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12:44 Uhr, 19.05.2015

Signifikanter Rückgang der Devisenreserven in Schwellenmärkten

Executive Chairman der Templeton Emerging Markets Group Mark Mobius zufolge ist das Niveau der Reserven heute weniger relevant, da eine umfangreiche Kriegskasse mit Devisen zur Verteidigung der Wechselkurse unnötiger ist.

Frankfurt (BoerseGo.de) - Für Investoren, die sich für Geldanlagen in Schwellenmärkten interessieren, war der konstante Anstieg der Devisenreserven während der vergangenen zwei Jahrzehnte ein wichtiger Aspekt. In vielen Fällen stiegen diese auf ein höheres Niveau als in den meisten Industrieländern. Diese Reservenbildung gab Schwellenmärkten die Möglichkeit, dominante Ankäufer von US- und europäischen Anleihen zu werden. Ein genereller Rückgang der Devisenreserven in Schwellenmärkten im vergangenen Jahr veranlasst Experten nun jedoch darüber nachzudenken, ob möglicherweise die Gefahr eines noch signifikanteren Rückgangs mit den damit verbundenen, verhängnisvollen Auswirkungen auf den Markt besteht, wie Mark Mobius, Executive Chairman der Templeton Emerging Markets Group, in der aktuellen Ausgabe des „Beyond Bulls and Bears Bulletin“ schreibt.

Die Gesamtdevisenreserven in den Schwellenmärkten seien in letzter Zeit tatsächlich geschrumpft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) habe gemeldet, die Devisenreserven in Schwellenmärkten seien gegenüber dem Vorjahr von ihrem Höchststand etwas über acht Billionen US-Dollar im zweiten Quartal 2014 um 114,5 Milliarden US-Dollar auf 7,74 Billionen US-Dollar 2014 zurückgegangen, heißt es.

Aber trotz der Berichte über die marginale Reduzierung der Devisenreserven in Schwellenmärkten blieben diese nach wie vor die primären Gläubiger der Welt. Schwellenmarktländer erschienen auch aus mehreren anderen Gründen insgesamt stärker als die Industriemärkte insgesamt. Zum Beispiel aufgrund der günstigeren demografischen Situation und dem prognostizierten Wirtschaftswachstum. In der Tat prognostiziere der IWF ein BIP-Wachstum in fortschrittlicheren Volkswirtschaften von 2,4 Prozent für 2015, während in Schwellen- und Grenzmärkten ein Wachstum von 4,3 Prozent erwartet werde, so der Kommentar weiter.

„Betrachtet man den Rückgang der Devisenreserven in Schwellenmärkten im breiteren makroökonomischen Kontext erachten wir ihn als recht geringfügig. Es ist vielleicht viel eher eine Frage der Auswirkungen auf die Industriemärkte als auf die Schwellenmärkte. Unserer Meinung nach ist das Schwinden der Devisenreserven, das für 2014 verzeichnet wurde, im Kontext des enormen Wachstums der Devisenreserven seit der asiatischen Finanzkrise vor zwei Jahrzehnten relativ unbedeutend. Die Schwellenmarktreserven bleiben auch weiterhin auf einem äußerst hohen Niveau, das immer noch viermal höher ist als noch im Jahr 2004. Mit wenigen Ausnahmen erscheint das Niveau der Devisenreserven heute mehr als ausreichend, um die kurzfristigen Finanzierungserfordernisse zu bedienen“, so Mobius.

Devisenreserven seien in den 1970er, 80er und 90er Jahren von grundlegender Bedeutung gewesen. Viele Schwellenmärkte hätten damals ausländische Währungen (US-Dollar, japanische Yen oder die Deutsche Mark) als Anker genutzt, um die Inflation unter Kontrolle zu halten, insbesondere in lateinamerikanischen Ländern mit stark inflationären Trends. Mit wenigen Ausnahmen sei Inflation für die meisten Schwellenmarktländer ein Problem der Vergangenheit. Das solle nicht heißen, dass Inflation in Zukunft nie mehr zu einem Problem werden könne. Aber viele Länder hätten erfolgreich Inflationsziele als geldpolitisches Mittel nutzen können oder ihre Notenbanken hätten aus eigener Kraft Glaubwürdigkeit gewinnen können. Interventionen über die Nutzung von Währungskursen als Werkzeug zur Inflationskontrolle seien daher weitgehend ein Ding der Vergangenheit. Viele Länder seien daher hinsichtlich der Gestaltung ihrer Geldpolitik unabhängiger geworden und die meisten von ihnen koppelten ihre Landeswährung nicht mehr an den US-Dollar, heißt es weiter.

„Unserer Ansicht nach bedeutet das, das Niveau der Reserven ist im Allgemeinen weniger relevant, denn die weiter verbreitete flexible Zinspolitik reduziert das Erfordernis, über eine umfangreiche Kriegskasse mit Devisen zur Verteidigung der Wechselkurse zu verfügen“, so Mobius.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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