Kommentar
10:00 Uhr, 25.06.2008

Sind Automobilwerte jetzt wirklich hitverdächtig?

Anleger, die momentan in Automobilwerte investieren, brauchen wahrlich Nerven wie Drahtseile, wurde diese Branche doch von der Unsicherheit an den Finanzmärkten und der rasanten Entwicklung des Ölpreises besonders schwer erschüttert. Auch von den Analysten hagelt es in diesen Tagen nicht zuletzt angesichts schlechter Absatzzahlen und Ausblicke reihenweise Abstufungen. Gerade in die aktuelle Ausverkaufsstimmung an den Börsen platzt jetzt auch noch JP Morgan mit seinem neuen Multi Hit Discount Plus Zertifikat auf fünf internationale Autotitel, bei dem der Emittent dem Anleger die ausgebombte Branche mit seinem neuen Multi-Hit-Mechanismus schmackhaft machen möchte.

Wie bei anderen „Multis“ auch, ist das Papier von der Wertentwicklung jeder einzelnen Aktie abhängig und steht unter Umständen auch hier am Ende das gefürchtete „Worst-of“-Prinzip. Neu an dem Ganzen ist allerdings, dass von den fünf Protagonisten Porsche, Ford, General Motors, Renault und Daimler „nur“ drei ihr Ziel wirklich erreichen müssen, sprich im Rahmen der Discount-Plus-Struktur ihre Barriere von 60 Prozent des Ausgangskurses über das gesamte Laufzeitjahr zu verteidigen haben. Ein Überschreiten des Puffers durch die beiden anderen Werte wäre dann unschädlich. Darüber hinaus steigt der Investor in das Produkt mit einem Abschlag von 15 Prozent ein, was bedeutet, dass sich der Einstandskurs am gestrigen Emissionstag bei einem Nennwert von 100 Euro auf 85 Euro belief. Sollte das erwünschte Szenario also nicht aufgehen und mehr als zwei Aktien ihre Sicherheitsschwellen reißen, so bemisst sich die Rückzahlung am Laufzeitende im Verlustfall nach der Wertenwicklung des schlechtesten Wertes ausgehend von einem Niveau bei 100 Prozent. Notiert der Worst-Performer also beispielsweise 30 Prozent unter seinem Ausgangsniveau, so führt das beim Zertifikat aufgrund des Discounts „nur“ zu einem Verlust von 17,65 Prozent. 15 Prozent Verlust würden den Anleger sogar noch einmal ungeschoren davon kommen lassen.

Aber schließlich kauft man das Zertifikat ja nicht allein wegen seiner Qualitäten im Negativfall, sondern möchte auch eine entsprechende Rendite erzielen. Diese liegt bei dem „Multi-Hit“ ausgehend von dem Einstiegskurs bei Emission bei 17,65 Prozent, was zu einer maximalen Rückzahlung von genau 100 Euro führt. Eine weitere Partizipation an steigenden Automobilwerten ist hier allerdings aufgrund des Caps nicht möglich.

Der BörseGo Tipp:

Ob das Zertifikat am Ende tatsächlich der „Hit“ sein wird, kann heute niemand sagen. Vielleicht hätte es aber stattdessen auch gleich ein „Multi“ mit zwei oder drei Basiswerten getan. Auch hilft der 3-aus-5-Mechanismus herzlich wenig, wenn die ganze Branche weiterhin unter starkem Abgabedruck stehen sollte.

Automobil Multi Hit Discount Plus Zertifikat (quanto)

Emittent/WKN:

JP Morgan / JPM9QB

Laufzeit:

29.06.2009

Preis: (25.06.2008)

Geld / Brief: 81,93 € / 82,65 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten