Kommentar
15:55 Uhr, 09.09.2021

Spätestens jetzt sollte jeder nervös werden

Der Aktienmarkt steigt und steigt. Früher oder später muss es zur Korrektur kommen. Nur wann?

Der Aktienmarkt ist unglaublich robust. Die Betonung liegt auf ‚unglaublich.‘ Alle Krisen und Problem perlen am Aktienmarkt ab. Ob es sich bei den Problemen um neue Virusvarianten, sich eintrübendes Konsumentenvertrauen, Geopolitik oder Güterknappheit handelt, alles perlt ab.

Technisch ist der Markt weiterhin solide. Ein Markt kann aus technischer Sicht nur solide sein, wenn es ausreichend Kaufinteresse gibt. Dieses wird derzeit maßgeblich von Privatanlegern bestimmt. Sie geben den Ton an und sorgen für regelmäßig neue Allzeithochs.

Die meisten Privatanleger kaufen Aktien, weil es jeder tut und Aktien in der Vergangenheit (seit März 2020) gut gelaufen sind. Die wenigsten machen sich über fundamentale Gesichtspunkte Gedanken. Markt und Fundamentaldaten müssen daher nicht zwangsläufig übereinstimmen.

Aus fundamentaler Sicht – im Gegensatz zur technischen Sicht – spitzt sich die Lage zu. Das Wirtschaftswachstum hat seinen Höhepunkt hinter sich. Normalerweise sorgt eine Verlangsamung des Wachstums für eine Korrektur. Diese ist bisher ausgeblieben.

Auch wirtschaftliche Schwäche in China und sinkende Einkaufsmanagerindizes, die ebenfalls mit Korrekturen korrelieren, wurden bisher erfolgreich ignoriert. Nun kommt ein weiteres Problemfeld hinzu. Es handelt sich um die Stimmung von US-Verbrauchern.

Mehrere Indizes werden erhoben. Oft ist vom Stimmungsindikator der Universität Michigan zu lesen. Dieser Stimmungsindex erreichte im August ein neues Tief, das sogar unter dem Pandemietief im Frühjahr 2020 lag. Der Index und S&P 500 tendieren zu einem Parallelen Verlauf. Bevor der Markt jedoch korrigiert, kann der Stimmungsindex monatelang fallen. Timing ist da kaum möglich.

Es gibt jedoch auch noch einen anderen Stimmungsindex. Dieser stieg bis Juli an. Im August kam es auch hier zu einem Einbruch (Grafik 1). Bis einschließlich Juli wurde die Lücke zwischen den zwei Stimmungsindikatoren immer größer. Das war nicht das erste Mal. Auch vor dem Crash 2020 oder vor der Finanzkrise kam es zu einer so großen Divergenz.

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Im Juli erreichte die Divergenz ein Allzeithoch. Das Hoch an sich ist nicht besorgniserregend, sondern vielmehr, wenn sich die Lücke nach einem Hoch wieder zu schließen beginnt. Genau davon sehen wir möglicherweise den Anfang. In der Vergangenheit kündigte ein solcher Prozess größere Korrekturen an (Grafik 2).

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Auch hier gilt, dass das Timing nicht exakt ist. Nach einem Signal kann der Markt noch für einige Monate lang steigen. Bis Jahresende kann also noch alles positiv bleiben. Bis dahin wissen wir auch, ob sich das Signal bestätigt. Tut es das, sind die Tage des unumstößlichen Bullenmarktes gezählt.

Kurzfristig spricht nichts gegen Aktien. Mittelfristig bröckelt es hinter den Kulissen weiter. Eine gewisse Nervosität ist angebracht. Es ist aber noch zu früh, um die Depotausrichtung zu verändern.

Clemens Schmale


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4 Kommentare

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  • weinvest
    weinvest

    Ich hin schon das ganze Jahr nervös. Doch was soll man tun? Die Depotausrichtung ändern? Womit denn?

    17:38 Uhr, 09.09.2021
    1 Antwort anzeigen
  • JainZhar
    JainZhar

    Ich denke kaum ein Privatanleger kauft gerade sorglos in diese hohen Kurse rein, wie im Text dargestellt. Würde mich freuen, wenn sowas etwas differenzierter betrachtet werden würde. Die Alternativen sind halt Girokonto und Negativzinsen (+ hohe Inflation).

    17:21 Uhr, 09.09.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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