Kommentar
08:35 Uhr, 06.04.2015

Spanien und Portugal am Ziel

Belastbare Zahlen für 2014 sind nun bekannt. Das Ergebnis ist mehr als erfreulich. Spanien und Portugal haben es geschafft.

Wer hätte gedacht, dass die Krisenländer andere Staaten auf die Plätze verweisen? Spanien und Portugal haben das 2014 geschafft. Alles ist natürlich relativ. Man muss schon Frankreich als Vergleichsmaßstab hernehmen, um zu diesem Schluss zu kommen. Das ist nicht unbedingt das größte Lob, das man erhalten kann. Dennoch kann man aus den Daten etwas herauslesen, was man bei Frankreich noch nicht kann. Portugal und Spanien stehen an einem wichtigen Wendepunkt. Es sieht ganz so aus als wäre es gelungen endgültig aus der Krise herauszukommen.

Die Krise hat mindestens zwei Hauptfelder. Einerseits befinden sich beide Länder in einer Schuldenkrise, andererseits liegt die Wirtschaft am Boden. Die Wirtschaft ist schon seit längerem auf dem Weg der Besserung. Die dort erzielten Erfolge hätten von der Schuldenproblematik wieder vollkommen zunichte gemacht werden können. Inzwischen kann man davon ausgehen, dass das nicht passieren wird, da auch die Schuldenkrise so gut wie überstanden ist.

Spaniens Haushalt ist noch immer tiefrot. Das Defizit betrug im vergangenen Jahr 5,7%. Die Staatsschulden steigen damit noch an. Das Defizit wurde unter anderem durch eine Steuer belastet, die von einem Gericht als illegal erklärt wurde. Die Regierung musste dadurch 2 Mrd. zurückzahlen. Das Defizit von 5,7% ist insofern ein ganz gutes Signal, als dass es seit langem wieder die Prognosen trifft. Jahrelang verhielt es sich eher so, dass die Prognosen viel zu optimistisch waren. Für 2015 könnte Spanien mit etwas Glück die Defizitgrenze von 3% wieder einhalten. Ab 2016 ist dann sogar wieder eine Reduktion der Staatschulden möglich, sofern das Wirtschaftswachstum mitspielt.

In Portugal sieht es noch etwas besser aus als in Spanien. Das Defizit lag 2014 bei 4,5%. Zuletzt war das Defizit 2008 so niedrig. 2015 wird das Defizit aller Voraussicht nach unter 3% des Bruttoinlandsproduktes sinken. Das wäre dann der niedrigste Wert seit Jahrzehnten. In Portugal kann es 2015 bereits zu einer Umkehr der Gesamtstaatsschulden kommen. Hält der Wachstumstrend an, dann sollten die Staatsschulden in Prozent der Wirtschaftsleistung nicht weiter steigen.

Portugal könnte das erste Krisenland sein, indem die Schulden wieder zurückgehen und damit noch vor Irland landen. Diese Trendumkehr ist absolut überlebenswichtig für Portugal und Spanien. Würden die Schulden weiter ungebremst steigen, dann kann auch irgendwann die EZB nicht mehr helfen.
Die Schuldenreduktion hängt maßgeblich von der Entwicklung des Arbeitsmarktes ab. In Spanien ist die Arbeitslosenrate seit dem Hoch bei 26,3% um 3 Prozentpunkte gesunken. Der Trend setzt sich weiter fort. Ende 2015 kann die Rate wieder bei ca. 20% stehen. In Portugal stockte der Trend Ende 2014 ein wenig, setzt sich Anfang 2015 aber wieder fort. Seit dem Hoch konnte die Arbeitslosenrate um 4% von 17,5% auf 13,4% gesenkt werden. Zu Jahresende dürfte Portugal einen Wert von 11% erreichen.
Allein schon die Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt entlastet die Budgets. Diese Entlastung kann bis zu 0,5% des BIPs betragen.

Wie stark Einnahmenseite der beiden Staaten steigt hängt vom Wachstum ab. Durch sinkende Arbeitslosigkeit wird mehr Einkommenssteuer eingenommen. Gleichzeitig sinken die Ausgaben für Arbeitslose. Auch die Besteuerung von Unternehmensgewinnen dürfte etwas mehr in die Kassen spülen. All diese Faktoren sollten das Defizit um 1 bis 1,2 Prozentpunkte senken.
Spanien zeigt eine schöne Beschleunigung des Wachstums. 2015 wird das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht. Mit über 2% Wachstum kann es aber zumindest an die Phase von 2002 bis 2003 anschließen. In Portugal ist das Wachstum insgesamt volatiler. Hier sind keine Luftsprünge zu erwarten. Das Wachstum kann aber Richtung 2% gehen.

Spanien und Portugal sind über den Berg. Das bleibt auch so, vorausgesetzt die anstehenden Wahlen sorgen nicht für einen „Unfall“ wie in Griechenland. Dann muss man sämtliche Erfolge und den Turnaround infrage stellen. Den beiden Ländern und der gesamten Eurozone ist das nicht zu wünschen. Die Wahlen sind der größte Unsicherheitsfaktor für Anleger. Aktuell sieht die Situation in beiden Ländern noch sehr gut aus. Der portugiesische Leitindex hat einen großen Doppelboden ausgebildet. Ein Investment mit langfristigem Zeithorizont ist hier am attraktivsten. In Spanien hat der Leitindex IBEX einen mittelfristigen Ausbruch nach oben gerade bestätigt. Auch dieser ist ein Kauf.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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