Kommentar
21:14 Uhr, 10.01.2019

Sind die Deutschen reich?

Deutsche Politiker behaupten gerne, dass wir reich sind. So falsch liegen sie mit dieser Behauptung nicht.

Deutschland ist reich, heißt es immer. Es gibt natürlich auch andere Sichtweisen. In regelmäßigen Abständen tauchen Studien auf, die etwas ganz anderes sagen. Dabei geht es nicht darum, dass Deutschland in diesen Studien etwa nicht reich wäre, sondern darum, dass es nicht so reich ist wie z.B. Italien.

Gerade Italien, geht da so manchen wohl durch den Kopf. Hier wurde gerade erst eine Krise abgewendet. Die Regierung wollte mehr Schulden machen als erlaubt. Katastrophenszenarien kamen da sofort in den Sinn. Macht die Regierung Unsinn, muss Italien auch noch gerettet werden und das, obwohl das Land doch reicher ist als Deutschland.

Die Frage ist immer, wie genau man Reichtum misst. Das Durchschnittsvermögen liegt in Deutschland inzwischen bei ca. 240.000 Euro. In Italien sind es „nur“ noch 200.000. Im Durchschnitt ist der deutsche Privathaushalt vermögender. Jahre der Krise in Italien haben es möglich gemacht.

In Italien wächst das Vermögen seit Jahren nicht mehr bzw. ist sogar teils geschrumpft. In Deutschland schrumpfte das Gesamtvermögen seit 1991 nur ein einziges Mal, im Jahr 2008 (Grafik 1). Inzwischen liegt das Vermögen bei 14 Billionen Euro. Verschuldet sind Deutsche im internationalen Vergleich wenig. Der Schuldenberg der Privathaushalte liegt gerade einmal bei 1,8 Billionen Euro.


Fast die Hälfte des Vermögens ist Geldvermögen. Ganz besonders beliebt ist einfach Bargeld (Grafik 2). Aktien werden nicht geschätzt. Das Geldvermögen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Im Verhältnis wird aber sogar weniger in Aktien investiert als noch vor 20 Jahren.

Wie dem auch sei, deutsche Privathausalte sitzen auf mehr als 12 Billionen an Vermögen. In Italien ist es deutlich weniger, auch auf den einzelnen Haushalt gerechnet. Das Problem liegt aber ohnehin nicht an dieser Stelle. Vielmehr geht es um den Staat. Der deutsche Staat ist vergleichsweise reich.

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Die Schulden konnten seit 2012 abgebaut werden (Grafik 3). Netto, nach Schulden, schlägt immerhin noch ein Vermögen von knapp 3 Billionen Euro zu Buche. Ob sich der Staat hier reich rechnet, ist schwer zu sagen. Eingerechnet werden Gebäude und Anlagen, darunter auch militärisches Gerät.

Rechnet man das Vermögen der Privathaushalte und des Staates zusammen, so ist Deutschland deutlich reicher als Italien. Das ändert allerdings nichts daran, dass in Italien selbst viel Geld zu holen wäre, wenn sich der Staat nicht mehr finanzieren kann. Es ist daher mehr als verständlich, wenn man es als ungerecht empfindet, dass im Krisenfall andere zahlen sollen.

Deutschland könnte deutlich reicher sein, wenn es nicht ausschließlich auf Bargeld zählen würde. Das ist einer der großen Unterschiede zu andere Ländern. Im Ernstfall ist aber vor allem Bares Wahres. Was nützt Italien das Vermögen in Immobilien, wenn diese im Krisenfall 70 % an Wert verlieren? Der Staat kann nur auf Barvermögen zugreifen (Geld, Aktien usw.). Eine Immobilie kann er zwar verstaatlichen, aber wenn diese nicht in Geld getauscht werden kann, hilft das wenig. Auch höhere Steuern auf Immobilien bringen wenig Einnahmen, wenn den Haushalten das Geld fehlt, um überhaupt zahlen zu können.

Wegen der eher konservativen Wertanlage erscheint Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern nicht übermäßig reich. Die Lage ist aber auch nicht so dramatisch, wie sie teils dargestellt wird. Als Volkswirtschaft ist Deutschland nicht arm, aber auch nicht überdurchschnittlich reich. Dafür ist das Vermögen krisenbeständiger.

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36 Kommentare

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  • amateur
    amateur

    ...reich ist (nur), wer weiß, dass er genug hat...

    19:56 Uhr, 11.01. 2019
  • eddy123
    eddy123

    "Im Ernstfall ist aber vor allem Bares Wahres. Was nützt Italien das Vermögen in Immobilien, wenn diese im Krisenfall 70 % an Wert verlieren?" Soso, bei welcher Art einer Krise? Das kann man leicht drehen: Was nützt Deutschland das Vermögen in Bargeld, wenn dieses bei einer Inflation (im Krisenfall) 70 % an Wert verliert? Zudem können sich Staaten ihr Geld auch in der Krise leicht selbst erzeugen (EZB) - das ist momentan sowieso Kult, passiert jeden Tag, es kommt nur nicht beim deutschen Michel an. (natürlich auch nicht beim italienischen, doch das ist ein anderes Thema)

    Herr Schmale, Ihre Berichte sind i.d.R. gut verfasst und stichhaltig. Dieser jedoch ist m.E. leider eine Enttäuschung. Der Vergleich mit Italien zeigt in keinster Weise, wo die die Deutschen in der Reichtumsskala stehen.

    Eine Analyse im Bereich Know-How der Geldanlage wäre wesentlich interessanter und auch sinnvoller. Dadurch könnte man zumindest erahnen, welche Nation in Gelddingen (durch den Wissensvorsprung) in 10 Jahren reicher da stehen wird (und welche nicht).

    19:17 Uhr, 11.01. 2019
  • tetsui
    tetsui

    Wenn 1 Besitzer Familie einer Handelskette 40 Milliarden besitzt und die 40000 Mitarbeiter nichts, dann sind im Durchschnitt alle Millionäre.

    18:09 Uhr, 11.01. 2019
  • PANAMENE
    PANAMENE

    natürlich sind die Deutschen reich: reich an Schulden und Zahlungsverbindlichkeiten. Die sind sogar so reich, daß sie ihre Exporte über Target 2 selbst finanzieren...über die Rentner, die Pfandflaschen sammeln, sehen wir mal groszügig hinweg...

    18:01 Uhr, 11.01. 2019
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Im Hintergrund Franzosen .......... Davor ein Deutscher auf dem Weg zur Arbeit ,Steuern beizutragen 😂😂

    16:52 Uhr, 11.01. 2019
  • Gargol
    Gargol

    Diese Erkenntnisse sind genauso aussagefähig wie die mittlere Höhe der Alpen.

    13:39 Uhr, 11.01. 2019
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Allein mir fehlt der Glaube !!! Waehle mir seit 2013 einen Wolf !!! Immer ne Partei die Steuersenkungen und Abschaffungen zb Erbschaftssteuerabschaffung sowie sofortige Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild FORDRT !

    Sinnlos ! Waehlen alle weiter Cdu SpD Gruen ............ Reine Ironie!

    12:50 Uhr, 11.01. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • Schellnober
    Schellnober

    Meine Meinung: Die Frage der Überschrift und der einzig fett gedruckter Satz im Text sind Aussage genug. Der Rest sind Worte und Diagramme von einem gewissen Standpunkt aus. Wie wird bilanziert, wie der Durchschnitt errechnet (Mittel, Median, Modal)?

    12:46 Uhr, 11.01. 2019
  • coba1992
    coba1992

    Der Artikel lässt nur schmunzeln, suggeriert doch etwas, das in dieser Darstellung nicht existiert: Die deutschen Privathaushalte seien reich oder sagen wir wohlhabend.

    Er zeigt nicht, wieviel Menschen -absolut betrachtet - Teilhaber des zitierten 12 Billionen-Vermögens sind. Das ist letztlich die Kernfrage: Wieviele besitzen was?

    Bei einem seit Jahren wachsenden Niedriglohnsektor und in der Gesamtbetrachtung zunehmend prekären Beschäftigungsverhältnissen, fragt sich, WER ist reich und wer nicht. Und bei wem häuft sich der beschriebene Vermögenszuwachs am Ende des Tages an? Es findet im Wesentlichen Vermögenskonzentration und -wachstum in den Kreisen statt, die schon immer wohlhabend und reich waren.

    Das kann man in jeder seriösen Studie, die sich mit der gesellschaftlicher Verteilung der Mehrwerte befasst nachlesen.

    Die Deutschen als Gesamtheit sind reich-richtig.

    Der Deutsche (Michel) ist es nicht.

    Würde er die Ursachen begreifen, wäre es auch schlecht bestellt, um die vom Autor eingangs erwähnten Politiker und ihre falschen Behauptungen. Somit ist auch klar, dass weiter hübsch suggestiv behauptet wird, was nicht stimmt.

    12:26 Uhr, 11.01. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • grinder1337
    grinder1337

    soll heißen: "bleibt nur zu hoffen, dass sie den großen KRACH richtig interpretieren..."

    12:09 Uhr, 11.01. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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