Kommentar
11:33 Uhr, 01.03.2013

Starke Währung gut – schwache Währung schlecht

Hauptthema beim G20-Treffen war ein etwaig bevorstehender bzw. bereits schon stattfindender Währungskrieg. Das heißt, jedes Land hat ein hohes Interesse daran, seine eigene Währung möglichst gegenüber anderen Währungen abzuwerten, um die Exportindustrie zu unterstützen. Dahinter steht die Hoffnung, die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Unternehmen im Ausland dadurch zu stärken, dass diese durch eine Abwertung der Heimatwährung ihre Waren und Dienstleistungen günstiger im Ausland anbieten können. Länder, die diese Politik seit Jahren betreiben wollen, wie z.B. die USA oder Frankreich übersehen dabei jedoch, dass die Leistungs- und Handelsbilanz ihrer Länder negativ ist. Schlussendlich bedeutet dies, dass mehr importiert als exportiert wird. Eine Abwertung der Währung verteuert jedoch die Importe. Der Effekt aus einer Abwertung wäre für solche Länder also negativ.

Währung ist ein Leistungsausweis

Früher wurde in der Volkswirtschaftsvorlesung gelehrt, dass der Außenwert die Leistungskraft einer Volkswirtschaft widerspiegelt, wie der Aktienkurs eines Unternehmens dessen Erfolg. Da stellt sich die Frage: Gilt das denn nicht mehr? Natürlich gilt das noch, denn alle Länder mit einer wachsenden Wirtschaft, wettbewerbsfähigen Produkten und Dienstleistungen einer innovativen und leistungsbereiten Bevölkerung haben starke Währungen. Unseres Erachtens gilt sogar der Umkehrschluss, dass eine starke Währung den Wohlstand steigert, indem sie die Inflation im Zaum hält und die eigene Kaufkraft in der Welt steigert! Deutschland konnte jahrzehntelang den Wohlstand seiner Bürger aufgrund einer aufwertenden D-Mark mehren, da die Produkte auch zu steigenden Preisen auf dem Weltmarkt wegen ihrer Qualität wettbewerbsfähig waren. Andererseits haben Länder, wie Frankreich, Italien und auch die USA, die ihre Währung traditionell abwerteten, keine signifikanten Wohlstandsgewinne zu verzeichnen. Diese wurden durch die gestiegene Geldmenge und importierte Inflation aufgezehrt. Die abwertenden Währungen verschleierten also lediglich die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit.

Kurzfristig, zum Beispiel bis zur nächsten Wahl, hilft eine schwache Währung der Exportindustrie und lässt sich als erfolgreiche Politik der Wirtschaftsankurbelung verkaufen. Langfristig jedoch schwächt sie eine Volkswirtschaft, senkt den Druck wettbewerbsfähige Produkte herzustellen, reduziert den Wohlstand und lässt die dynamischen Kräfte erlahmen, da inflationäre Tendenzen (auch höhere Steuern aufgrund höherer Verschuldung) die Leistungsbereitschaft behindern.

Europäische Zentralbank ist am wenigsten expansiv

Während die Notenbanken aus den USA, England und Japan massiv ihre Bilanzen durch Anleihekäufe mit frisch gedrucktem Geld aufblähen, ist die Europäische Zentralbank (EZB) relativ restriktiv. Nur 2 Prozent des europäischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) liegen als Staatsanleihen in deren Bilanz, während die Quoten in USA (15 Prozent), England (23 Prozent) und Japan (6 Prozent) weitaus höher liegen. Darin liegt die Ursache für den stabilen Euro – sowohl was den Außenwert angeht, z. B. gegenüber dem Dollar, als auch im Sinne von Geldwertstabilität, was die moderate Inflation im Euroraum betrifft.. Aus unserer Sicht ist das die Grundlage für einen gesunden und zukunftsfähigen Wirtschaftsraum. Wären nun die Quoten der Staatsverschuldung noch geringer, würden wir auf einer Insel mit bester währungspolitischer Ausgangssituation leben!

Doch wie steht es um die Belastung deutscher Unternehmen durch einen starken Euro? Erstens besteht die deutsche Wirtschaft nicht nur aus Exportunternehmen. Für uns sind diese zwar immens wichtig, jedoch macht ein Großteil der Unternehmen seine Geschäfte im Inland bzw. im Euroraum. Für diese Gruppe werden Importe durch einen starken Euro günstiger. Viele Vorleistungsprodukte und Rohstoffe werden aus dem Ausland bezogen und in Euro abgerechnet. Also für Inlandsunternehmen, übrigens auch für alle Konsumenten, ist ein starker Euro gut!

Zweitens haben sich viele große Exportunternehmen, wie zum Beispiel die deutschen Automobilbauer oder die deutsche Chemieindustrie, größtenteils von Währungsschwankungen unabhängig gemacht, indem sie dort produzieren, wo sich die Absatzmärkte befinden und somit Kosten in der gleichen Währung anfallen wie die Erträge. VW hat erst jüngst in Mexiko sein 100. Werk weltweit eröffnet.

Drittens können starke, innovative Unternehmen mit einer starken Währung viel leichter andere Unternehmen kaufen und sich somit noch besser aufstellen.

Fazit

Eine starke Währung resultiert aus einer leistungsfähigen Volkswirtschaft und begünstig diese wiederum positiv. Wer würde schon gerne in einem Land leben, dessen Währung in den letzten drei Monaten gerade um 30 Prozent gegenüber dem Euro abgewertet wurde, wie gerade in Japan geschehen? Das bedeutet, wir Europäer können in Japan jetzt alles um 30 Prozent günstiger kaufen – Produkte, Unternehmen, Land, Arbeitskräfte, etc. – Ausverkaufspreise! Umgekehrt müssen Japaner für alles, was aus Europa kommt 30 Prozent mehr bezahlen.

Für internationale Investoren ist es ein gleichwertig wichtiges Ziel, ertragreiche Vermögenswerte - ob Aktien, Immobilien, Anleihen oder Rohstoffe – immer auch in einer starken Währung zu kaufen, damit Erträge und Wertsteigerungen der Investments nicht durch Währungsverluste aufgezehrt werden.

Autor: Daniel Zindstein, Portfoliomanager bei der GEACAM AG

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