Kommentar
16:28 Uhr, 29.04.2021

Sind Anleihen besser als Aktien?

Seit Jahrzehnten wird uns eingebläut, dass Aktien die bessere Alternative sind. Das ist falsch.

Im derzeitigen Zinsumfeld scheinen Anleihen überhaupt keine gute Idee zu sein. An Zinsen bekommt man wenig. In den USA gibt es für 10-jährige Anleihen immerhin noch 1,6 % pro Jahr. In Deutschland liegt der Wert im negativen Bereich. Anleihen erscheinen gegenüber Aktien also nicht attraktiv. Hier gibt es eine Dividendenrendite von 1,6 % in den USA und in Europa meist mehr als 2 %, wenn man einen marktbreiten Index kauft. Bei Anleihen kann man nicht auf unendliche Kursgewinne wetten. Sinkt der Zins, kann zwar der Kurs der Anleihe steigen, aber Zinsen sinken nicht endlos. Irgendwann ist die Untergrenze erreicht. Eine Aktie hingegen kann um den Faktor 10 oder 100 steigen. Es spricht nicht besonders viel für Anleihen. Trotzdem zeigt die Historie, dass Anleihen über weite Teile sehr gute Anlagen waren. Sie waren sogar so gut, dass man bis zum Ende der Großen Depression durch Aktien keinen Vorteil hatte. Erst seit dem Ende der Großen Depression divergieren die Schicksale von Aktien und Anleihen.


Der Grund dafür ist schnell gefunden. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts fielen die Zinsen entlang großer Zyklen (Grafik 2). Investoren bekamen einen anständigen Zins und konnten langfristig leichte Kursgewinne erzielen. Zinsen schwankten zwischen 2 % und 8 %. Für Anleger war das ein guter Deal.

Dann stiegen die Zinsen plötzlich und systematisch ab den 50er Jahren bis Anfang der 80er Jahre. Die Zinsen, die Investoren jedes Jahr erhielten, wurden durch die Kursverluste aufgefressen. Die Rendite war über 30 Jahre lang leicht negativ. Seit dem Zinshoch Anfang der 80er Jahre kommt es wieder zu systematisch fallenden Zinsen. Anleihen waren ein gutes Investment.

Die Historie zeigt, dass Anleihen über lange Zeiträume Aktien schlagen können. Selbst über 50 Jahre ist das möglich. Grafik 3 zeigt dazu die jährliche Rendite von Aktien und Anleihen über Zeiträume von 30 und 50 Jahren. Nach der Finanzkrise war die zurückliegende Performance über die vorherigen 30 Jahre von Anleihen so gut wie die von Aktien.


Wenn man hört, dass Aktien Anleihen über lange Zeiträume immer schlagen, ist das nicht korrekt. Sind Anleihen deswegen aber unbedingt besser?

Das hängt davon ab, ob man an eine Normalisierung der Lage glaubt. Die große Divergenz zwischen Aktien und Anleihen ist auf den Zeitraum von 1950 bis 1980 zurückzuführen. In der über 200-jährigen Geschichte ist diese Divergenz eher die Ausnahme und nicht die Regel.

Man kann sich aktuell nicht vorstellen, dass Anleihen über die nächsten 10 oder 20 Jahre eine ähnlich gute Performance wie Aktien haben können. Der Mangel an Vorstellungskraft macht das jedoch nicht unmöglich. Alle Modelle deuten darauf hin, dass Aktien im kommenden Jahrzehnt nur Renditen im tiefen einstelligen Bereich abwerfen werden. Tiefer einstelliger Bereich, das ist das, was auch Anleihen bieten.

Clemens Schmale


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  • nashorn
    nashorn

    Interessanter Artikel, sind die Aktiendaten eh inkl. Dividenden gerechnet ?

    13:57 Uhr, 30.04.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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