Schwellenländer-Bonds: Solide Fundamentaldaten sprechen für ein Comeback
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Nach Ansicht von MainFirst haben die jüngsten Verwerfungen bei Schwellenländeranlagen wesentlich mehr mit Sentiment als mit der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung zu tun. Die Wirtschaft habe sich in vielen Ländern bei weitem nicht derart verschlechtert, dass damit die jüngsten Kursverluste begründet werden könnten. Daher könnte sich bei Schwellenländer-Bonds eine antizyklische Strategie anbieten, wie Thomas Rutz, Portfolio Manager MainFirst Emerging Markets Corporate Bond Fund Balanced in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Die leicht schwächere Konjunkturentwicklung in einigen Schwellenländern, der stärkere US-Dollar und der Anstieg der Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen auf fast drei Prozent in den vergangenen Wochen haben tiefe Spuren bei Schwellenländeranlagen hinterlassen. Dies habe zu starken Verwerfungen bei Emerging-Markets-Währungen geführt. So verlören die indische Rupiah, der südafrikanische Rand, die türkische Lira und der brasilianische Real in wenigen Wochen mehr als zehn Prozent ihres Wertes, um nur einige Beispiele zu nennen, heißt es.
„Solche Währungsabwertungen in Emerging Markets sind kein wirklich neues Phänomen und haben häufig viel mehr mit dem Sentiment zu tun. Das gilt unserer Ansicht nach besonders für die momentane Schwäche der indonesischen Rupiah. Indonesien galt über Jahre als Darling der Anleger. In den vergangenen Jahren betrug das Wachstum des Bruttosozialprodukts (BSP) jährlich mehr als 5,5 Prozent. Das Handelsbilanzdefizit lag 2012 bei nur noch 3,7 Prozent des BSP, und in diesem Jahr schätzt man das Defizit auf 4,4 Prozent. Auch in diesem Jahr soll das Wirtschaftswachstum wieder über fünf Prozent liegen. Die Realwirtschaft des Landes hat sich also bei weitem nicht derart verschlechtert, dass die jüngsten Rupiah-Verkäufe damit begründet werden können. Hier ist klar zu sehen, dass das Sentiment und nicht die nackten Zahlen das Zepter schwingt. Ähnliches scheint sich auch in Währungen von anderen Schwellenländern abzuzeichnen, wo gewisse Währungspaare nun schon eher exzessive Notierungen erreicht haben“, so Rutz.
Was sei also mit Schwellenländer-Bonds geschehen und was lasse sich daraus für die Zukunft ableiten? In den ersten Monaten dieses Jahres seien noch Gelder in Milliardenhöhe in festverzinsliche Anlagen von Schwellenländern, speziell in Lokalwährungen, geflossen. Unter der Annahme, dass mit Lokalwährungen Aufwertungsgewinne erzielt werden könnten, habe es viele Anleger in Local Currency Bonds gezogen. Doch die unerwartete Ankündigung der amerikanischen Notenbank, die monatlichen Wertpapier-Rückkäufe (tapering) schon bald sukzessive zu verringern, habe zu einem Umdenken der Investoren geführt. Für einen langjährigen Schwellenländer-Investor sei der plötzliche Sinneswandel der Anleger schwer nachvollziehbar. Obwohl sich in vielen Schwellenländern schon 2012 eine leichte Verlangsamung des Wachstums abgezeichnet habe, seien sie im Durchschnitt insgesamt immer noch mehr als dreimal so schnell wie die Industrieländer gewachsen. Im Zuge der besseren Entwicklung der Konjunktur in den Industrieländern lasse sich zudem die Vermutung aufstellen, dass die aufstrebenden Länder zusätzlich auch vom globalen Wirtschaftsaufschwung profitieren könnten, beispielsweise durch stärkere Exporte nach Europa und Nordamerika, heißt es weiter.
Verglichen mit vergangenen Krisen, vor allem mit der Asienkrise 1997/98, stünden die Schwellenländer markant besser da. Die Währungs- und Goldreserven seien nicht nur signifikant höher, auch der Anteil der Reserven in Verhältnis zu den Schulden sei viel höher. Die Struktur vieler Ökonomien habe sich nachhaltig verändert und die Abhängigkeit von ausländischen Investitionen habe sich vielerorts stark abgeschwächt. Lokale Kapitalmärkte seien weiter auf- oder ausgebaut worden. Zwar sei die Performance der einzelnen Länder merklich heterogener geworden und verlange nach klaren Prozessen für Investoren. „Wir sind aber überzeugt, dass in den kommenden Jahren immer noch ein beachtlicher Teil des globalen Weltwirtschaftswachstums aus den Schwellenländern kommen wird. Der sehr positive Wirtschaftsaufschwung in den Industrieländern wird das auch nicht nachhaltig ändern. Die Globalisierung ist weiter auf dem Vormarsch. Unbestritten ist die Notwendigkeit der Schwellenländer, Reformen in der Binnenwirtschaft voranzutreiben und weiterhin in neuere und bessere Infrastruktur zu investieren, um die Voraussetzungen für gesundes Wachstum zu untermauern. Auch der Konsum wird seinen Beitrag zum Gesamtwachstum beisteuern. Die Länder, die diesen Weg gehen, verdienen das Vertrauen der Investoren. Bei den gegenwärtigen Währungsparitäten und attraktiven Risikoprämien für Kreditprodukte ist eine weitere Investition sicher eine Überlegung wert. Anlagen in Unternehmensanleihen aus Schwellenländern sind momentan besonders interessant und werden längerfristig eine attraktive Anlagealternative bieten. Im aktuellen Umfeld dürfte sogar eine antizyklisches, handelsorientierte Strategie, wie eine ‚buy on dips‘ in gewissen Titeln eine Überlegung wert sein“, so Rutz.
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