Kommentar
19:45 Uhr, 02.07.2019

Schweizer Aktien nicht mehr handelbar in Deutschland

Es ist eine Farce: Weil sich die Schweiz und die EU schon seit längerer Zeit nicht über die gegenseitige Anerkennung der Börsen einigen können, sind Schweizer Aktien in der EU aktuell nicht mehr handelbar. Bei zumindest einer Bank in Deutschland werden Anleger ihre Schweizer Aktien jetzt überhaupt nicht mehr los.

Erwähnte Instrumente

  • Nestlé S.A.
    ISIN: CH0038863350Kopiert
    Kursstand: 102,120 Fr (VTX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Nestlé S.A. - WKN: A0Q4DC - ISIN: CH0038863350 - Kurs: 102,120 Fr (VTX)

Aktien Schweizer Unternehmen spielen welt- und europaweit in der obersten Börsenliga mit. So kommt Nestlé, der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt, auf eine Marktkapitalisierung von derzeit rund 280 Milliarden Euro und liegt damit deutlich vor den größten deutschen Konzernen.

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Auch viele deutsche Anleger haben Aktien Schweizer Unternehmen im Depot. Doch das könnte wegen eines absurden Streits zwischen der EU und der Schweiz nun zum Problem werden. Wer Aktien von Schweizer Unternehmen im Depot hat, kann seine Schweizer Aktien aktuell einfach nicht mehr verkaufen. Hintergrund ist ein Streit der EU mit der Schweiz über ein sogenanntes Partnerschaftsabkommen und die sogenannte Börsenäquivalenz, also die gegenseitige Anerkennkung der Gleichwertigkeit der Börsen.

Der Streit ist kompliziert, lässt sich aber kurz und knackig so zusammenfassen: Die Schweiz weigert sich aus politischen Gründen, ein bereits ausgehandeltes Partnerschaftsabkommen mit der EU zu unterschreiben. Die EU wiederum hat die sogenannte Börsenäquivalenz der Schweizer Börse auslaufen lassen, eben weil die Schweiz nicht bereit ist, das Partnerschaftsabkommen zu unterzeichnen. Die Schweiz forderte eine unbefristete Anerkennung der Börsenäquivalenz, die EU will dies aber nur noch einräumen, wenn das Partnerschaftsabkommen unterzeichnet wird.

In einem vorerst letzten Schritt der Eskalation hat die Schweiz deshalb den Handel mit Schweizer Aktien innerhalb der EU verboten. Seit Anfang dieser Woche werden deshalb auch auf Xetra, auf den deutschen Regionalbörsen sowie auf Tradegate keine Kurse mehr für Schweizer Aktien gestellt.

Wer Schweizer Aktien kaufen oder verkaufen will, muss das nun auf einem Handelsplatz in der Schweiz, im außerbörslichen Handel direkt mit einem Broker oder außerhalb der EU tun. Zwar verbieten die EU-Regeln nun eigentlich den Handel in der Schweiz, weil die Börsenäquivalenz nicht mehr gilt. Allerdings ist der Handel doch erlaubt, wenn die Papiere an europäischen Börsen nicht mehr gehandelt werden können, was nun der Fall ist.

Problematisch ist es allerdings, wenn Kunden ihr Depot bei einem Broker haben, bei dem der Handel an der Schweizer Börse SIX gar nicht möglich ist. Das ist offenbar bei der Direktbank ING Diba der Fall. Kunden der Bank mit Schweizer Aktien im Depot wurden nun darüber informiert, dass sie ihre Aktien nicht mehr verkaufen können. Weder in der EU, noch in der Schweiz, noch sonstwo. "Das bedeutet für Sie: Ihre Schweizer Aktien können Sie aktuell nicht aus Ihrem Direkt-Depot verkaufen. Käufe sind ebenfalls nicht möglich", schrieb die Bank an ihre Kunden. "Mit dieser Situation sind wir, genau wie Sie, alles andere als glücklich. Wir loten gerade aus, wie eine Lösung aussehen kann. Kurzfristig ist das allerdings nicht zu stemmen. Sie möchten Ihre Schweizer Aktien zeitnah verkaufen? Unser Tipp: Übertragen Sie Ihre Aktien an einen Anbieter, der direkt über die Schweiz handelt."

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8 Kommentare

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  • WillyB
    WillyB

    Aargauer hat das ganz richtig erkannt: die EU gibt den Donald und (miss-)braucht wirtschaftliche Mittel (im Falle des Wegfallens der Aequivalenz verliert die Boerse in Zuerich massiv an Bedeutung und Marktanteilen), um politische Ziele durchzudruecken. Ich halte das fuer bedenklich, den Stil des amtierenden amerikanischen Praesidenten nachzuahmen. Es entsteht eine negative Spirale: Die Schweiz verbietet den Handel mit Schweizer Aktien in der EU und verweigert als naechstes wahrscheinlich bereits zugesagte Zahlungen an die EU. Anstatt den Konflikt zu loesen, verschaerft man ihn. Klug ist etwas Anderes.

    10:21 Uhr, 03.07. 2019
  • Frankey
    Frankey

    wenn ich sowas immer höre bzw. lese...

    da heißt es immer die Leute sollen mal was für ihre Rente tun und sich eigenständiger um Vermögenaufbau kümmern und also an die Börse gehen - ja und wenn man es dann tut, ist es alles kompliziert und mit Hürden verbunden. Und dann wundern sich alle, dass so wenige an die Börse gehen... Nee, wundert mich nicht. Ein Sparplan mit z.B. 100 EUR / Monat ist noch ok, weil einfach.

    Was ich schon alles erlebt habe:

    - Staatsanleihen können nicht gekauft werden, weil Mindestwerte z.T. über 10.000 EUR liegen

    - Unternehmensanleihen können nicht gekauft werden, weil das Basisinformationsblatt vom Emittenten nicht bei der Deportbank vorliegen...

    - und jetzt noch Sperrungen wegen Länderzwist...

    Wer will sich mit sowas jahrelang rumschlagen?!…

    Ich mach nur noch ein paar global gestreute ETFs/Fonds und gut ist...

    Meine Restlebenszeit ist mir zu wertvoll als sich auch noch mit solchen Dingen zu plagen... Frohes traden allerseits ;-)

    09:11 Uhr, 03.07. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Aargauer
    Aargauer

    Einerseits war klar, dass das Rahmenabkommen so nicht durchkommen wird und deshalb war auch klar, dass die Schweiz die "Börsenäquivalänz" per 1. Juli 2019 verlieren wird. Aber wie gesagt, das Rahmenabkommen steht noch nicht und wird so wie es ausgehandelt wurde niemals bei Volk durchkommen. Die verwerfliche an der Geschichte ist, dass die Angelegenheit mit der Börsenäquivalänz nur ein Druckmittel der EU ist um das Rahmenabkommen so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen. So geht's aber mit den Schweizern nicht....

    07:43 Uhr, 03.07. 2019
  • Powerseller61
    Powerseller61

    Hätte man aber auch vorher bekannt geben können, damit sich die Aktienbesitzer darauf einstellen können.

    07:21 Uhr, 03.07. 2019
  • 1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Wer verkauft schon Schweizer Aktien....

    21:56 Uhr, 02.07. 2019

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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