Fundamentale Nachricht
09:30 Uhr, 22.03.2016

Schwenkt das Pendel um?

Deutsche Anleger sollten nach Meinung von Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG, die Konsolidierungsphase zu Aktienkäufen nutzen.

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  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.866,99 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Pullach im Isartal (GodmodeTrader.de) – Trotz des anhaltenden Pessimismus vieler Stimmungsindikatoren an den weltweiten Börsen, lässt die jüngste Erholung an den Aktienmärkten auf eine Trendwende hoffen. Allerdings hat die EZB mit ihrer jüngsten Leitzinssenkung für eine hohe Schwankungsbreite an den Börsen gesorgt, wie Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Erstens, und dies gelte unverändert, dürfte sich die kaum noch vorhandene Verzinsung oder der in vielen Bereichen des Anleihenuniversums herrschende Negativzinsen auf lange Sicht kaum ändern. Diese Negativzinsen seien mittlerweile in Ländern zu finden, die ein Viertel des Welt-Bruttosozialprodukts ausmachten. In absoluten Zahlen seien das ca. sieben Billionen US-Dollar. Zweitens sei derzeit ein technischer Effekt auszumachen. Das weltweite Volumen an ausgegeben Anleihen sei mit rund 200 Billionen Dollar mehr als dreimal so groß wie an Aktien. Das Verhältnis verschiebe sich weiter zugunsten von Anleihen. Folglich sollten durch ein geringeres Angebot an Aktien die Kurse an den Börsen steigen. „Wir erwarten für die kommenden Monate steigende Unterstützung für die Aktienkurse und ein Auslaufen des seit Jahresanfang anhaltenden Negativtrends“, so Ehrhardt.

Taktgeber der Weltbörsen in nächster Zeit dürften die USA sein. Hier sei eine zu starke Konjunkturbelebung, die zu einer baldigen Zinserhöhung führe, kaum in Sicht. Die revidierte Steigerung der Wachstumsrate der US-Wirtschaft im vierten Quartal 2015 von 0,7 Prozent auf eine Jahresrate von 1,0 Prozent sei kein Hinweis auf eine Wachstumsbeschleunigung. In diesem Lichte sei eine Rückkehr zu „normaleren" Zinsen eine Phantom-Diskussion. Zumal die US-Wirtschaft mit dem größten Staatsdefizit aller Zeiten (seit 2009 ca. 8,5 Billionen US-Dollar) sowie mit rund vier Billionen Dollar neu gedrucktem Geld durch das sogenannte Quantitative Easing angekurbelt worden sei und lediglich die schwächste Konjunkturerholung der Nachkriegszeit herausgekommen sei. Eine weitere Erhöhung der Zinsen würde eine neue Rezession auslösen. Deshalb sollte auch die US-Notenbank an der Niedrigzins-Politik festhalten. Der oft befürchtete Gegenwind für die Börsen weltweit dürfte deshalb vorerst ausbleiben, heißt es weiter.

Nachdem die EZB am 10. März 2016 den Leitzins erstmals auf null Prozent gesenkt habe, könnten die Börsen einen weiteren Schub erhalten. Klassische Sparmodelle würden damit noch unattraktiver und Aktien mit hohen Dividendenrenditen umso interessanter. Zudem böten die günstigen Kredite eine Chance für Unternehmen. Negativ-Zinsen einerseits und Dividendenrenditen von bis zu fünf Prozent bei soliden deutschen Standardwerten – wo Kürzungen der Dividenden unrealistisch erschienen – andererseits, passten nicht zusammen. Dies wäre nur gerechtfertigt, wenn weltweit ein Konjunkturabsturz drohe, so der Finanzexperte weiter.

„Eine Rezession ist aus heutiger Sicht aber nicht zu erkennen – wenngleich dies immer als ein möglicher Grund für die steile Börsentalfahrt zu Jahresbeginn genannt wurde. Die Entwicklung der Realwirtschaft bietet keinen Grund zur Sorge. Und eben jene Dividendentitel zeigten über die letzten Jahre einen stetigen Aufwärtstrend – allerdings haben deutsche Anleger davon nicht profitiert. Im Gegenteil. Der Anteil der Deutschen am Aktienbesitz ist extrem gesunken, beim MDAX soll es nur noch 17 Prozent deutsche Aktionäre geben. Nutznießer waren hauptsächlich Investoren aus angelsächsischsen Ländern und zunehmend aus China. Da sich nach den teils massiven schwer begründbaren Kursrückschlägen vieler solider Werte Chancen ergeben haben, sollten die deutschen Anleger die derzeitige Konsolidierungsphase zu Käufen nutzen“, so Ehrhardt.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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