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13:45 Uhr, 24.02.2016

Sorgen sind berechtigt, aber die Panik ist übertrieben

Bo Bejstrup Christensen, Chefanalytiker bei der Danske Bank, erläutert, warum die Marktpanik seiner Meinung nach wieder nachlassen wird.

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  • EURO STOXX 50
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    Kursstand: 2.824,00 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Kopenhagen/Lyngby (GodmodeTrader.de) - Nach den heftigen Kursstürzen im Januar sind die globalen Aktienmärkte Anfang Februar weiter eingebrochen. Gleichzeitig wurden auch Unternehmensanleihen in Mitleidenschaft gezogen. Kurz gesagt: Es war ein schlechter Jahresstart für riskante Vermögenswerte, während die Zinsen im Gleichschritt mit den Sorgen um trübere Wachstumsaussichten und eine niedrige Inflation gesunken sind, was die Kurse von sicheren Staatsanleihen in die Höhe getrieben hat, wie Bo Bejstrup Christensen, Chefanalytiker bei der Danske Bank, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Wir gehen davon aus, dass die Finanzmärkte eine neue weltweite Rezession befürchten, die von einer neuen Bankenkrise angeführt wird. Mit den niedrigen Rohstoffpreisen, insbesondere für Öl, rollt eine große Verlustwelle heran“, so Christensen.

Die großen Energieunternehmen hätten bereits gewaltige Abschreibungen vorgenommen, was ihre Gewinne deutlich belastet habe. Gleichzeitig meldeten im Energiesektor immer mehr kleinere Unternehmen Konkurs an, die seit der Krise 2008/2009 die meisten Unternehmensanleihen emittiert hätten. Darüber hinaus sei eine Reihe von Banken selbstverständlich auch an der Finanzierung des amerikanischen Ölabenteuers beteiligt gewesen. Zu guter Letzt seien viele Schwellenländer stark von den Rohstoffpreisen abhängig, weshalb der Markt auch in dieser Region eventuelle Verluste befürchte, heißt es.

Die aktuellen Turbulenzen hätten unter anderem dazu geführt, dass Banken im Euroraum momentan wieder mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,6 gehandelt würden - ein Niveau, das wir zuletzt während der Schuldenkrise 2013 erlebt hätten und ein Rückgang von einem Wert von knapp 1 Anfang 2015. Das sei ein klares Zeichen für die große Nervosität in Bezug auf das Gewinnpotenzial und mögliche künftige Verluste im Bankensektor, so der Danske-Bank-Finanzexperte weiter.

„Generell sind die aktuellen Sorgen der Anleger berechtigt. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Rohstoffpreise noch lange sehr niedrig bleiben werden, und in Kombination mit unserer Skepsis im Hinblick auf China sind wir auch der Ansicht, dass damit verbundene Kredite massive Verluste einfahren werden. Leider wird es eine Weile dauern, bevor wir uns einen realistischen Überblick über den Umfang der Verluste verschafft haben - und auch über die Folgen für die Weltwirtschaft, wenn wir mit generell niedrigeren Rohstoffpreisen leben müssen. Trotzdem ist die aktuelle Panik unseres Erachtens übertrieben. Die Jahre nach der Krise 2008 haben wir in erster Linie damit verbracht, ein stabileres globales Bankensystem aufzubauen. Die Banken können Verluste heute besser verkraften, da sie ihre Kernkapitalquote deutlich erhöhen mussten, mehr liquide Vermögenswerte besitzen und die Transparenz besser ist. Deshalb können die Banken die bevorstehenden Verluste wegstecken, ohne die Kreditvergabe in anderen Sektoren ernsthaft zurückzufahren. Daher sollte sich der Aufschwung unserer Meinung nach sowohl in den USA als auch in Europa fortsetzen“, so Christensen.

Gleichzeitig seien die Ursachen für die Sorgen - darunter insbesondere die niedrigen Ölpreise - gute Nachrichten für die meisten Verbraucher und Unternehmen in Europa und den USA. Und auch wenn man glaube, dass China mit den Nachwirkungen des großen Baubooms zu kämpfen habe, werde das Bankensystem durch die ausreichende Liquidität der Zentralbanken und ein gesperrtes Kapitalkonto abgesichert. Letzteres bedeute, dass Unternehmen und Verbrauchern der Kapitaltransfer ins Ausland und damit die Destabilisierung des Bankensystems erschwert würden, heißt es weiter.

„Wir haben somit die Turbulenzen genutzt, um unser Engagement in Aktien auszubauen, da uns die hohen Kurse im Sommer 2015 dazu veranlasst haben, unsere Aktienbestände zu reduzieren. Wir erwarten nicht, dass sich die Sorgen morgen in Luft aufgelöst haben. Aber die aktuelle übertriebene Panik wird nachlassen, sobald die Wirtschaftsdaten ein anhaltendes Wachstum in den USA, Europa und China bestätigen. Weitere Lockerungsmaßnahmen der EZB im März werden ebenfalls helfen. Sollten sich unsere Ansichten bewahrheiten, werden die Märkte zur Ruhe kommen - und die Aktienkurse wieder steigen“, so der Danske-Bank-Finanzexperte.

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1 Kommentar

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  • Marco Soda
    Marco Soda

    und RECHT hat er

    Bo Bejstrup Christensen, Chefanalytiker bei der Danske Bank, erläutert, warum die Marktpanik seiner Meinung nach wieder nachlassen wird.

    bei 7500 ??? im DAX ;-))))

    13:49 Uhr, 24.02. 2016

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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