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11:06 Uhr, 24.04.2013

Small-Cap-Mythen: Kleine Unternehmen werden unterschätzt

London (BoerseGo.de) – Die Kleinen schlagen oft die Großen. Dennoch haben Anleger gegenüber den vermeintlich Kleinen häufig Vorbehalte – zu Unrecht. Viele Investoren glauben immer noch, dass kleinere Unternehmen (Small Caps) generell anfälliger sind als große Konzerne (Large Caps) – vor allem mit Blick auf die Bilanzen. Dies ist allerdings nach der Ansicht von Frank Gannon, Principal bei der 100prozentigen Legg Mason-Tochter Royce & Associates, ein Mythos. „Unsere 40-jährige Erfahrung lehrt uns, dass bei genauerem Hinsehen unter den zahlreichen Small Caps viele konservativ kapitalisierte Kleinunternehmen zu finden sind. Solide Unternehmen mit einem geringen Verschuldungsgrad können sich leichter und günstiger Kredite verschaffen als hoch verschuldete Firmen“, erläutert Gannon. Und dies sei angesichts der künftig strengeren Kapitalvorgaben für Banken, die als die wichtigsten Kreditgeber fungieren, von großer Bedeutung für die Zukunft der Unternehmen.

„In unseren Unternehmens-Analysen messen wir die Verschuldung, indem wir uns das Verhältnis von Vermögenswerten zu Eigenkapital ansehen. Bemerkenswert ist, dass (per 31.12.2012) 53 Prozent des Small-Cap-Index Russell 2000 (ohne Finanztitel) unseren Bilanztest bestanden hätten, während es beim Large-Cap-Index Russell 1000 (ohne Finanztitel) nur 33 Prozent der Titel gewesen wären“, sagt Gannon. Historisch betrachtet, waren konservativ kapitalisierte Firmen solide Investments. „Die auf Small Caps spezialisierten Analysten von Furey Research Partners zeigten in einer aktuellen Studie mit einem Betrachtungszeitraum von zehn Jahren, dass die am wenigsten verschuldeten Firmen im Russell 2000 um rund die Hälfte ihres Wertes zulegten, während die Aktienkurse der am höchsten verschuldeten Firmen des Index lediglich um 1,3 Prozent stiegen“, erläutert Gannon.

Andererseits sei es so, dass in jüngster Zeit hoch verschuldete Unternehmen von dem Niedrigzinsumfeld und den günstigen Finanzierungskosten profitieren und somit ihre Schulden umstrukturieren konnten. In der Folge stiegen die Aktienkurse dieser Unternehmen. Während von April 2011 bis September 2012 hoch verschuldete Firmen um 0,2 Prozent zulegten, gaben im gleichen Zeitraum gering verschuldete Unternehmen im Russell 2000 um 10,5 Prozent nach. „Dennoch sind wir davon überzeugt, dass die Tage, an denen überschuldete Firmen vom niedrigen Zinsniveau profitieren, gezählt sind. Weiterhin glauben wir, dass starke Unternehmen mit ausgeglichenen Bilanzen für Investoren wieder interessanter werden. Wir gehen davon aus, dass Unternehmen mit gesunden Fundamentaldaten langfristig herausragende Renditen erzielen – insbesondere, wenn sie zu einem attraktiven Preis erworben wurden“, sagt Gannon.

Solidität und Stärke werden Small Caps häufig abgesprochen, was sich bei genauerem Hinsehen aber als Vorurteil entpuppt. Ein anderer Anlegermythos lautet: Dividenden sind ein Privileg von Large-Cap-Aktien. Auch hier zeigt die Erfahrung, dass dies nicht der Realität entspricht. Im Gegenteil: Small Caps gehen oft mit Dividenden einher. Dividenden von kleineren Unternehmen bieten in einem Aktienportfolio zweierlei: Einen effektiven Puffer gegen Volatilität und eine starke Komponente für ein Total-Return-Investment – besonders in ertragsschwachen Zeiten. Aus unserem Research geht hervor, dass zum Stichtag (31.12.2012) 1193 von 4105 Small-Caps (mit einer Marktkapitalisierung bis zu 2,5 Milliarden Dollar) eine Dividende gezahlt haben. Davon betrug bei 763 Unternehmen die Dividendenrendite zwei Prozent oder mehr.

Dividenden sind ein Merkmal für die Qualität eines Unternehmens. Sie tragen zudem dazu bei, das Investmentrisiko zu reduzieren. Aus Angst heraus, gab es eine Flucht in einen vermeintlich risikolosen Bond-Ersatz im Aktienmarkt und preiswerte Qualitätsunternehmen, welche freien Cash-Flow erzielen und beständig Dividenden zahlen, wurden zurückgelassen. Wir glauben an diese qualitätsstarken, kleineren Unternehmen, deren Aktien beständige, relative und absolute Erträge bieten. Small Caps werden allerdings immer noch unterschätzt. „Unser Ziel ist es, Investoren die Vorteile dieser Anlageklasse zu verdeutlichen und die Missverständnisse, die im Zuge der Mythenbildung entstanden sind, offenzulegen. Dies ist ein Prozess und wir arbeiten daran – jeden Tag“, kommentiert Gannon abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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