Kommentar
07:05 Uhr, 21.11.2020

So sehr hängt die Börse am Tropf der Notenbanken

Ohne Geldschwemme stünden die Kurse ganz woanders. Da sind sich alle einig. Wie stark Quantitative Easing (QE) die Kurse beeinflusst hat, da gehen die Meinungen allerdings auseinander.

Vor kurzem machten Charts von der Société Générale die Runde. Diese zeigen den Kursverlauf von US-Indizes mit und ohne den Effekt von QE. Das Ergebnis ist spektakulär. Der S&P 500 stünde demnach ohne QE heute 50 % tiefer. Der Effekt von QE lässt sich allerdings nicht beobachten. Wie kommt man da zu einer solchen Schlussfolgerung? Die Bank berechnet den Effekt der QE Programme über die Zinsen. Die Zinsen wären ohne QE höher. Gleichzeitig haben Zinsen einen Effekt auf das Bewertungsniveau. Je höher die Zinsen, desto niedriger die Bewertung. Weiß man wie groß der Effekt von QE auf die Zinsen war, kann man den Kurs von Indizes neu berechnen. Auch der Effekt auf die Zinsen lässt sich nicht beobachten. Hier haben unterschiedliche Investmentbanken und auch die Notenbank selbst Studien erstellt, um den Effekt zu bestimmen. Mit diesen Werten lassen sich Kurse ohne QE berechnen. Für den S&P 500 habe ich das getan. Das Ergebnis ist sehr ähnlich zu dem der Société Générale.


Man kann an der Berechnungsmethode viel kritisieren. Das Kursniveau hängt maßgeblich davon ab, wie stark QE die Zinsen gesenkt hat. Ob der S&P 500 ohne QE nun bei 1.800 oder 2.500 Punkten stünde, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Der genaue Punktestand ist aber weniger wichtig als die Tendenz.

Die Tendenz zeigt, dass der Markt ohne QE einen gehörigen Korrekturbedarf hätte. Anleger sind auf QE angewiesen. Ohne die Geldschwemme müssten sich Anleger auf harte Zeiten einstellen. Selbst ohne neue Krise oder Rezession hat der Markt einen Korrekturbedarf von 50 %. Das ist enorm.

Die meisten Bärenmärkte sind deutlich milder. Oft dreht der Markt nach einer Korrektur von 30 % wieder nach oben. Die letzten zwei großen Bärenmärkte (2008 und zur Jahrhundertwende) waren Ausnahmen. Der Markt halbierte sich. Im Normalfall ist die Korrektur weniger stark ausgeprägt.


Wenn der Markt also allein aufgrund von QE schon 50 % korrigieren muss, kann man sich nur ansatzweise vorstellen, was geschieht, wenn es dann noch eine Krise gibt. Zum Glück können sich Anleger relativ sicher sein, dass Notenbanken immer wieder intervenieren werden. Der Schaden für die Wirtschaft wäre einfach zu groß.

Eine Halbierung der Indizes ist daher nur ein sehr theoretischer Korrekturbedarf. QE wird auch in Zukunft immer wieder eingesetzt. Solange QE vom Gesetzgeber nicht als illegal unterbunden wird, bleibt das Bewertungsniveau permanent höher.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Expat
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    Zum Glück können sich Anleger relativ sicher sein, dass Notenbanken immer wieder intervenieren werden. Der Schaden für die Wirtschaft wäre einfach zu groß.

    -- das ist er durch die lockdowns auch. The great reset hat aber Vorrang.

    https://www.tichyseinblick.de/...

    07:55 Uhr, 21.11. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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