Kommentar
11:05 Uhr, 24.11.2008

Stamokap und Keynes bestimmen die Schlagzeilen - Stabilisierung erste Regierungspflicht!

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Der Euro eröffnet heute bei 1.2630, nachdem in Fernost Höchstkurse bei 1.2675 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 95.20. "Carry-Trades" haben an Boden gewonnen. EUR-JPY notiert bei 120.25, während EUR-CHF bei 1.5385 oszilliert.

Einmal mehr lieferte das Wochenende Facetten, die Begrifflichkeiten wie Stamokapb (= Staatsmonopolkapitalismus) oder den Namen John Maynard Keynes in lebhafte Erinnerung rufen. Die vor kurzem noch lautstarke Gruppe liberaler und neoliberaler Protagonisten, die Deregulierung um jeden Preis forderten und freie Märkte als Allheilmittel huldigten, ist nicht mehr vernehmbar. Wir nehmen das zur Kenntnis.

Obama kündigte zunächst ein milliardenschweres Konjunkturprogramm (Keynes) mit einer Laufzeit von circa 2 Jahren zur Schaffung von 2,5 Mio. Arbeitsplätzen an. Steuersenkungen für mittlere und kleinere Einkommen als auch Infrastrukturmaßnahmen sind wesentliche Ansatzpunkte des Programms, dessen Volumen bei circa 200 Mrd. USD kolportiert wird.

Vor dem Hintergrund der massiven Abschwächung der US-Konjunktur ist das Programm erforderlich und verständlich.
Vor dem Hintergrund, dass in den ersten zwei Monaten des Fiskaljahres bereits mehr als 600 Mrd. USD Defizit (=4% des US-BIP) in der verfassungskonformen Lesart angefallen sind, bewegt sich Obama im kommenden Jahr auf dünnem fiskalpolitischen Eis.
Laut dem Wall Street Journal wird die US-Regierung Aktiva der Citigroup in einem Volumen von 300 Mrd. USD garantieren. Die ersten 37 - 40 Mrd. USD an Verlusten hätte Citigroup jedoch selbst zu schultern. Die US-Treasury würde die nächsten 5 Mrd. USD darstellen. Dann übernähme die FDIC im Anschluss 10 Mrd. USD. Der Rest fiele der Fed zu. Weiterhin injiziert die US-Regierung 20 Mrd. USD in die Citigroup (8% Zins).

Damit ergibt sich dass massivste "Bailout"eines einzelnen Unternehmens in der US-Historie. Diese Tatsache alleine darf noch einmal als Ausdruck der Virulenz der Finanzkrise interpretiert werden. Mit freien Märkten hat das alles nichts mehr zu tun. Die Volumina dieser "Bailouts", die fraglos im Rahmen der "Erstversorgung" in der Krise notwendig sind, belegen einen Umstand auf dramatische Art und Weise. Die Unternehmen der "Bankenaristokratie" sind zu groß geworden! Hier sind Anpassungen ähnlich dem "Glass Steagall Act" notwendig. Schlussendlich soll der "Schwanz" der Großunternehmen doch nicht mit dem "Hund" der Gesellschaftssysteme wackeln, oder?

Nachdem die Zentralregierung Chinas vor kurzem ein Konjunkturpaket in der Höhe von 470 Mrd. Euro verabschiedete, liefern die regionalen Regierungen nun ein Programm in der Größenordnung von 1,2 Billionen Euro (Quelle: Spiegel.de).

Damit setzt China (4. größte Wirtschaftsnation) seinem ohnehin schon massiven Konjunkturpaket die Krone auf. Ein Gesamtvolumen von 1.670 Mrd. EUR entspricht circa 70% des chinesischen BIP oder 3% der Weltwirtschaftsleistung. Da sind dann die 25 Mrd. EUR, die die 3 größten Wirtschaftsnation der Welt Deutschland aufruft als (äußerst) bescheiden zu titulieren.

Nun denn, wir können neben China auf die US-Maßnahmen (voraussichtlich 200 Mrd. USD) oder Japan (275 Mrd. USD) setzen. An dieser Stelle sind die Gedanken übrigens frei! Nicht zu vernachlässigen sind die britischen Maßnahmen. Dort wird zügig die Mehrwertsteuer signifikant von 17,5% auf 15,0% reduziert, um die Konsumnachfrage zu stabilisieren.

John Maynard Keynes ist heute "en vogue" wie selten. Der massive Konjunkturabschwung in seiner homogenen globalen Form stellt eine nachhaltige und einmalige Herausforderung in Nachkriegsgeschichte dar, die mutiges staatliches Gegensteuern erforderlich macht.

Es ist aber darauf zu achten, dass im anstehenden notwendigen Reformprozess, die richtigen Akzente forciert werden. Bankenaristokratien müssen unter anderem in der Folge den Größen und Verträglichkeiten der nationalen Volkswirtschaften angepasst werden. Das Finanzmonopoly von gestern und auch ansatzweise von heute steht mithin zur Disposition! Maßgabe bei Fusionen und Übernahmen sollte solitär die Fragestellung sein, ob ein Unternehmen eine kritische Größe hat, das Finanzsystem zu gefährden. Wenn das der Fall ist, sind Übernahmen und Fusionen nicht zulässig!

Wie einfach ist doch der GMV, das ist übrigens der gesunde Menschenverstand!

Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Dem IFO-Index und den "Existing Home Sales" kommen besondere Bedeutung zu. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2300 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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