Kommentar
15:08 Uhr, 17.02.2015

Soll Griechenland in die Pleite getrieben werden?

Eine Lösung im Schuldenstreit mit Griechenland steht weiter aus. Will die Eurogruppe Griechenland mittlerweile sogar aus der Eurozone drängen?

Im Schuldenstreit mit Griechenland ist weiterhin keine Lösung in Sicht. Der griechische Finanzminister hat die Verhandlungen mit den Euro-Finanzministern gestern Abend für gescheitert erklärt. Die Forderungen der Eurogruppe seien "unlogisch und unakzeptabel", sagte Gianis Varoufakis. Bei der Sitzung der Eurogruppe sei nicht das präsentiert worden, was zwischen Regierungschef Alexis Tsipras und Eurogruppenchef Dijsselbloem vereinbart worden sei.

Eine Verlängerung des Hilfsprogramms lehnt Varoufakis strikt ab, da damit auch die Sparauflagen der Geldgeber weiterhin gelten würden. "Wir wollen einen neuen Vertrag", sagte er nach dem Scheitern der Verhandlungsrunde. Die Gläubigerländer zeigen bislang aber wenig Kompromissbereitschaft. Andererseits hat die griechische Regierung auch noch keine konkreten Pläne vorgelegt, wie sie die Schuldenmisere lösen will.

Nobelpreisträger Paul Krugman ist dennoch der Meinung, dass die Hauptverantwortung für das Scheitern der Gespräche bei der Eurogruppe liegt. Die griechischen Vertreter hätten gar nicht die Möglichkeit gehabt, auf den Vorschlag der Eurogruppe einzugehen, schreibt er in seinem Blog in der New York Times. Das Vorschlagspapier der Eurogruppe hätte Griechenland verpflichtet, jedes Jahr einen Primärüberschuss von 4,5 Prozent zu erwirtschaften. Griechenland hätte so gut wie keinen Zugriff auf die Mittel aus der Steigerung des Bruttosozialprodukts gehabt und somit auch nichts investieren können.

Nach Ansicht von Krugman handelt es sich um ein abgekartetes Spiel. Er ist der Meinung, dass die Minister der Eurogruppe anstatt nachzugeben Griechenland nun in den Staatsbankrott und den Austritt aus der Eurozone treiben wollen. Der zu erwartete wirtschaftliche Einbruch würde dann als Anschauungsunterricht dienen, für jeden, der nach Erleichterung fragt. Soll an Griechenland also ein Exempel statuiert werden?

Noch ist der Verhandlungsweg offen. Die Wahrscheinlichkeit für einen "Grexit" hat sich aber erhöht. Die Commerzbank beziffert sie mittlerweile auf 50 Prozent.

15 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    @Daniel Kühn: Klar habe ich gerade den Satz rausgepickt. Nur wann wurde der geschrieben?

    2 Jahre nach seinem Nobelpreis, der Artikel ist aus asiatischer Sicht, nicht ohne Zyn.

    Das war zu der Zeit als Krugman auffällig viele Titel in D einheimste, nach Greenspan-Zeiten und er sich weigerte die Blasen anzuerkennen und auch zuzugeben das er diese immer befürwortet hat. "Der Staat muss mehr Geld drucken".

    Nach dem Nobelpreis, Umkehr, den Mensch entdeckt und gerade auf die Immo-Blase gewettert.

    Gerade das erleben wir jetzt beim Beton-Gold, bei einem KGV von 25-30 ohne Instandhaltung.

    Ok, auf A.Smith bezieht sich ja niemand mehr und die deutschen lieben Keynes.

    In wiki steht "free-market Keynesian", also mea culpa stufen wir Krugman als Keyner ein.

    Für mich zwar ein totaler Widerspruch, da freier Markt und Keynes nicht zusammenpasst und ich selbst aus einem anderen Lager komme (Mir gibt K. Popper, Hayek und Peter Schiff mehr). Krugman, das wäre ja quasi ein kurzfristiger Langfristler. Werde das mal mit einem reinen Keynes-Fan (der komischerweise nichts von Krugman hält) debattieren, seine Frau kocht ganz gut, demnach kein Verlust.

    Krugmann ist bekannt als D-Kritiker und zurück zum Thema Populist (ohne Parteianschluss?).

    Varoufakis kennt das sicher und bedient sich dessen auch, gerade die Blase (QE) passt ihm gut, wieder ein Topf zum ausnehmen.

    Man muss die Leute persönlich nicht mögen, nur was ist an Schäuble und sogar Hans-Werner Sinn jetzt so verkehrt, das ist konstruktiver als was aus Griechenland kommt.

    Der Euro wird ohne die Griechen nicht zerbrechen.

    Drachme ja, EU ja, Bindeglied zwischen mittlerer Eurozone und GUS. Eben nicht US

    Wer meint die EU ist ein Diktat, hat den Sinn von Europa nicht verstanden, er zeigt vielmehr das er noch Generationen dafür braucht.

    Industrie in Griechenland aufzubauen macht keinen Sinn, seit hundert Jahren nicht.

    Die dortige Regierung kann sich um infrastrukturelle Versorgung, Abbau der Bodenschätze, Aufbau Tourismus, Energieversorgung, Wasser, Strom, Telekommunikation kümmern, Für alles braucht es Investoren, diese gibt es nur wenn bisherige nicht komplett abgeschrieben werden. Das gilt für D, RUS und die Türkei.

    Nur Geld drucken und Bürokratie aufbauen, bringt imho nichts.

    11:46 Uhr, 18.02.2015
  • wolle271
    wolle271

    Leute, wer es immer noch nicht begriffen hat, GR ist schon lange Pleite !!! Es gibt auch ein Leben danach, ohne EU Diktatur !

    08:18 Uhr, 18.02.2015
  • Chronos
    Chronos

    Hmmm, kenne von Krugman mehr die selbst zitierten Distanzierungen zu Keynes. Oder:

    "This is an immense difference and Krugman's call to create more debt is typical of an army of Keynesian economists...."

    Krugman war doch gerade zu Greenspans-Zeiten gepushed. Ich hatte ihn mit viel 30-Jahre

    Vergleichen (auch etwas mit AH und religiösem Einfluss-was mich immer abschalten lässt, da für mich Wirtschaft und Religion nichts miteinander zu tun haben sollten) im Gedächtnis.

    War er nicht Grünspan-Zulieferer? Die Keyaner mochten ihn nicht wirklich, so habe ich es noch in Erinnerung (Erinnere mich da eine heftige Auseinandersetzung).

    Da war doch noch was mit der Immobilienblase, *na nicht heute*

    Egal wie, im Falle Griechenland. Wie sollen da kurzfristiger Eingriff helfen?

    19:11 Uhr, 17.02.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Lumpazi
    Lumpazi

    ,,Der zu erwartete (-> erwartende) wirtschaftliche Einbruch würde dann als Anschauungsunterricht dienen, für jeden, der nach Erleichterung fragt. Soll an Griechenland also ein Exempel statuiert werden?"

    Beschließen dann Italien, Spanien, Portugal & Co. ihr eigenes Exempel mit? Sehr seltsam.

    18:00 Uhr, 17.02.2015
    2 Antworten anzeigen
  • mkgeld
    mkgeld

    selbst wenn es so wäre ist es gut wenn sich die EU nicht von einem Schuldenmacher treiben lässt. Schon 2010 hätte die Pleite von Griechenland viele Probleme gelöst. Bin nur gespannt wer als nächster über die Klinge springt. Fakt ist jedenfalls das entweder die anderen den Euro behalten oder Deutschland auch irgendwann aussteigen muss weil die Währung für uns viel zu schwach sein wird und die Nachbarländer immer weitere Nachteile dadurch haben. Es war eben ein Experiment was gescheitert ist und die Politiker sollten nicht das Schicksal vom politischen Europa an die Währung koppeln. Denn von Wirtschaft haben die Herren und Damen keine Ahnung.

    16:15 Uhr, 17.02.2015
  • Chronos
    Chronos

    Bin mal gespannt ob Student was sagt. Krugmann ist ein Anti-Keynes und aus dem Handbuch für VWLér, Eigentlich aus dem Smith-Lager, neutral und objektiv, naja....

    15:39 Uhr, 17.02.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    Wir hatten das schon einmal...

    http://www.welt.de/finanzen/article108413049/Schon...

    Und nichts gegen Krumann, nur Yale 322 Antlantikbrücke, das ist alles - Nur keiner mit europäischem Gedanken, max. Wiener Schule subventioniert von den Skull & Bones Yankees.

    Die Yankees wollen uns nichts Gutes, nur ihre eigenen Interessen besser vertreten.

    https://emsnews.wordpress.com/2010/09/10/japan-kru...

    Hier wirft niemand die Griechen raus, hier wird gezockt, nur nicht mit Krieg wie in der Ukraine.

    15:23 Uhr, 17.02.2015

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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