Sinn und Unsinn in der Energiedebatte
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London (GodmodeTrader.de) – Die politische Energiedebatte treibt seltsame Blüten. Erneuerbare Energien als Allheilmittel zu sehen und konventionelle Energieträger zu verdammen ist schlicht und einfach realitätsfern. Dieser Ansicht ist das Team von Pyrford International bei BMO Global Asset Management. Das auf Qualitäts- und Value-Investments spezialisierte Team hat sich in einer aktuellen Marktanalyse mit dem politischen und unternehmerischen Opportunismus rund um das Thema „Erneuerbare Energien“ auseinandergesetzt.
Die Welt in „gut“ und „böse“ einzuteilen, könne manchmal dazu beitragen, komplexe Sachverhalte besser zu verstehen. Beim Thema „Erneuerbare Energien“ sei dies jedoch nicht hilfreich. Deren Befürworter sprächen häufig von den „schmutzigen“ konventionellen Energiequellen. Viele höben hervor, dass die „grüne“ Energie heute bereits so günstig zu produzieren sei wie etwa Kohle und Erdgas. Hier stelle sich nur eine Frage: Warum sind eigentlich die vom Steuerzahler finanzierten Subventionen erforderlich, um Erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft zu etablieren?
„Ein Beispiel für die zum Teil fragwürdig geführte politische Debatte ist der Energiestreit in Australien, dem Land mit beachtlichen Ressourcen an Kohle, Erdgas und Uran. Im September 2016 kam es im Süden des Landes in einem Bundesstaat nach heftigen Stürmen zu einem Energie-Blackout – ausgelöst durch übermäßig sensible Schutzmechanismen in verschiedenen Windparks, was schließlich die gesamt Windkraft-Energieversorgung lahmlegte. Mehr als die Hälfte der Energie wird in dem Staat durch Wind und Sonne erzeugt. Der Ausgleich für die Zufuhrschwankungen liefert das benachbarte Victoria – Südaustralien schloss 2015 sein letztes Kohlekraftwerk“, so das Team von Pyrford International bei BMO Global Asset Management.
Eine der größten Ironien in der Energiedebatte sei: Je mehr „grüner Strom“ hergestellt werde – etwa durch Wind- und Solarkraft – desto größer sei die Anzahl der „Backups“, die über konventionelle Energieträger bereitgestellt werden müssten. Kohle- und Gaskraftwerke könnten aber nicht nach Belieben ein- und ausgeschaltet werden. Selbst wenn sie es könnten, bräuchte es massive Subventionen, um den „On-Off-Modus“ umzusetzen. Es werde davon ausgegangen, dass sich in Australien die Subventionen für Erneuerbare Energien auf jährlich drei Milliarden Australische Dollar belaufen würden. So überrasche es nicht, dass dies zur schnellen Inflation bei den Energiepreisen beitrage. Dies sei im Grunde auch nichts anderes als eine Steuer. Australien produziere nur ein Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen für den Energieverbrauch. In China (27 Prozent), USA (16 Prozent) und Indien (7 Prozent) sei dies deutlich mehr. Insofern sei Australien in der globalen Umweltdebatte irrelevant. Dennoch böte es einen ausgezeichneten Mikrokosmos des politischen und unternehmerischen Opportunismus, der Wahltaktik und der wissenschaftlichen Verschleierung, die es auf der ganzen Welt gebe, heißt es weiter.
„Laut einem im September veröffentlichten Bericht der US Energy Information Administration (EIA) werden fossile Brennstoffe im Jahr 2040 immer noch 77 Prozent des Energieverbrauchs ausmachen – trotz des schnellen Wachstums der Erneuerbaren Energien. Letztere sollen zwischen 2015 und 2040 jährlich um 2,3 Prozent wachsen, während der Kohleverbrauch im Wesentlichen unverändert bleibt. Erdgas ist der am schnellsten wachsende fossile Brennstoff. Erdöl und andere fossile Brennstoffe bleiben die größten Quellen für die Energieversorgung, obwohl ihr Anteil voraussichtlich bis 2040 von 33 auf 31 Prozent sinken wird“, so die BMO-Experten.
Eine andere wichtige Prognose der EIA sei, dass weltweit das größte Energiewachstum in Ländern außerhalb der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) stattfinde. Demnach mache das „Non-OECD-Asien“ – dominiert von Indien und China – mehr als die Hälfte des weltweiten Energieverbrauch-Anstiegs aus. Kein Wunder, denn diese Volkswirtschaften hätten einen deutlich schneller steigenden Pro-Kopf-Verbrauch als die 34 OECD-Mitgliedsstaaten, heißt es weiter.
„Fossile Energieträger werden in den kommenden Jahren noch benötigt – auch wenn dies aus umweltpolitischer Sicht ein ernüchternder Gedanke ist. Zugleich dürfte auch klar sein, dass der weltweite Schub für Erneuerbare Energien auf lange Sicht unaufhaltsam ist. Dennoch erscheint es unvermeidlich, dass viele Akteure im Bereich der ‚grünen‘ Stromerzeugung stattliche Renditen einfahren werden – mit Hilfe der Steuergelder“, so die BMO-Experten.
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