Kommentar
11:41 Uhr, 13.05.2022

So tief kann der US-Aktienmarkt fallen

Anleger sollten sich besser anschnallen: Im absoluten Extremfall könnte der S&P 500 noch um mehr als 80 Prozent abstürzen.

Sind US-Aktien nach den Kursverlusten der vergangenen Monate bereits wieder billig? Sollte man jetzt wieder Aktien kaufen, um von einer breiten Erholungsbewegung zu profitieren? Oder sollte man lieber noch vorsichtig sein und mit weiteren Abwärtsbewegungen rechnen? Viele Anleger stellen sich derzeit diese Fragen.

Um einzuschätzen, wie "billig" oder "teuer" der US-Aktienmarkt aus fundamentaler Perspektive ist, hat sich das sogenannte Shiller-KGV bewährt. Wie das normale KGV setzt das Shiller-KGV den Kurs (in diesem Fall den Kurs des breiten US-Large-Caps-Index S&P 500) ins Verhältnis zu den Unternehmensgewinnen. Im Gegensatz zum normalen KGV wird beim Shiller-KGV allerdings der inflationsbereinigte Durchschnittsgewinn der vergangenen zehn Jahre verwendet.

In Boom-Phasen steigen in der Regel nicht nur die Kurse, sondern auch die Unternehmensgewinne in ungeahnte Höhen, nur um dann bei der nächsten Krise wieder steil abzustürzen. Durch die Verwendung des Durchschnittsgewinns der vergangenen zehn Jahre gleicht das Shiller-KGV die durch den Konjunkturzyklus verursachten Schwankungen des Gewinniveaus der Unternehmen aus.

Ein Blick auf den Verlauf des Shiller-KGVs zeigt, wie sich die Bewertung des S&P 500 durch den jüngsten Kursrutsch bereits verringert hat. Im Vergleich mit dem langfristigen Durchschnitt befindet sich das Shiller-KGV allerdings weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.

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Durch den jüngsten Kursrutsch hat sich das Shiller-KGV bereits von 39 auf ca. 30 verringert. (Auf Basis des Schlusskurses von Donnerstagabend.) Damit befindet sich die Bewertung aber weiterhin auf einem Niveau, das in den vergangenen 140 Jahren nur in drei Perioden erreicht wurde, und zwar im Vorfeld der Weltwirtschaftskrise ab 1929, rund um die Internetblase zur Jahrtausendwende sowie in den vergangenen fünf Jahren.

Würde die Bewertung auch nur auf das langfristige Durchschnittsniveau (Shiller-KGV von ca. 17,3) zurückfallen, müsste der S&P 500 auf rund 2264 Punkte sinken, was einem Minus von rund 42 Prozent entsprechen würde.

Noch deutlich größere Kursverluste müssten eingeplant werden, wenn der S&P 500 wieder auf die historischen Bewertungstiefs der vergangenen 140 Jahre fallen sollte:

  • Während der Finanzkrise von 2008 ermäßigte sich das Shiller-KGV auf 13,3. Dies würde aktuell einem Kursniveau von rund 1.740 Punkten im S&P 500 und einem Minus von rund 56 Prozent entsprechen.
  • Anfang der 1980er Jahre und damit während der letzten Hochinflationsphase stürzte das Shiller-KGV auf 6,7 ab. Dies würde heute einem Niveau im S&P 500 von nur 877 Punkten entsprechen. Um dieses Niveau zu erreichen, müsste der Index um rund 78 Prozent einbrechen.
  • Zu Beginn der 1920er Jahre erreichte das Shiller-KGV sogar einen Wert von 4,8. Der S&P 500 müsste um rund 84 Prozent auf 628 Punkte einbrechen, um wieder dieses Bewertungsniveau zu erreichen.
Vergleichsniveau für Shiller-KGV Shiller-KGV Kurs im S&P 500 Veränderung
langfristiger Durchschnittswert 17,3 2.264 Punkte - 42 %
nach dem Platzen der Internetblase 13,3 1.740 Punkte - 56 %
Hochinflationsphase Anfang der 80er Jahre 6,7 877 Punkte - 78 %
Beginn der 1920er Jahre 4,8 628 Punkte - 84 %

Es gibt natürlich keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass der US-Aktienmarkt bewertungstechnisch tatsächlich wieder die Niveaus vergangener Jahrzehnte ansteuert. Allerdings zeigt der Blick auf das Shiller-KGV, dass es angesichts der bisherigen Kursverluste keineswegs ausgemachte Sache ist, dass es nicht noch deutlich tiefer gehen kann. Bewertungstechnisch besteht auf der Unterseite noch sehr viel Spielraum. Im Extremfall könnten die bisher im S&P 500 verzeichneten Kursverluste erst der Beginn einer sehr viel größeren Abwärtsbewegung gewesen sein.


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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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