Kommentar
17:20 Uhr, 10.01.2024

S&P 500: Wird beim zweiten Anlauf ein neues Allzeithoch erreicht?

Das Jahr hat aus Sicht vieler Anleger moderat begonnen. Die Rally aus dem Vorjahr konnte sich zunächst nicht fortsetzen. Die Hoffnung auf ein baldiges neues Allzeithoch bleibt aber intakt.

Ein neues Allzeithoch beim S&P 500 als Neujahrsgeschenk wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Die Sache war äußerst knapp. Nach einer Gewinnserie von neun Wochen war allerdings abzusehen, dass dem Markt die Luft ausgeht. Dass der S&P 500 in neun aufeinanderfolgenden Wochen steigt, ist selten. In über 70 Jahren kam es nur 19-mal vor. Längere Gewinnserien als neun Wochen gab es sogar nur achtmal (Grafik 1).

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Das Glück, welches es für eine Verlängerung der Gewinnserie gebraucht hätte, hatten Anleger nicht. Ein Grund dafür waren wieder steigende Anleiherenditen. Die Notenbank erteilte in ihrem Protokoll der Dezembersitzung den Zinssenkungsfantasien einen gewissen Dämpfer. Die Rally zu Jahresende 2023 war nicht nur, aber zu wesentlichen Teilen auf Zinssenkungsfantasien zurückzuführen.

Die Ausgangslage für ein neues Allzeithoch hat sich verschlechtert. Die Hoffnung aufgeben muss man deswegen nicht. Der leichte Rücksetzer in der ersten Handelswoche hat zu einer ungewöhnlich großen Reaktion geführt. Die empfohlene Aktienallokation von Anlageberatern fiel außergewöhnlich stark von einem Wert von über 100 % auf nur noch 71 % (Grafik 2).

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Werte von über 100 % oder auch unter 0 % sind möglich, weil Hebel eingesetzt werden können. Allokationsempfehlungen von mehr als 100 % fallen im Normalfall mit kurzfristigen Hochs zusammen. Genau das wurde wieder bestätigt. Der sehr schnelle Stimmungsumschwung wirkt nun unterstützend.

Die Ausgangslage erinnert an das Zwischenhoch im Sommer 2023. Es folgte eine längere Korrekturbewegung. Bevor es dazu kam, gab es einen nochmaligen Rebound. Ein neues Hoch wurde allerdings nicht mehr erreicht.

Nicht nur das Verhalten der Anlageberater erinnert an Sommer 2023. Auch das Verhalten der Privatanleger ist ähnlich. Es gibt viele Bullen und wenige Bären. Der Bull-Bear-Spread ist hoch. Mittelfristig ist das ein Belastungsfaktor. Kurzfristig besteht noch Potenzial auf eine Verlängerung des bisherigen Status. Bevor Anleger mit nachhaltigen Gewinnmitnahmen beginnen, könnte der Markt nochmals ansteigen.

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Ein möglicher Katalysator für einen neuen Anlauf auf das Allzeithoch kommt diese Woche. Die Berichtssaison beginnt. Nach aktuellem Stand erwarten Analysten ein Gewinnwachstum von lediglich 1 % für das vierte Quartal gegenüber dem dritten Quartal. Dieser niedrige Wert wird fast von der Inflation abgedeckt. Es ist zwar keine Überraschung, dass die Schätzungen zu Beginn der Berichtssaison tief ausfallen und dann übertroffen werden, doch das positive Überraschungspotenzial erscheint überdurchschnittlich.

Am Ende wird aber alles von den großen US-Tech-Unternehmen abhängen. Zu Jahresbeginn wurden diese Werte verkauft. Gewinne wurden mitgenommen, um zu Jahresbeginn in andere Werte zu investieren. Am Montag gab es dann Schnäppchenjäger, die die Kurse in die Höhe schnellen ließen.

Schnäppchenjäger machen keinen Trend. Vielmehr steigen Anleger ein, die den Rücksetzer bei Apple usw. als attraktiv empfinden, weil sie bei der Rally 2023 nicht dabei waren. Anleger, die investiert waren, nutzen diese Rebounds, um weiter zu verkaufen. Zum aktuellen Zeitpunkt ist ungewiss, ob der Technologiesektor Anschlusskäufer findet. Auch wenn das Allzeithoch sehr nah ist und mit der Berichtssaison erreicht werden kann, bleibt es ein äußerst knappes Rennen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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