Analyse
11:30 Uhr, 04.11.2025

STARBUCKS wird sein China-Geschäft nur zu schlechtem Preis los

Starbucks zieht in China die Reißleine: Der US-Kaffeekonzern verkauft die Kontrolle über sein China-Geschäft an die Private-Equity-Gesellschaft Boyu Capital.

Erwähnte Instrumente

  • Starbucks Corp.
    ISIN: US8552441094Kopiert
    Kursstand: 80,965 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Starbucks Corp. - WKN: 884437 - ISIN: US8552441094 - Kurs: 80,965 $ (Nasdaq)

Das Gemeinschaftsunternehmen wird mit rund 4 Mrd. USD bewertet, Boyu übernimmt bis zu 60 %, Starbucks behält 40 %. Für den US-Konzern ist der Rückzug auch ein Signal, wie schwer sich westliche Marken im veränderten chinesischen Konsumklima tun.

Nach Unternehmensangaben umfasst der Deal neben dem Verkaufserlös auch die Bewertung der verbleibenden Beteiligung sowie künftige Lizenzgebühren. In Summe beziffert Starbucks den Gesamtwert des China-Geschäfts auf mehr als 13 Mrd. USD. Die Aktie legte nach Bekanntgabe des Deals im nachbörslichen Handel rund 3 % zu.

Marktanteil war im freien Fall

Starbucks war einst Synonym für den westlichen Kaffeetrend in China. Seit der Eröffnung des ersten Cafés in Peking im Jahr 1999 galt der Konzern als Wegbereiter einer urbanen Kaffeekultur. Doch in den vergangenen Jahren geriet der Platzhirsch unter Druck. Laut Euromonitor ist der Marktanteil von Starbucks in China von 34 % im Jahr 2019 auf nur noch 14 % gefallen.

Hauptgrund ist der Aufstieg lokaler Wettbewerber wie Luckin Coffee und Cotti Coffee, die den Markt mit Niedrigpreisen erobert haben. Eine Tasse Latte kostet bei Luckin 9,9 Yuan, weniger als ein Drittel des Preises bei Starbucks. Luckin betreibt inzwischen mehr als 20 000 Filialen im Land und hat sogar zwei Läden in New York eröffnet.

Analysten sehen Starbucks in einem klassischen Dilemma: Der Konzern steht für Aufenthaltsqualität, Markenimage und westlichen Lifestyle, doch diese Positionierung stößt in einem preissensiblen Umfeld zunehmend an Grenzen. Ein aggressiver Preiskampf, so warnen Branchenkenner, würde das Premiumimage der Marke gefährden.

Chinesischer Partner mit politischer Nähe

Boyu Capital gilt als einer der einflussreichsten Private-Equity-Investoren Chinas. Zu den Gründern zählt Alvin Jiang, ein Enkel des früheren Staatspräsidenten Jiang Zemin. Das 2010 gegründete Unternehmen hat in den vergangenen Jahren in führende Konsum- und Technologiefirmen investiert, darunter den Bubble-Tea-Anbieter Mixue und den Luxuskaufhausbetreiber SKP.


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Die Verbindung zu Boyu ist für Starbucks strategisch wichtig: Der Investor bringt nicht nur Kapital, sondern vor allem tiefes lokales Netzwerk und Erfahrung im chinesischen Einzelhandel ein. Branchenbeobachter erwarten, dass Boyu das Starbucks-Geschäft stärker in kleinere Städte ausweiten und zugleich die Kostenstruktur der bestehenden Filialen verschlanken wird.

"Boyu wird vermutlich weniger als klassischer Finanzinvestor auftreten, sondern als strategischer Partner, der Expansion und Digitalisierung vorantreibt", sagt Jason Yu, Geschäftsführer von CTR Market Research in Shanghai ggü. Reuters.

Das Modell erinnert an den Strategiewechsel von McDonald’s, das 2017 den Großteil seines China- und Hongkong-Geschäfts für 2,1 Mrd. USD an ein Konsortium um den Staatskonzern Citic verkaufte. Seither hat McDonald’s seine Präsenz in China verdreifacht, ein Erfolg, an den Starbucks nun anknüpfen will.

"Wir sehen einen klaren Weg, von derzeit 8 000 auf mehr als 20 000 Filialen in China zu wachsen", erklärte Starbucks-Chef Brian Niccol. Die Partnerschaft mit Boyu solle helfen, neue Städte zu erschließen und die Marke wieder stärker zu positionieren.

Widersprüchliche Bewertung

Dennoch wirft die Konstruktion des Deals Fragen auf. Während Starbucks das China-Joint-Venture mit 4 Mrd. USD bewertet, spricht das Management gleichzeitig von einem Gesamtwert des China-Geschäfts von über 13 Mrd. USD. Selbst unter Einrechnung künftiger Lizenzgebühren bleibt die Lücke erheblich.

Rechnet man mit den verfügbaren Zahlen, ergibt sich ein Bewertungsmultiple von rund dem Achtfachen des erwarteten EBITDA von 500 Mio. USD, weit unter dem Konzernmultiplikator von 17 und auch unter dem von Konkurrent Luckin Coffee (rund 11). Der Verdacht liegt daher nahe, dass Boyu einen äußerst günstigen Einstieg erzielt hat.

Für Starbucks könnte die Transaktion dagegen eine pragmatische Lösung sein: Der Konzern sichert sich durch Lizenzgebühren stabile Erträge, reduziert die Investitionsrisiken und kann sich stärker auf Kernmärkte wie die USA und Lateinamerika konzentrieren. Angesichts des schleppenden Wachstums in China und der schwachen Konsumstimmung ist das auch eine defensive Maßnahme.

Fazit: Starbucks verliert zwar mit dem Rückzug die operative Kontrolle, behält jedoch Einfluss über Marke und Strategie. Boyu erhält Zugang zu einer globalen Premiummarke und die Chance, sie in Chinas zweit- und drittklassige Städte zu tragen. Zwar ist der Deal auf den ersten Blick finanziell ein Desaster, aber entlastet den Konzern und das Management von einer Großbaustelle. Somit dürfte die Erleichterung, trotz des schlechten Verkaufspreises, zumindest leicht überwiegen.

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Jahr 2024 2025e* 2026e*
Umsatz in Mrd. USD 36,176 37,18 38,46
Ergebnis je Aktie in USD 3,31 2,13 2,46
KGV 24 38 33
Dividende je Aktie in USD 2,32 2,40 2,50
Dividendenrendite 2,86% 2,96% 3,09%

*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten

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