Kommentar
16:10 Uhr, 20.07.2022

"Shiller-KGV": Würde Robert Shiller jetzt Aktien kaufen?

Robert Shiller hat einen der besten Bewertungsmaßstäbe für den Aktienmarkt entwickelt. Würde er den Bärenmarkt jetzt kaufen?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.936,69 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.936,69 Pkt (S&P)

Was Robert Shiller selbst tun würde, wissen wir natürlich nicht. Wir kennen aber den von ihm entwickelten Indikator, der einfach wie bestechend ist. Im Prinzip ist es das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Anstatt jedoch nur ein Jahr zu betrachten, werden die realen Unternehmensgewinne der letzten 10 Jahre zur Berechnung herangezogen.

Für kurzfristig orientierte Anleger ist dieses Langfrist-KGV von wenig Nutzen. Es ist kein Timing-Instrument. Es zeigt an, ob der Markt attraktiv oder zu hoch bewertet ist. Die Folgen einer zu hohen oder niedrigen Bewertung zeigen sich erst in den zukünftigen Jahren. Das Shiller-KGV sagt etwas über die zu erwartende Rendite der nächsten 10 Jahre aus.

Mit einem aktuellen Wert von 29 ist das KGV immer noch hoch. Ob man den Wert mit den letzten 10 oder 70 Jahren vergleicht, ist unerheblich. In beiden Fällen ist ein Wert von 29 kein Schnäppchen. Grafik 1 zeigt dazu das KGV und einen zweiten Indikator, den Einkaufsmanagerindex.


Auf den ersten Blick haben beide kaum Gemeinsamkeiten. Das KGV kann steigen, wenn der Einkaufsmanagerindex fällt und umgekehrt. Der Eindruck täuscht jedoch. Es ist alles nur eine Frage der Darstellung. Vergleicht man den Einkaufsmanagerindex mit der Veränderung des KGV, ist die Korrelation hoch (Grafik 2).

Zeitweise sind beide Zeitreihen deckungsgleich. Konträre Bewegungen gibt es nur in Ausnahmefällen. Der Crash von 1987 führte etwa dazu, dass das KGV deutlich fiel. Der Wirtschaft ging es allerdings nach wie vor gut. Der Einkaufsmanagerindex stieg weiter.

In einem kürzeren Zeitfenster zeigt sich besonders deutlich, wie gut beide Indikatoren zusammenpassen (Grafik 3). Dabei lässt sich bei den vergangenen zwei Bärenmärkten eine Übertreibung der Bewertung nach unten erkennen. Das KGV fiel mehr, als es aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung hätte fallen müssen.


Auch jetzt ist das KGV der Wirtschaft vorausgeeilt. Eine Übertreibung nach unten besteht bereits, wenn sich die Lage nicht weiter eintrübt. Leider wissen wir nicht mit Sicherheit, ob sich die Lage weiter eintrübt oder nicht. Nun stellt sich noch die Frage, weshalb die Korrelation von Einkaufsmanagerindex und KGV überhaupt von Interesse ist.

Es ermöglicht das, was das KGV alleine nicht kann: Timing. Der Aktienmarkt ist zudem sehr stark zum Einkaufsmanagerindex korreliert. Die Performance des S&P 500 auf Jahressicht entwickelt sich entlang des Einkaufsmanagerindex (Grafik 4). Auch hier zeigt sich eine Übertreibung gegenüber der wirtschaftlichen Entwicklung.


Am Ende hängt alles davon ab, wie schlimm der wirtschaftliche Abschwung noch wird. Stabilisiert sich die Lage auf aktuellem Niveau, ist der Markt trotz eines hohen KGVs überraschenderweise ein Kauf. Die Bewertung ist attraktiver, als sie auf den ersten Blick erscheint.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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