Kommentar
10:03 Uhr, 17.03.2006

Starkes Wachstum in Asien belebt Infrastruktur

Nach Jahren der Vernachlässigung stehen die Infrastrukturinvestitionen wieder ganz oben auf der Agenda der asiatischen Volkswirtschaften. Zunehmend greifen die Regierungen bei Infrastrukturprojekten auf private Hilfe zurück, um das Produktivitätswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften zu steigern und für nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu sorgen. Dadurch bietet diese Branche attraktive Investmentchancen.

Infrastrukturinvestitionen lange überfällig

Die meisten asiatischen Staaten haben viel zu lange viel zu wenig in ihre Infrastruktur investiert. Abbildung 1 zeigt, dass das Verhältnis der Investitionsausgaben zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) etwa seit der Asienkrise von 1997-98 stagniert. Die Investitionsausgaben korrelieren eng mit den Infrastrukturausgaben. Das geringe Volumen an Infrastrukturinvestitionen während der Krisenzeit lag zum einen daran, dass die mit Haushaltsdefiziten kämpfenden Regierungen ihre Investitionsausgaben stärker reduzierten als ihre operativen Ausgaben. Ein weiterer Grund waren die den privatisierten, zuvor öffentlichen Unternehmen aufgelegten, fehlgeleiteten Preisobergrenzen, die für Investitionszurückhaltung sorgten.

Nach einer Phase wirtschafts- und fiskalpolitischer Reformen können die asiatischen Staaten nun auf einer soliden wirtschaftlichen Basis aufbauen. Dies wird unterstrichen durch die robusten BIP-Wachstumsraten von 5,0 bis 7,8% der vergangenen Jahre sowie die Anhäufung hoher Leistungsbilanzüberschüsse. Noch ermutigender ist die Tatsache, dass die ausländischen Währungsreserven der entwickelten asiatischen Staaten sich bis Ende 2005 auf etwa 1,62 Billionen US$ mehr als verdoppelt haben. Ein weiteres wichtiges Merkmal der jüngsten wirtschaftlichen Entwicklung in Asien ist die deutliche Belebung der Ausrüstungsinvestitionen, insbesondere in Ost- und Südostasien – mit Ausnahme der Volksrepublik China, wo die Ausrüstungsinvestitionen sich während der letzten 10 Jahre robust über 40% des BIP gehalten haben (Abb. 1).

Neues Augenmerk auf Infrastrukturprojekten Der wirtschaftliche Ausblick für Asien bleibt positiv. In den Jahren 2006-2008 dürfte die inländische Nachfrage der Hauptwachstumstreiber bleiben. Die starken Einkommenszuwächse der vergangenen Jahre haben die Konsumausgaben und das Verbrauchervertrauen gestärkt. In der Folge verbessert sich in vielen asiatischen Staaten auch das Geschäftsklima, was sich in zunehmenden Zuflüssen ausländischer Direktinvestitionen und ausländischen Kapitals niederschlägt. Daher werden

die konsequente Reformpolitik in Wirtschaft und Verwaltung sowie die Infrastrukturinvestitionen der Regierungen künftig eine besonders wichtige Rolle spielen.

Infrastrukturprojekte stehen wieder ganz oben auf der Agenda. In Indien, Malaysia, Pakistan und Thailand sowie in einer Reihe von entwickelten Ländern wie Australien sind bereits Maßnahmen zur Erhöhung der Infrastrukturinvestitionen eingeleitet worden. Diese Initiativen zielen auf die Vermeidung von Kapazitätsengpässen, die Steigerung des Produktivitätswachstums, die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und die Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums auf mittlere Sicht.

Potenzial entlang der Wertschöpfungskette Zu den wichtigsten Infrastrukturbereichen gehören Straßen, Eisenbahnverbindungen, der öffentliche Nahverkehr, Häfen, Flughäfen, die Wasserund sanitäre Versorgung, die Stromversorgung, Informations- und Kommunikationssysteme etc. Sie alle haben Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung Asiens – indem sie das Bevölkerungswachstum unterstützen und helfen, den Lebensstandard zu verbessern, die Länder innerhalb Asiens miteinander und mit dem Rest der Welt verbinden und schließlich durch die Förderung des regionalen Wirtschaftswachstums.

Die Verstädterung ist eines der wichtigsten Themen im Hinblick auf die Infrastrukturanforderungen in den asiatischen Schwellenländern. Gemessen an internationalen Maßstäben ist das Niveau der Verstädterung nach wie vor niedrig, soll aber nach Angaben der Weltbank von 36% der ostasiatischen Bevölkerung im Jahr 2000 auf über 57% im Jahr 2025 ansteigen. Das Wachstum der städtischen Bevölkerung erhöht die Anforderungen an Infrastruktureinrichtungen und -dienstleistungen. Ein Beispiel ist die Entscheidung der chinesischen Regierung, die Infrastrukturausgaben zu erhöhen, um die öffentlichen Verkehrssysteme in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Peking im Jahr 2008 und die Expo in Shanghai im Jahr 2010 zu verbessern.

Energie ist ein weiterer wichtiger Treiber für den Infrastruktursektor. Die rasant steigende Nachfrage nach Energie stellt die Region vor neue Herausforderungen. So wird damit gerechnet, dass die globale Nachfrage nach Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) bis 2010 um 97% auf 344 bcm zunimmt. Angesichts des hohen LNG-Verbrauchs werden weltweit neue Produktionsanlagen errichtet. In Australien zum Beispiel befinden sich aktuell mehrere große LNG-Projekte in der Planungs- oder Entwicklungsphase. Jedes dieser Projekte ist eine milliardenschwere Dollar- Investmentchance entlang der Wertschöpfungskette im Infrastrukturbereich, d.h. von der Förderung und Produktion über die Weiterleitung bis zur Wartung von Gasleitungen und -anlagen. Eines der größten australischen Energieunternehmen beispielsweise hat die Entwicklung und den Bau der fünften Zugstrecke zum Transport von LNG im Rahmen des North West Shelf Projektes mit einem potenziellen Projektvolumen von 10 Milliarden A$ übernommen.

Der Aufstieg der Public Private Partnerships (PPPs)

Nach manchen Schätzungen müsste Ostasien im Zeitraum 2006-2010 jährlich 165 Milliarden US$ (etwa 6,2% seines jährlichen BIP) für Infrastrukturinvestitionen bereitstellen (Abb. 2). In der Vergangenheit wurden etwa 85% der asiatischen Infrastrukturausgaben von nationalen und lokalen Regierungen oder über quasi-staatliche Kredite von Finanzinstituten der öffentlichen Hand finanziert. Müssten staatliche Stellen für die Mehrheit dieser Finanzmittel aufkommen, würden die Regierungen mit schwerwiegenden strukturellen Haushaltsproblemen konfrontiert!

Der Trend geht zunehmend dahin, dass Unternehmen aus dem privaten Sektor aufgefordert werden, im Rahmen von PPPs die Verwaltung, den Betrieb und in einigen Fällen sogar die Eigentümerschaft über ehemals staatliche Infrastrukturobjekte zu übernehmen (im Rahmen des sog. „Build-Own-Operate-Transfer-Ansatzes“). PPPs entlasten den Staatshaushalt, und Privatisierungsbefürworter argumentieren, dass Unternehmen im Staatsbesitz mit nicht-kommerziellen Aufgaben ausgelastet sind, während Unternehmen aus dem privaten Sektor die bessere Ausgangsbasis haben, was die Finanzierung, die betriebliche Effizienz und die Investitionsrendite angeht.

Wir sind davon überzeugt, dass der private Sektor in den nächsten 10 Jahren eine deutlich wichtigere Rolle in Infrastrukturprojekten spielen wird.

Fazit

Der langfristige Ausblick für Asien bleibt positiv, gestützt von den Infrastrukturinvestitionen, die eine solide Wachstumsbasis für die Region darstellen. Als Produktionsfaktor erhöht Infrastruktur die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der asiatischen Länder. Investoren mit einem guten Einblick in die sich bietenden Chancen können hier attraktive Renditen erzielen. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Wachstumsstory im Infrastrukturbereich in Asien fortgeschrieben wird und in der nahen Zukunft noch viele attraktive Investmentchancen bieten wird.

Quelle: Invesco

INVESCO zählt als Teil der AMVESCAP Gruppe zu den führenden Asset Managern weltweit – mit über 380 Mrd. US-Dollar verwaltetem Vermögen. Über 5900 Mitarbeiter, darunter rund 500 Investmentspezialisten, sind in 20 Ländern im Einsatz.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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