Kommentar
10:10 Uhr, 17.07.2018

S&P 500 - Sehen wir noch neue Allzeithochs?

Es ist absolut bemerkenswert wie robust der Markt ist. Das gilt vor allem für die US-Indizes. Neue Allzeithochs sind greifbar, aber schafft es der Markt wirklich noch bis dahin?

Erwähnte Instrumente

Auf den ersten Blick ist der Markt sehr robust. Unsicherheiten gibt es zwar viele, aber das scheint inzwischen niemanden mehr zu stören. Selbst das Thema Handelskonflikt ist fast durch. Als Trump ankündigte, dass weitere 200 Mrd. USD an Waren aus China mit Zöllen belegt werden könnten, dauerte es gerade einmal zwei Tage, bis der Markt den Drawdown ausgebügelt hatte.

Man sagt ja, dass der Markt entlang der „Wall of Worry“, also einer Wand aus Sorgen, steigt. Sorgen gibt es. Das passt also schon einmal und keine der Sorgen scheint die Stimmung zu kippen. Der Markt kann weiter steigen.

Hinter den Kulissen ist die Lage nicht ganz so klar. Anleger setzen vermehrt auf Absicherung, obwohl die Kurse steigen. Grafik 1 zeigt das Verhältnis aus Put zu Call Optionen. Das Verhältnis ist prozyklisch. Fallen die Kurse, werden Puts gekauft. Steigen die Kurse, wird weniger gekauft und das Verhältnis sinkt.

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Das Verhältnis ist sehr volatil. Betrachtet man einen 20-Tagedurchschnitt, steigt das Verhältnis nach wie vor an. Das ist bei steigenden Kursen ungewöhnlich. Der Absicherungsbedarf scheint nach wie vor groß zu sein. Das ist kein Vertrauensbeweis.

Die Marktbreite lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Die Marktbreite lässt sich messen, indem man den Anteil der Aktien misst, die oberhalb ihrer 200-Tagelinie notieren (Grafik 2). Dieser Anteil sinkt für gewöhnlich Wochen, bevor der Markt korrigiert. Das war etwa 2015 eindrucksvoll zu erkennen. Derzeit oszilliert der Anteil an Aktien über ihrer 200-Tagelinie um 50 % herum. Die Kursgewinne der letzten Wochen sind also nicht sehr breit unterstützt, sondern werden von wenigen Aktien getragen.

S-P-500-Sehen-wir-noch-neue-Allzeithochs-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Es sind vor allem Technologiewerte, die den Markt nach oben ziehen. Wie lange das den Markt halten kann, bleibt abzuwarten. Fehlende Marktbreite lässt sich nicht ewig durch wenige Einzelwerte wettmachen.

Es ist aber auch nicht alles schlecht. Betrachtet man die Advance-Decline Line (Aktien die steigen minus Aktien die fallen), ist die Lage nicht so dramatisch (Grafik 3). Hier wurde bereits ein neues Hoch erreicht. Der Markt sollte – der Theorie nach – folgen.

S-P-500-Sehen-wir-noch-neue-Allzeithochs-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-3

Das Bild ist und bleibt gemischt. Für Anleger ist das nicht leicht. Kurzfristig hilft das Momentum aus dem Technologiesektor. Mittelfristig bröckelt die Unterstützung des Marktes gehörig. Im Prinzip kann man so viel analysieren wie man will. Am Ende ist das fast nicht besser als ein Münzwurf.

Ich halte das Potenzial nach oben für begrenzt, favorisiere aber noch einmal ein neues Allzeithoch beim S&P 500 (wie schon seit Februar). Small Caps und Technologieindizes haben neue Allzeithochs bereits erreicht. Geschieht dies auch beim S&P 500, könnte die Luft erst einmal draußen sein. Nichts täuscht über die fehlende Marktbreite hinweg. Mit neuen Positionen sollte man sehr selektiv sein bzw. Risiko abbauen anstatt neues aufzubauen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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