Analyse
12:00 Uhr, 25.05.2022

SOCIAL CHAIN – Das Social-Desaster

Im Fernsehen geben die Löwen Georg Kofler und Ralf Dümmel stets ein gutes Team und eine gute Figur ab. Doch an der Börse werden auf Dauer nicht nur flotte Sprüche und Marketing-BlaBla bewertet.

Erwähnte Instrumente

  • The Social Chain AG - WKN: A1YC99 - ISIN: DE000A1YC996 - Kurs: 11,350 € (XETRA)

Hier zählen am Ende die Zahlen und der Gewinn. Und hier hapert es bei der gemeinsamen Löwen-Unternehmung an allen Ecken und Enden. Nach Rekordverlusten im letzten Jahr und dem Absturz der Aktie kommen heute die Zahlen zum ersten Quartal. Der Werbe- und E-Commerce Branche geht es allgemein gerade nicht gut. Wie schlägt sich die Social Chain in diesem Umfeld?

Der Hype

Die Aktie der Social Chain ist aus einer Manteleinbringung in ein gescheitertes E-Commerce-Unternehmen entstanden. Seither wurden zahlreiche Firmen eingebracht, Höhepunkt war aber sicherlich im letzten Jahr die Fusion mit DS Gruppe von Ralf Dümmel.

Dümmel ist bei Social Chain nun Einkaufsleiter und Mitglied im Vorstand. Geleitet wird das Unternehmen von Wanja S. Oberhof. Kofler ist Großaktionär und fädelt Deals im Hintergrund ein.

Befeuert durch zahlreiche TV-Auftritte und positive Pressemeldungen, gelang es den Kurs der Social Chain von 10 EUR in 2020 auf über 50 EUR im letzten Jahr zu pushen. Marketing können die Jungs eben und Selbstvermarktung gehört bei Aktien, die nicht durch Ertragsstärke glänzen können, dazu.

Der Absturz

Seit der Fusion von Kofler und Dümmel und dem allgemein angeschlagenen Umfeld für Meme und Hype-Aktien geht es auch hier wieder steil bergab mit dem Kurs. Die Aktie ist wieder da wo sie hergekommen ist und notiert bei etwa 11-12 EUR.

Der Börsenwert beträgt damit um die 180 Mio. EUR. Im letzten Geschäftsjahr musste Social Chain 57 Mio. EUR an Verlust ausweisen oder fast 7 EUR je Aktie. Laut Bilanz summieren sich langfristige und kurzfristige Finanzverbindlichkeiten auf 400 Mio. EUR. Die Zahlungsmittel hingegen betragen nur 16 Mio. EUR. Das schaut mehr als düster aus!

Heute kommt nun also der Bericht zum ersten Quartal. Demnach erzielte Social Chain aus dem Verkauf der Anteile an der KoRO einen im Konzernergebnis erfassten Entkonsolidierungsgewinn von 39,2 Mio. EUR. Die Umsatzerlöse belaufen sich auf 124,8 Mio. EUR. Das EBITDA beläuft sich auf 23,9 Mio. EUR. Klingt gut, nur leider endet die Gewinn- und Verlustrechnung hier auch schon wieder. Wo EBIT und Gewinn landen, bleibt offen. Der deutliche Umsatzanstieg ist kaum organischer Natur, sondern liegt fast nur an Übernahmen wie der von DS.

Fazit: Social Chain bemüht sich nicht um Transparenz! Man will nicht mit Zahlen punkten, sondern setzt auf Buzzwords. Immerhin, die Finanzverbindlichkeiten konnten scheinbar etwas zurückgeführt werden, liegen aber immer noch bei 314 Mio. EUR. Ein Ritt auf der Rasierklinge! Aktie bitte meiden! Das Papier ist nur etwas für Zocker.

The Social Chain AG
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1 Kommentar

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  • Mark G
    Mark G

    In Zeiten steigender Zinsen und Geldverknappung dürften solche Zombies demnächst verschwinden. Anleger, die darauf eingefallen sind, sind die großen Verlierer.

    12:24 Uhr, 25.05. 2022

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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