Kommentar
20:03 Uhr, 08.03.2019

So schnell wie an der Börse geht es in der wirtschaftlichen Realität nicht

Der Markt war zuletzt schwach. Das hat einen Grund. Die Vorfreude auf bessere Konjunkturdaten entpuppt sich als unberechtigt.

Wir wissen, weshalb Anleger zu Jahresbeginn Aktien gekauft haben. Die US-Notenbank ist bei der Straffung der Geldpolitik weniger aggressiv und der Handelskonflikt steht vor dem Ende. Vor lauter Freude darüber wurde gekauft.

Vorfreude ist die schönste Freude. Wenn dann die Fakten präsentiert werden, gibt es nicht selten gehörige Ernüchterung. So ein Tag war der Freitag. Handelsdaten aus China zeichnen ein düsteres Bild. Die Exporte brachen um mehr als 20 % ein und die Importe um ca. 5 % (Grafik 1).


Der Einbruch des Handels kam überraschend. Ein kleiner Rückgang wurde erwartet, nicht aber ein regelrechter Crash. Das wirft nun Fragen auf, zumal die Exporte so stark einbrachen wie selten zuvor. Seit 1994 gab es nur 6 Monate mit einem größeren Rückgang, die fast alle zur Zeit der Finanzkrise auftraten.

Chinas Exporte sagen viel über die globale Lage aus, da China in die meisten Länder große Mengen exportiert. Die Konjunktur ist weltweit also weiterhin äußerst schwach. Das wurde durch andere Daten noch einmal unterstrichen.

In Deutschland befindet sich die Industrie weiterhin auf Schrumpfkurs. Der Auftragseingang sank zu Jahresbeginn um 2,6 % gegenüber Dezember 2018 und um 3,8 % gegenüber Januar 2018 (Grafik 2).


Zuletzt gab es eine solche maue Phase 2011 und 2012. Damals tobte die Eurokrise und Deutschland befand sich in einer Rezession. Formal befindet sich Deutschland nicht in einer Rezession, allerdings stagniert die Wirtschaft – und was nicht ist, kann noch werden.

Anleger hat das in den ersten 8 Wochen des Jahres nicht gestört. Sie haben die Hoffnung gekauft, dass es bald wieder besser wird. So bald wird es aber nicht wieder besser. An der Börse änderte sich das Sentiment innerhalb von Tagen. Im Herbst griff Angst um sich, der Markt fiel innerhalb weniger Wochen um 20 %. Dann kam Hoffnung auf und der Markt stieg um 20 %.

Die Börse hat damit innerhalb von nicht einmal einem halben Jahr erst eine Rezession eingepreist und dann wieder eine Boomphase. So schnell geht es in der Realität nicht. Dort sind Trends viel langsamer und langanhaltender. Der Abschwung, der im Herbst begonnen hat, ist noch lange nicht zu Ende. Er wird sich bis Mitte 2019 hinziehen.

Im besten Fall geht es danach wieder aufwärts. Im schlimmsten Fall stehen wir erst am Anfang des Abschwungs. Bis das geklärt ist, wird der Trend an der Börse mehrmals wechseln. Bis das Gegenteil bewiesen ist, gehe ich davon aus, dass es in der zweiten Jahreshälfte wieder besser wird. Rücksetzer sind also Kaufgelegenheiten.

Clemens Schmale

Exklusive Inhalte. Wertiger Zeitvorteil. Push-Benachrichtigungen. Einen ganzen Tag im Monat alle Premium-Services nutzen. Nur 9 Euro pro Monat. Jetzt Godmode PRO testen!

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

1 Kommentar

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • wizardmw
    wizardmw

    Wir haben den bisherigen Konjunkturaufschwung mit aller Gewalt erzwungen. Dieser ist nicht aufgrund einer soliden und gesunden Basis entstanden, sondern nur durch das historisch einmalige weltweite Schuden- und Gedlddruckexperiment entstanden. Die Folgen werden weitreichend sein. Entweder ein fürchterlicher Crash wird die Korrektur der Ungleichgewichte bringen oder wir werden jahrelanges Siechtum erleben.

    22:30 Uhr, 08.03. 2019

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten