Kommentar
18:00 Uhr, 22.03.2008

SILBER - Auffällige Beobachtungen - Was ist da los ?

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  • Silber
    ISIN: XC0009653103Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Binnen drei Tagen hat Silber um 22% oder fast fünf Dollar nachgegeben. Doch diesmal scheint die Situation etwas anders zu sein, als im April 2006, als das weiße Metall schlagartig ein Drittel im Preis verlor. Inhaber von gehebelten Anlageprodukten haben wohl alles verloren oder zumindest einen ganz großen Teil davon. Wer Barren und Münzen besitzt, kam aus seinen Positionen gar nicht so schnell wieder heraus. Es mag sich später vielleicht als Glücksfall herausstellen.

Auf den Internetseiten der Edelmetallhändler war zu beobachten, wie schnell die noch vorhandene Menge binnen weniger Stunden weggekauft wurde. Am Abend hatte niemand mehr die Standardprodukte im Angebot. Bis auf einige Spezialitäten war nichts zu bekommen. Händler, mit denen ich Kontakt habe berichteten, dass die Nachfrage explodierte, am Markt aber nichts zu bekommen sei. Dazu gesellen sich noch das eine oder andere Produktionsproblem der großen Münzprägestätten und inzwischen auch wieder Wartezeiten bei einigen Standardprodukten.

Der Markt scheint zerrissen zu sein, durch Papierverkäufe massakriert und durch Nachfrage leergefegt. In der Zwischenzeit scheint aber nicht viel passiert zu sein. Eine Unze Silber ist weiter eine Unze Silber. Der Wert ist unveränderlich, der Preis dagegen wohl, wie man gestern sehen konnte. Welche Faktoren haben also den Preis so beeinflussen können? Wer auf Kredit Papiersilber kaufte, dem wird wohl der Allerwerteste auf Grundeis gegangen sein. Es gab zudem Gerüchte, dass die Hinterlegungssummen für Futures (Margins) erhöht werden sollen. Das trieb einige Hasardeure aus dem Markt. Die großen Commercials mit ihren Millionen leerverkauften Unzen werden wohl wochenlang auf diese Gelegenheit gewartet haben, die technischen im Plus liegenden Fonds in Aufruhr zu versetzen und ihre Longpositionen aufzugeben. Das Spiel kennt der Silberbug inzwischen. Zudem gab es Gerüchte, ein besonders großer Hedgefonds hat Schwierigkeiten und seine Positionen verkauft. Gerüchte! Alles auf einmal. Zufall? Auch Gold fiel von 1020 USD auf fast 900 USD zurück und liegt damit auf Jahressicht immer noch im Plus, im Gegensatz zu den großen Indizes der Welt.

Technisch gesehen ist der Aufwärtstrend weiter intakt. Die Fahnenstange ist abgesägt und die Papiertiger lecken sich die Wunden. Der Markt scheint wieder sauberer zu sein als noch vor wenigen Tagen. Doch für wen spielt eine Rolle, wenn der Anlagehorizont sich auf Jahre erstreckt, und physisches Silber als Reserve für schlechte Zeiten gedacht ist? Viele Silberbesitzer sind doch genau wegen dieser finanziellen Hiobsbotschaften aus der Welt der Hochfinanz in Sachwerte geflüchtet. Und ob sich die negativen Realzinsen so schnell gegen Edelmetalle stellen? Wegen des Preisrutsches wird zudem auch nicht mehr aus dem Boden gebrochen.

Am physischen Angebot hat sich in den letzten Wochen auch kaum etwas verändert. Was aus der Erde kam, wurde nicht nur von der Industrie aufgekauft, sondern auch von inzwischen mehr und mehr Flüchtlingen, die Papier in echte harte Ware tauschen. Niemandem quillt das Silber aus den Ohren wie zu Zeiten der Hunt-Brüder, als diese den Silbermarkt mit physischen Käufen und vor allem Futures versuchten zu cornern. Die Papierfutures wurden ihnen zum Verhängnis, denn die Regeln wurden geändert, was echtes Silber schon damals nicht interessierte, aber die Papierpositionen. Wir wissen, wie es ausging.

Solange das mediale Gesicht von Heraeus, Herr Wolfgang Wrzesniok-Roßbach gegen Silber argumentiert, ist die Welt noch in Ordnung. Er schreibt seit Jahren trotz steigender Preise gegen das Metall. Herr Wrzesniok-Roßbach hätte es besser wissen können, was mit dem Silberpreis passiert. Kostprobe aus dem September 2007 gefällig? Bitteschön!

Eine (durchaus vorstellbare) Abschwächung des Wachstums aufgrund der Hypothekenmarktkrise in den USA könnte vorwiegend industriell genutzte Edelmetalle wie Silber und die Platinmetalle eher treffen, als das Gold,. Dies würde die momentan zu beobachtende Skepsis erklären.

Nun zuerst einmal stelle ich die Vermutung an, dass Herrn Wrzesniok-Roßbach als Angestellter dieser Firma seinen Job gerne macht und diesen auch braucht, weil er ja von was leben muß. Also ist er in seiner Meinung zum Edelmetallmarkt nicht so frei wie man vielleicht glauben möchte. Diese Vermutung erhärtet sich dadurch, dass die Firma Heraeus Mitglied der Silver User Association (SUA) ist. [Link "http://www.silverusersassociation.org/directory/index.shtml" auf www.silverusersassociation.org/... nicht mehr verfügbar]

Das ist genau die Organisation, die vor Einführung des ersten Silber-ETF vehement gegen diesen Fonds gekämpft hat und behauptet hat, es würde nicht genügend Silber für diesen Fonds geben. Es ist also nicht zu erwarten, dass ein Vertreter eines Unternehmen das der SUA angehört, die Menschen über Zeitungsartikel dazu animiert Silber in Barrenform zu kaufen und zu Hause unter das Kopfkissen zu legen. Ganz im Gegenteil. Dies dürfte wohl auch für Gold und andere Metalle zutreffen. Stellen wir uns doch einmal vor, was passieren würde wenn ein anerkannter Fachmann in einer seriösen Zeitung den Lesern von ausgezeichneten Kurschancen der Edelmetalle berichten würde. Er würde unter Zahnärzten und Einkäufern der Industrie regelrechte Panik auslösen. Die Industrie würde bei Erwartung von stark steigenden Preisen zu Vorratshaltung übergehen müssen. Das würde bedeuten, dass ein regelrechter Nachfragetsunami die Heraeus überrennen würde. Doch das nur nebenbei.

Am physischen Markt hat sich nichts geändert. Nur der Preis kam wieder deutlich zurück. Einige Papierhalter mögen jetzt pleite sein. Wer physisches Silber dagegen hatte, dem ist das nicht passiert. Aus gutem Grund: Physisches Silber geht nicht pleite. Niemals! Und es kann auch (noch) nicht aus dünner Luft gedruckt werden.

Frank Meyer - TV-Moderator bei n tv

http://www.frank-meyer.tv/

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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