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13:32 Uhr, 19.10.2017

Schwarzer Montag: Wiederholt sich die Geschichte?

Vor genau 30 Jahren brach der Dow Jones Index innerhalb eines Tages um 22,6 % ein. Wiederholt sich die Geschichte?

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Es ist genau 30 Jahre her: Am 19. Oktober 1987 verzeichnete der US-Aktienmarkt seinen bis heute höchsten prozentualen Tagesverlust. Der Dow Jones Industrial Average brach an dem als "Schwarzen Montag" in die Geschichte eingegangenen Tag um ganze 22,61 Prozent ein. Der marktbreitere S&P 500 verlor 20,47 Prozent.

Der Schwarze Montag folgte auf eine phänomenal gute Börsenphase. Seit mehreren Jahren waren die Kurse immer wieder auf neue Rekordstände gestiegen. Im Jahr 1987 ging es bis zum Herbst sogar um rund 40 Prozent nach oben. Doch dann kippte die Stimmung: Steigende Ölpreise und ein immer schwächer werdender Dollar riefen die US-Notenbank auf den Plan. Die Leitzinsen wurden im Laufe des Jahres von 6,0 Prozent auf 7,25 Prozent angehoben. Und die Anleger befürchten noch weitere Zinserhöhungen - obwohl der später wegen seiner sehr lockeren Geldpolitik berühmt berüchtigte Alan Greenspan gerade das Ruder der US-Notenbank übernommen hatte.

Bereits in der Woche vor dem Crash gab es deutliche Warnsignale. Von Mittwoch bis Freitag sinken die Kurse insgesamt bereits um mehr als zehn Prozent. Ein noch größer gewordenes Handelsbilanzdefizit führt zu Gerüchten bezüglich weiterer Zinserhöhungen. Dann kommt das Wochenende. Viele Anleger bekommen mit, dass es in der Vorwoche deutlich nach unten ging. Bei den Brokern sammeln sich die Verkaufsaufträge, die am Montag ausgeführt werden sollen.

Erstmals in der Geschichte spielte beim Crash 1987 auch der automatisierte Handel (Algo-Trading) eine entscheidende Rolle. Viele Computerprogramme sollen größere Portfolios absichern und sind so programmiert, dass sie automatisch verkaufen, wenn die Kursverluste eine bestimmte Grenze überschreiten. Verkaufsaufträge haben sinkende Kurse zur Folge, was zu weiteren Verkaufsaufträgen führte. Die Folge: Eine regelrechte Verkaufslawine bricht am Montag über den Markt herein.

Tabelle: Die prozentual fünf größten Kursverluste im Dow Jones Index

Datum Kursveränderung im DJIA
19. Oktober 1987  -22,61 %
15. Oktober 2008  -7,87 %
1. Dezember 2008  -7,70 %
9. Oktober 2008  -7,33 %
27. Oktober 1997  -7,18 %

Doch der Spuk war fast so schnell vorbei, wie er gekommen war. Denn bereits an den beiden folgenden Handelstagen ging es um insgesamt mehr als 16 Prozent nach oben. Wer den Kurseinbruch zum Einstieg nutzte, konnte sein Vermögen kräftig mehren.

Kann sich der Crash wiederholen?

Droht heute ein ähnliche Crash wie 1987? Tatsächlich gibt es zahlreiche Parallelen: Damals wie heute hatte der Markt einen mehrjährigen Höhenflug hinter sich. Damals wie heute befanden sich die Kurse auf Rekordniveau. Damals wie heute belasteten Sorgen vor einer geldpolitischen Straffung durch die Notenbank den Markt. Damals wie heute spielte das Algo-Trading eine entscheidende Rolle.

Doch es gibt auch Unterschiede: Die Handelsalgorithmen sind heute weit ausgeklügelter als im Jahr 1987. Verkäufe ziehen nicht unbedingt automatisch weitere Verkäufe nach sich. Im Gegenteil: Heute gibt es auch zahlreiche Algorithmen, die gerade sinkende Kurse zum Einstieg nutzen. Denn die Statistik zeigt: Plötzliche Abverkäufe werden oft innerhalb kurzer Zeit wieder korrigiert.

Ganz so stark wie im Jahr 1987 könnten die Kurse an einem einzigen Handelstag heute auch nicht mehr sinken. Verantwortlich dafür sind die sogenannten "circuit breaker", die nach dem Crash 1987 eingeführt und nach dem Flash-Crash 2010 noch einmal verschärt wurden. Die "circuit breaker" sorgen für automatische Handelsunterbrechungen, wenn die Kursverluste ein bestimmtes Niveau überschreiten. Für den US-Aktienmarkt gilt: Sinkt der Kurs des S&P 500 innerhalb eines Tages (vor 15.25 Uhr Ostküstenzeit) um 7 Prozent bzw. um 13 Prozent, wird der Handel automatisch für 15 Minuten unterbrochen. Sinkt der Kurs um 20 Prozent, wird der Handel für den Rest des Tages sogar ganz ausgesetzt.

Trotzdem: Marktteilnehmer sollten auch heute darauf vorbereitet sein, dass eine gute Börsenphase auch ganz plötzlich zu Ende gehen kann. Doch die Erfahrung zeigt auch: Heftige Korrekturen eignen sich meist auch Einstiegszeitpunkt. Denn auf lange Sicht steigen die Kurse breiter Indizes. Das ist fast schon ein Naturgesetz.

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16 Kommentare

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  • Data75
    Data75

    Ich habe eher das Gefühl gerade die deutschen Marktteilnehmer müssten mal auf die Couch. So manche "psychologische" Marken bringen ihnen Angstschweiß hervor. Es ist doch nur eine Zahl. ;)

    17:31 Uhr, 19.10. 2017
  • bongo
    bongo

    Dieser chart zeigt deutlich das Börse keine Einbahnstraße ist.

    https://www.advisorperspectives.com/dshort/updates...

    15:42 Uhr, 19.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • bongo
    bongo

    Das jahr 1929 läßt grüssen...

    http://www.multpl.com/shiller-pe/

    15:20 Uhr, 19.10. 2017
  • Tobias Krieg
    Tobias Krieg Technischer Analyst

    Ich sage mal: Nein

    15:07 Uhr, 19.10. 2017
  • BTCETH
    BTCETH

    Das Naturgesetz an der Börse hat keine Bedeutung mehr. Denn die Märkte werden auf das übelste Manipuliert. An erster Stelle stehen hier die wo sich für Gott halten. Dragi usw. oder die Leute wo seit fast 8 Jahren den grössten Betrug an der Menschheit begehen.

    14:46 Uhr, 19.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Guter Beitrag Herr Baron, aber "Naturgesetze" gelten nur noch sehr eingeschränkt, seit die Zentralbankster die Märkte dirigieren. Falls die Naturgesetze der Märkte sich eines schönen Tages doch wieder zu Wort melden sollten, könnten die Anleger einen verdammt langen Atem benötigen um ihren nominalen Einsatz wieder zu sehen und 30 Jahre sind kein Spaß, wie man am Beispiel Japan sehr schön sehen kann.

    14:08 Uhr, 19.10. 2017
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Wie heißt es so schön: Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.

    Das Schwierige an der Sache ist deshalb, Reim und Versmaß zu identfizieren :-)

    13:52 Uhr, 19.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Silberpapst
    Silberpapst

    Guter Bericht! Allerdings was mich doch nachdenklich macht ist der letzte Satz. Ein Naturgesetz? dass die Kurse steigen.... Ist das nicht eventuell genau die Aussage, die oft benutzt wird am Ende von großen Bullenmärkten.... Der Markt kann langfristig nur steigen.... Mag ja sein nur wenn ich zum schlechten Zeitpunkt eingestiegen bin, bringt mir das auch nichts (und das kann dann Jahrzehnte dauern bis der Markt wieder dort ist) Und die meisten schaffen es dann doch nicht, zum absoluten Tief oder in der Nähe dessen zu kaufen.....

    13:48 Uhr, 19.10. 2017

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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