Kommentar
00:00 Uhr, 17.03.2009

So dumm sind Zeitungsjournalisten

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Sehr geehrte Privatanleger,

vor einigen Tagen sah ich in einer angesehenen Tageszeitung, unter der Rubrik „Tops & Flops“, ein Bild von Warren Buffett. Dem kurzen Artikel zufolge sei Berkshire Hathaway (WKN A-Aktie: 854075, WKN B-Aktie: 900567) ein Flop.

Es stimmt, dass sich der Kurs von Berkshire in Dollar seit Anfang 2008 fast halbiert hat. Vordergründige Argumente dafür gibt es viele: Das vierte Quartal war das fundamental schlechteste, welches Berkshire je hatte. Der Buchwert je Aktie fiel um fast zehn Prozent, weil etliche Investments im Kurs gefallen und niedriger zu bewerten sind. Die Gewinne je A-Aktie fielen von 6.200 Dollar im Jahr 2007 auf 3.900 Dollar im Jahr 2008.

Hinzu kam, dass Buffett maßgeschneiderte Put-Optionen „geschrieben“ hat (als Stillhalter tätig wurde) und theoretisch – theoretisch! – mit über 40 Milliarden Dollar im Risiko ist. Der Clou: Buffett muss dem Käufer der Optionen nur dann Geld zahlen, wenn bestimmte Indizes nach 2019 (das ist der früheste Ausübungszeitpunkt für eine der Optionen) auf Null gehen. In der Zwischenzeit hat Buffett eine Prämie von vier Milliarden Dollar erhalten, die sich mit Zins und Zinseszins vermehren kann. Bei zehn Prozent Rendite wären das zum Beispiel im Jahr 2019, dem frühesten Ausübungszeitpunkt, bereits zehn Milliarden Dollar.

Und die Wahrscheinlichkeit, dass ein großer Index in zehn Jahren auf Null geht, ist Null: Seit 1962 fiel der S&P-Index nur an 58 Tagen aller denkbaren Zwölf-Jahres-Perioden unter sein Ausgangsniveau, und dann auch nur um durchschnittlich fünf Pro­zent. Die Wahrscheinlichkeit, dass Buffett mit die­sen Optionen Geld verliert, geht gegen Null. Die Gegenpartei muss schon in einer ziemlichen Zwangslage gewesen sein, wenn sie solche Optionen brauchte.

Allerdings müssen die Optionen nach den Buch­haltungsregeln mit der sinnlosen Black-Scholes-Formel berechnet werden, bei der sich der Wert aus der Volatilität (den Schwankungen der letzten Monate) des Underlyings berechnet. Das hat zwar NICHTS mit dem Wert dieser langfristigen Option zu tun, aber es mindert buchhalterisch zunächst einmal den Gewinn (der dann eben später verbucht wird). Und nur auf den schauen die Journalisten.

Auf dem jetzigen Preisniveau ist Berkshire meine absolute Top-Empfehlung. Der Buchwert der Aktien liegt bei 70.000 Dollar, der jetzige Kurs bei 74.000 Dollar. Berkshire hat Liquidität und Investments in Qualitätsaktien in Höhe von ebenfalls circa 70.000 Dollar je Aktie in der Bilanz.

Wenn Sie die Aktie kaufen, bekommen Sie also zunächst einmal frei veräußerbare Vermögensgegenstände im Wert des jetzigen Kursniveaus. Die Gewinne von 4.000 Dollar je Aktie bekommen Sie gratis dazu (und wer sagt, dass es nicht nächstes Jahr 6.000 oder 7.000 Dollar je Aktie sind). Verdoppeln wird sich die Aktie allemal.

Die Berkshire B-Aktie ist übrigens die bessere Empfehlung. Da die Aktie von weniger starken Händen gehalten wird, ist sie stärker gefallen als die A-Aktie.

Und übrigens: Jetzt könnte die Stimmung an den Märkten drehen!

In meiner letzten Kolumne schrieb ich, dass die letzten großen Trendwenden 2000 und 2003 Mitte März eingeleitet wurden. Nachdem wir nun einen Totalausverkauf hatten, scheinen erste Käufer zurückzukehren. Von einem Insider hörte ich zudem heute, dass die Banken wieder anfangen, Projekte zu finanzieren.

Wenn Sie noch investieren wollen, zögern Sie nicht zu lange!

Auf gute Investments,

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

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