Kommentar
08:58 Uhr, 19.01.2021

Sind 2 Billionen Dollar Konjunkturpaket zu viel für die USA?

Wenn es ein Land gibt, dass klotzt statt kleckert, dann sind es die USA. Es gibt aber auch ein Zuviel an Konjunkturhilfen. Die USA könnten mit einem neuen 2-Billionenpaket diese Grenze überschreiten.

Die grundsätzliche Reaktion vieler Regierungen kann man unterstützen. Man kann ja nicht die Schließung der Wirtschaft anordnen, erwarten, dass sich alle daran halten und dann keine Hilfe bereitstellen. Lockdowns ohne Hilfen hätten schnell in einem Aufstand gemündet. Man erkauft sich quasi die Gefolgschaft der Bürger.

Trotz der Millionen, die im Stundentakt ausgegeben werden (in Deutschland gibt der Staat für Unterstützungen über 20 Mio. pro Stunde aus, in den USA mit einem neuen Hilfspaket fast eine halbe Milliarde) erreicht das Geld nicht alle. Gerade in den USA, wo es Kurzarbeit nicht gibt, haben viele ihren Job verloren oder arbeiten weniger.

Offiziell sind etwas mehr als 10 Mio. Menschen ohne Arbeit. Aufgrund von Fehlerhebungen dürften es tatsächlich mehr als 15 Mio. sein. Die Zahl der Menschen, die auf Lebensmittelmarken angewiesen ist, dürfte von 35 Mio. auf 50 Mio. gestiegen sein. Viele können ihre Mieten nicht mehr zahlen und müssen Obdachlosigkeit befürchten, wenn das Moratorium für Zwangsräumungen ausläuft.

So gesehen kann es gar nicht genug Hilfe geben. Das Problem der jetzigen Politik ist, dass mit der Gießkanne vorgegangen wird. Jeder bekommt ein bisschen Geld. Für die, die es wirklich brauchen, ist es zu wenig. Andere benötigen es schlichtweg nicht. Gerade gutbezahlte Jobs wurden erhalten. Viele erhalten trotzdem die Direktzahlung vom Staat.

Dank der Gießkanne kommen die USA auf die mit Abstand größten Hilfen für Bürger und Wirtschaft (Grafik 1). Da die Hilfen nicht nur denen zukommen, die sie brauchen, landet viel Geld auf den Konten der Bürger. Die Sparquote ist trotz des Rückgangs in den letzten Monaten immer noch historisch hoch. Mit neuen Direktzahlungen wird die Quote wieder ansteigen.


Die Bankeinlagen von Haushalten sind zuletzt mit 20 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen (Grafik 2). Das entspricht 1,3 Billionen Dollar mehr als vor einem Jahr. Das ist enorm und zeigt wie viel Geld gar nicht benötigt wird. Die Gießkanne macht es möglich.

Man fragt sich, wieso das nicht besser geht. Krisen treten regelmäßig auf. Man könnte sich eigentlich im Vorfeld überlegen wie man auf eine Krise reagiert. Da das nicht funktioniert, sind Konjunkturprogramme häufig ineffizient. Gerade in dieser Krise wäre es am effizientesten, wenn die Existenz gesichert wird und Geldgeschenke erst dann erfolgen, wenn die Wirtschaft wieder komplett öffnen kann. Bis es soweit ist, landet das Geld auf den Konten. Keiner weiß, ob es von dort jemals in den Konsum und die Wirtschaft fließt. Nach dem Gießkannenprinzip sind zwei Billionen zu viel und zum falschen Zeitpunkt. Es könnte zu einer unerwarteten wirtschaftlichen Entwicklung führen. Mehr dazu an anderer Stelle.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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