Kommentar
11:00 Uhr, 10.03.2020

Sollte die US-Notenbank mit Zinssenkungen nachlegen?

Die Notzinssenkung verpuffte am Aktienmarkt innerhalb von Stunden. Sollte die Fed nachlegen?

Notzinssenkungen sind kein neues Phänomen. Sie kommen sogar vor, wenn man im Nachhinein gar nicht mehr weiß, weshalb genau die Zinsen gesenkt wurden. So einen Fall gab es 2007. Die Zinsen wurden im August 2007 gesenkt. Natürlich wissen wir, dass dieser Schritt in Zusammenhang mit der Subprime Krise stand. An den Tag und die genauen Geschehnisse kann sich kaum noch jemand erinnern.

Auch 2001 wurden die Zinsen fleißig gesenkt. Der Markt brach ein. Die Internetblase war geplatzt. Im Frühjahr 2001 griff die Notenbank gleich zwei Mal ein. Die nächste Notzinssenkung kam im September nach den Terrorangriffen. Die Notenbank greift ein, wenn es wirtschaftliche Schwierigkeiten gibt wie 2007 oder der Aktienmarkt einbricht. Das war 1987, 1998, 2001 und 2008 der Fall. 2020 reiht sich in diese Kette nun ein (Grafik 1).

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Da muss es für die Notenbank ebenso wie Anleger frustrierend sein, dass die Eingriffe wenig helfen. In den Tagen und Wochen direkt nach einer Notzinssenkung läuft der Aktienmarkt meist schlecht. Auch ein Jahr nach der Zinssenkung kann man nicht gerade von einem Kursfeuerwerk sprechen (Grafik 2).

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Überraschend ist, dass der Markt am Tag vor der Zinssenkung nicht in Panik zu sein scheint. Die meisten Tage verliefen positiv. Vielleicht liegt es daran, dass Anleger vor lauter Vorfreude und Vorahnung kauften. Auch der Tag nach der Zinssenkung verläuft meist gut oder zumindest nicht auffällig schlecht.

Wirklich interessant ist die Performance ein Jahr später. Wenn die Lage schlecht ist wie 2001 oder 2007 helfen auch Zinssenkungen nicht. Sie sind absolut keine Garantie dafür, dass sich der Markt mittelfristig wieder erholt. Die Zinssenkungen schaden nicht. Billiges Geld wird immer gern gesehen. Viele Anleger glauben aber an die Allmacht der Notenbanken. Das ist ein Irrglaube. Wenn der Markt fallen will, dann fällt er, Zinssenkungen und Anleihekäufe hin oder her.

Im Gegensatz zur japanischen und europäischen Zentralbank kann die Fed die Zinsen noch deutlich senken. Schon wird darauf spekuliert, dass es beim nächsten regulären Entscheid am 18. März noch einmal soweit sein wird. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % sollen die Zinsen noch einmal um 50 Basispunkte fallen. 30 % geht sogar von 75 Punkten aus.

Das sind hohe Erwartungen. Die Notenbank wird sich vermutlich nicht trauen, die Erwartungen komplett zu enttäuschen. Man gießt kein Öl ins Feuer. Die Frage ist also gar nicht so sehr, ob die Notenbank nachlegen sollte, sondern ob sie muss. Aus wirtschaftlicher Sicht dürfte eine Zinssenkung wenig Bedeutung haben. Aus psychologischer Sicht wird eine Zinssenkung erwartet und muss kommen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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