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12:39 Uhr, 06.06.2019

„Sind EU-Sanktionen gegen Italien Grund für Panik am Anleihemarkt?“

Jean-Marie Mercadal, CIO beim französischen Asset Manager OFI, rät Anlegern, nicht in Panik zu verfallen. Der Euro sei ein politisches Konstrukt, er werde in jedem Fall gerettet, und er werde überleben.

Paris (GodmodeTrader.de) - Falls die EU-Kommission gegen Italien Sanktionen verhängt, halten wir die Auswirkungen auf die italienische Wirtschaft für eher gering, da der Strafbetrag wohl nur 0,2 Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts ausmachen dürfte. Allerdings würden diese Sanktionen das Haushaltsdefizit weiter ansteigen lassen – also genau zum Gegenteil dessen führen, was eigentlich bewirkt werden soll. Außerdem wäre eine solche Maßnahme kein gutes Signal für das Vertrauen von Unternehmen in einer ohnehin schon schwachen Wirtschaft, wie Jean-Marie Mercadal, CIO beim französischen Asset Manager OFI, in einem aktuellen Kommentar schreibt.

Die Sanktionen würden natürlich dem italienischen Anleihemarkt zusetzen – aber nicht sehr viel. Die Risikoaufschläge gegenüber deutschen Bundesanleihen seien bereits gestiegen, allerdings weniger stark als in vergangenen Phasen mit angespannten Marksituationen. Der Grund: Niemand spreche darüber, dass Italien den Euro verlassen werde. Es werde keinen Italexit geben. Und: Viele internationale Anleger hätten bereits den italienischen Anleihemarkt verlassen, so dass es im Moment weniger potentielle Verkäufer italienischer Anleihen gebe, heißt es weiter.

„Wir erwarten nur geringe Auswirkungen auf die Anleihemärkte anderer EU-Staaten. Die meisten haben Anstrengungen unternommen, um ihre Haushaltsdefizite und die Staatsverschuldung in Grenzen zu halten“, so Mercadal.

Nur mit Frankreich könnte es eventuell ein Problem geben, weil das Haushaltsdefizit über den drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts liege, die vom Maastricht Vertrag vorgegeben seien. Allerdings scheine das Risiko auch bei Frankreich letztendlich gering zu sein, da das Land systemrelevant für den Euro sei, heißt es weiter.

„Unsere Empfehlung an Anleger lautet, nicht in Panik zu verfallen. Der Euro ist ein politisches Konstrukt, auch wenn es aus wirtschaftlicher Sicht kein logisches ist. Der Euro wird in jedem Fall gerettet, und er wird überleben. Daher sind wir der Meinung, dass kein großes Risiko darin besteht, in italienische Anleihen zu investieren – ganz besonders nicht in volatilen Zeiten“, so Mercadal.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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