Schwellenländer: Droht jetzt ein Mega-Crash?
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In den vergangenen Jahren waren die Geldschleusen in den USA und anderen entwickelten Volkswirtschaften weit geöffnet. Da die Konjunktur in Nordamerika, Europa und Japan am Boden lag, floss ein Großteil des billigen Geldes auf der Suche nach höherer Rendite in die Schwellenländer. Viele aufstrebende Volkswirtschaften erlebten einen regelrechten Boom.
Damit ist es nun erst einmal vorbei: Da die Fed ihre ultralockere Geldpolitik weiter zurückfährt (siehe hier), wird nun kräftig Kapital aus den Schwellenländern abgezogen. Daneben haben viele der aufstrebenden Volkswirtschaften mit hausgemachten Problemen zu kämpfen: In der Türkei hat beispielsweise der Korruptionsskandal, in den höchste Regierungskreise verstrickt sein sollen, für große Unsicherheit gesorgt. In China belasten die angeschlagene Liquiditätssituation der Banken und ein möglicherweise riesiges Volumen an faulen Krediten. Außerdem droht eine Konjunkturabkühlung.
Wegen des Kapitalabzugs geraten die Aktienmärkte und die Währungen von Ländern wie der Türkei, Indien, Indonesien, Südafrika, Argentinien, Brasilien und Russland seit Wochen und Monaten unter Druck. Betroffen sind vor allem diejenigen Schwellenländer, die in der Leistungsbilanz Defizite und keine Überschüsse erwirtschaften.
In der Türkei versuchte am Dienstag die Notenbank, durch eine drastische Anhebung des Leitzinses von 4,5% auf 10,0% den Verfall der türkischen Lira gegenüber dem Euro zu stoppen. Kurzfristig funktionierte das auch: EUR/TRY fiel deutlich zurück, die Lira wertete also gegenüber dem Euro auf. Allerdings hatte die Aktion nur eine vorübergehende Wirkung. Bereits am Mittwoch zog EUR/TRY wieder an, die Abwertung der Lira ging also weiter, wie der folgende Chart meines Kollegen Christian Kämmerer zeigt:
Ähnlich sieht es auch bei anderen Schwellenländerwährungen aus: Der südafrikanische Rand bleibt auch nach einer jüngsten Leitzinserhöhung unter Druck. USD/ZAR stieg heute auf den höchsten Stand seit Oktober 2008.
Begrenzt ist die Effektivität von Leitzinserhöhungen vor allem bei Währungen, deren Volkswirtschaften regelmäßig Leistungsbilanzdefizite erwirtschaften. Dies ist sowohl bei der Türkei als auch bei Südafrika der Fall. Durch die höheren Zinsen könnte zwar etwas mehr Kapital angelockt werden. Fundamental bleiben die Währungen allerdings unter Druck, da bei einem Defizit in der Leistungsbilanz ständig mehr importiert als exportiert wird. Außerdem könnten deutlich erhöhte Zinsen das Wachstum in Schwellenländern wie der Türkei abwürgen und so auch die Währungen weiter unter Druck setzen, weshalb die Notenbanken nicht beliebig an der Zinsschraube drehen können. Damit dürfte das Abwertungspotenzial der Schwellenländerwährungen vorerst groß bleiben.
Oliver Baron
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