nun folgenden elf Monate aus. In vielen Jahren ist der Markt mit größeren Rücksetzern konfrontiert. Im Durchschnitt der vergangenen 50 Jahre mussten sich Anleger jedes Jahr auf eine Korrektur in der Größenordnung von 16 % einstellen (Grafik 1).

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Dieser Durchschnitt ist von einigen Jahren stark geprägt, z.B. 2008 oder auch 2020. Es kam zu heftigen Korrekturen, aber nicht jedes dieser Jahre endete im negativen Bereich. 2020 ist das beste Beispiel. Erst verlor der Markt im Rekordtempo ein Drittel seines Wertes. Anschließend konnte sich so mancher Index innerhalb der nächsten zwölf Monate fast verdoppeln.

Korrekturen garantieren keine positive Performance. Eine solche Garantie gibt es nie. Die Wahrscheinlichkeit für eine positive Performance ist allerdings sehr hoch, wenn der Markt einen Crash durchmacht. Persönlich habe ich mir daher angewöhnt, nur in Crashs zu kaufen und dann geduldig zu warten.

Während des Crashs braucht man gute Nerven, kann sich seiner Sache aber mittelfristig ziemlich sicher sein. Gleichzeitig spart es viele Transaktionskosten, wenn man alle paar Jahre einen Großeinkauf macht und dann hauptsächlich wartet.

Vereinzelt gibt es in dieser Korrektur interessante Werte. Der Markt insgesamt lockt mich allerdings noch nicht. Wieso das so ist, zeigt ein einfacher Vergleich von Indizes mit ihren Einzelwerten. Der Nasdaq 100 korrigierte um knapp 15 %. Die durchschnittliche Aktie im Index korrigierte jedoch um mehr als 20 % (Grafik 2). Bei Small Caps (Russell 2000 und Nasdaq Composite) ist die Differenz zwischen Index und dem durchschnittlichen Einzelwert noch größer.

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Einige Einzelwerte haben sehr stark korrigiert. Was etwa den Nasdaq Composite stark nach unten zieht, ist die geplatzte SPAC-Blase (Blankoscheckunternehmen). Viele dieser Firmen waren vor einem Jahr kein Kauf und sind es immer noch nicht, trotz großer Korrektur. Gleichzeitig haben die Indizes wenig korrigiert und werden nach wie vor von wenigen großen Einzelwerten oben gehalten. So sieht keine große Gelegenheit aus. Bestenfalls kann man auf einen kurzen Rebound wetten, weil der Markt technisch überverkauft wirkt.

Statistisch gesehen hat das Jahr noch alle Chancen gut zu enden. Das Problem mit Durchschnitten ist aber, dass die Bandbreite um diesen Durchschnitt sehr hoch sein kann. Die Ausgangslage ist insbesondere für den US-Markt schwierig. 2022 könnte daher ein Jahr werden, in dem doch gilt: Wie der Januar, so das Jahr.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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