Schwellenländer-Anleihen: Wie geht es weiter?
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Noch immer beherrscht die europäische Schuldenkrise die Schlagzeilen und die USA haben mit einem Haushaltsdefizit in Rekordhöhe zu kämpfen. Die Wachstumsaussichten der meisten Industrieländer sind alles andere als gut, deswegen wird wenig investiert. Welche Performance ist vor diesem Hintergrund von Emerging-Markets-Anleihen zu erwarten? Luc D’hooge, der für Schwellenländer Anleihen bei Dexia AM verantwortlich ist, sagt: „Mit einer langfristigen Strategie können wir voraussichtlich von den strukturellen Verbesserungen in den Schwellenländern profitieren, zumal sie die Weltwirtschaft zurzeit maßgeblich stützen.“
Wichtig sei zunächst, ob die Ratings die Ausfallrisiken tatsächlich korrekt wiedergäben. Die Industrieländer seien deutlich höher verschuldet als die Emerging Markets. Am leichtesten lasse sich die Schuldenstandquote, also das Verhältnis von Staatsschulden zum BIP, durch Wachstum verringern – und das sei in den Emerging-Market-Ländern sehr viel höher. Außerdem hingen die Länderratings stark vom Reichtum eines Landes, also von seinem Pro-Kopf-Einkommen, ab. Die Rating-Agenturen bevorzugten reiche Länder und begründeten dies häufig mit der größeren Steuerbasis“, so D’hooge.
„Zugegeben, manchen Schwellenländern fällt es schwer, Steuern einzutreiben. Aber in einigen Industrieländern sind die Belastungen bereits jetzt so hoch, dass nur noch wenig Spielraum besteht. Reiche Länder verfügen meist über besser funktionierende und unabhängigere öffentliche Einrichtungen; es handelt sich um stabile Demokratien, die ein höheres Rating rechtfertigen. Andererseits ist die Geld- und Fiskalpolitik der Schwellenländer sehr viel disziplinierter geworden. Viele Emerging Markets erwirtschaften Leistungsbilanzüberschüsse und haben Fremdwährungsreserven angelegt. Dazu haben sie flexible Wechselkurse, klare Inflationsziele und eine bessere Schuldenstruktur als früher – mit mehr Lokalwährungsanleihen und längeren Laufzeiten. Auch die staatlichen Institutionen und ihre Unabhängigkeit haben Fortschritte gemacht“, so der Emerging-Markets-Experte.
Aufgrund der Reformen in den letzten zehn Jahren sei es den meisten Schwellenländern vergleichsweise leicht gefallen, mit den Turbulenzen des Jahres 2008 und der aktuellen Krise fertig zu werden. Zwar seien die Bruttoinlandsprodukte zunächst eingebrochen, aber erstmals seien die Emerging-Market-Länder in der Lage gewesen, dieser Entwicklung mit einer antizyklischen Wirtschaftspolitik entgegenzuwirken. Der Rückgang der Exportnachfrage sei durch eine Stärkung der Binnennachfrage kompensiert worden und die flexiblen Wechselkurse hätten externe Schocks abgefedert, heißt es.
„Auch wenn einzelne Schwellenländer mit Kapitalflucht zu kämpfen hatten, stehen sie wirtschaftlich wesentlich gesünder da als die Industrieländer und auch die weiteren Aussichten sind sehr ermutigend. Trotz eines zu erwartenden leichten Rückgangs beim Wachstum liegt dieses deutlich über dem der Industrieländer– auch dank der günstigen demographischen Entwicklung, die noch dazu für höhere Steuereinnahmen und sinkende Belastung durch Rentenzahlungen sorgt.Demographische Entwicklungen können auch Einfluss auf den Preis von Anlageprodukten wie Aktien, Anleihen und sogar Immobilienpreise haben, da Anleger mit dem Eintritt ins Rentenalter dazu neigen, ihre Anlageprodukte zu verkaufen“, so D’hooge.
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