Seturion der Börse Stuttgart: Mit der Blockchain gegen Zentralverwahrer
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“Wir haben eine pan-europäische Settlement-Plattform gebaut, auf der wir Transaktionen mit tokenisierten Wertpapieren abwickeln können”, erklärt Seturion-Chefin Lidia Kurt im Gespräch mit BTC-ECHO auf dem Finance Summit in Stuttgart. Abwicklung bedeutet: den Tausch von Cash gegen Vermögenswert nach einem Handel. “Unsere Lösung funktioniert ohne Gegenparteirisiko, ohne Zentralverwahrung und ohne ein Pre-Funding.”
Wenn Blockchain, dann ohne Zentralverwahrer
Der Kern des Modells: Die Blockchain ersetzt die zentrale Instanz. “Wir machen den Zentralverwahrer überflüssig, nicht die Bundesbank. Wir nutzen das Zahlungsverkehrssystem der Bundesbank, denn Zentralbankgeld ist das Geld, in dem Banken derzeit abwickeln wollen.” Das Paradigma verschiebt sich: “Es braucht niemand mehr, der eine Datenbank führt und registriert, wem was gehört. Die Assets sind auf der Blockchain – das ist nun die Datenbank.”
Damit setzt Seturion ein starkes Signal gegenüber der Frankfurter Konkurrenz, genauer gesagt dem Zentralverwahrer der Deutschen Börse, Clearstream. Diese Cashcow muss sich zunehmend der Frage stellen, wofür man sie in Zukunft noch benötigt, wenn alle Assets digital sind.
Seturion legt sich bewusst nicht auf bestimmte Standards fest – weder auf der Geldseite, wo man für normales Zentralbankgeld, CBDCs wie auch Stablecoins offen ist, noch auf der Assetseite, wo sowohl Public Blockchains wie Ethereum als auch eingeschränkte DLT-Systeme unterstützt werden.
Seturion will Liquidität entfesseln
Die Vorteile seien spürbar: “Wir sprechen von Kostensenkungen von bis zu 90 Prozent – sowohl bei der Emission als auch bei der Abwicklung. Das gilt für die unterschiedlichen Anlageklassen, etwa für strukturierte Produkte, Anleihen oder Geldmarktinstrumente.”
Besonders für Treasury-Abteilungen großer Konzerne könne das einen Gamechanger darstellen: “Heute dauert es zwei Tage, bis Liquidität aus dem Verkauf eines Geldmarktfonds wieder verfügbar ist. Mit einem tokenisierten Wertpapier und über Seturion abgewickelt, geht das in Minuten.”
Silos kicken, für eine europäische Kapitalmarktunion
Ein weiterer Vorteil liegt in der Auflösung nationaler Silos: “Die Zentralverwahrer sind in jedem Land ein Silo. Das macht es kompliziert, über Grenzen hinweg Wertpapiertransaktionen abzuwickeln. Diese Hürde fällt weg, weil die Blockchain keine Grenzen kennt.” Damit adressiere Seturion auch eine Kernschwäche des europäischen Kapitalmarkts: “Wenn wir die Silos aufbrechen und die Fragmentierung überwinden, fördern wir einen einheitlichen EU-Kapitalmarkt.”
Angesichts unseres schwachen Kapitalmarkts in der EU, verglichen mit anderen Regionen, die nicht mit einem derartigen Flickenteppich zu kämpfen haben, wäre dies ein wichtiges Puzzlestück, um der Vision einer Kapitalmarkunion ein klein wenig näherzukommen.
Börse Stuttgart: Mit Seturion gegen EU-Monopole?
Die Börse Stuttgart sei für diese Innovation prädestiniert. “Wir sind die sechstgrößte Börsengruppe in Europa – und die größte ohne eigenen Zentralverwahrer. Genau deshalb können wir neu denken und Innovation vorantreiben. Wenn man einen monopolistischen Zentralverwahrer betreibt, ist der Anreiz, das System zu revolutionieren, sehr gering.”
Mit diesem Vorstoß dürfte sich die Börse Stuttgart bei nationalen Zentralverwahrern und den angeschlossenen Börsenbetreibern wenig Freunde machen. Doch genau darin liegt der Kern der Blockchain-Technologie: Sie schafft überflüssige Mittelsmänner ab.
Jetzt muss geliefert werden
Der Auftakt von Seturion wirkt vielversprechend – doch erst im kommenden Jahr, wenn die Plattform live geht, wird sich zeigen, ob Seturion hält, was es verspricht. Die Konkurrenz schläft nicht und Player wie beispielsweise 21X sind bereits mit einem Sekundärmarkt live.
Hier wird es interessant zu beobachten, wie schnell Seturion es schafft, die PS auf die Straße zu bringen. Spannend bleibt zudem die Frage, welche Handelsplätze in Europa sich künftig an Seturion anbinden werden, um als Sekundärmärkte die Abwicklungsplattform zu nutzen.
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