Kommentar
12:45 Uhr, 01.08.2008

Schwächere Konjunktur rückt in den Fokus der Rohstoffmärkte

Erwähnte Instrumente

  • Aluminium
    ISIN: XC0009677839Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (ARIVA Indikation)
  • Platin
    ISIN: XC0009665545Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Die Erwartung einer globalen Nachfrageschwäche nach Rohstoffen ist nunmehr das bestimmende Thema an den Rohstoffmärkten. Während für einige Monate die Funktion des sicheren Anlagehafens die Rohstoffpreise beflügelt hatte, scheint derzeit ein Stimmungswandel vollzogen zu werden. Nun rücken das erste Mal seit Ausbruch der Finanzmarktkrise die fundamentalen Entwicklungen in den Vordergrund. Die Märkte setzen verstärkt auf eine nachlassende Nachfragedynamik, was die Rohstoffpreise nach unten drückt. Am deutlichsten macht sich dies bei den Energierohstoffen bemerkbar. Doch gerade dort wäre eine Trendwende zum jetzigen Zeitpunkt vom typischen saisonalen Muster her eigentlich ein paar Monate zu früh.

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Energie: Auch wenn es nicht auszuschließen ist, dass bereits jetzt die Trendwende hin zu fallenden Energierohstoffpreisen im nächsten halben Jahr vollzogen wurde, rechnen wir für die nächsten 2-3 Monate eher mit wieder etwas höheren Energierohstoffpreisen.

Edelmetalle: Die Konjunktursorgen verdrängen derzeit die Krisenängste, sodass die Edelmetallpreise im Moment nicht weiter ansteigen. Das Preisrisiko ist aber noch stärker auf der oberen Seite ausgeprägt.

Industriemetalle: Blei ist derzeit aufgrund der stark gesunkenen chinesischen Nettoexporte auf der Überholspur. Angesichts der globalen konjunkturellen Abkühlung dürften aber der Bleipreis, wie auch die anderen Industriemetallpreise, in den kommenden zwei bis drei Quartalen erstmal nicht viel Aufwärtsspielraum haben.

War das der Wendepunkt bei der Ölpreisentwicklung?

1. Aktuelles: Der Rohölpreis hat im vergangenen Monat um mehr als 10 % nachgegeben. Für einen derzeit stattfindenden Stimmungswandel an den Rohstoffmärkten spricht auch der jüngste Positionswechsel der Rohölspekulanten. Die nichtkommerziellen Händler waren in der Woche bis einschließlich 22. Juli das erste Mal seit Februar 2007 mehrheitlich short positioniert. Dabei wurde nicht nur die Anzahl der Short-Positionen ausgebaut, sondern auch die Anzahl der Long-Positionen merklich abgebaut. Vor einem Jahr wurde zuletzt mit so wenigen Kontrakten auf steigende Ölpreise spekuliert wie Mitte Juli. Es ist zwar gut möglich, dass nunmehr eine nachhaltige Trendwende am Rohölmarkt stattfindet. Dies würde jedoch dem typischen saisonalen Muster widersprechen.

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2. Saisonale Faktoren: In der Vergangenheit erreichte der Ölpreis den Höhepunkt der Preisentwicklung im Jahresverlauf üblicherweise in den Monaten September und Oktober. Im Sommer befinden wir uns in einer Jahreszeit, in der der Ölpreis normalerweise ansteigt. Gründe hierfür sind erstens eine stärkere Nachfrage nach Benzin auf der Nordhalbkugel, was dieses Jahr zumindest in den USA allerdings schwach ausfällt. Zweitens besteht ein erhebliches Hurrikanrisiko im Golf von Mexiko, was sich üblicherweise in einem Risikoaufschlag im Ölpreis widerspiegelt. Drittens fragen die Ölraffinerien im Verlauf der Sommermonate mehr Rohöl nach, um Heizöl für den Winter zu produzieren. Demnach ist es für eine Trendwende am Rohölmarkt eigentlich noch zu früh.

3. Unsere Meinung: Es spricht viel dafür, dass die derzeitige Entspannung zunächst noch temporärer Natur ist. Für die Durchschnitte in den kommenden 2-3 Monaten ist eher ein Anstieg in Richtung 130 US-Dollar pro Barrel zu erwarten, bevor es zu einem nachhaltigen Preisrückgang kommt. Für die Wintermonate rechnen wir aber mit einem durchschnittlichen Preis für die Rohölsorte WTI im Bereich von 110 US-Dollar. Für den Jahresdurchschnitt 2008 dürfte Rohöl somit 116,50 USDollar pro Fass kosten. Nächstes Jahr wird es im Durchschnitt mit 105 US-Dollar billiger zu haben sein.

Marktfokus bei Platin verschiebt sich von der Angebots- auf die Nachfrageseite

1. Aktuelles: Während die Platinpreisanstiege zu Beginn des Jahres weitgehend auf Produktionsausfälle in Südafrika (70 % der globalen Minenproduktion) zurückzuführen waren, zeigen die jüngsten Preisrückgänge eine Verschiebung des Marktfokus von der Angebots- auf die Nachfrageseite. In den derzeit fallenden Preisen spiegelt sich die Erwartung einer sich abschwächenden Nachfragedynamik vor allem seitens der Automobil- und anderer Industrien wider. So haben auch die Spekulanten ihre Netto- Long-Positionen auf Platin kräftig reduziert.

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2. Fundamentale Faktoren: Seit dem Frühjahr 2007 kam bei Platin eine zusätzliche Nachfragekomponente, die der Finanzinvestoren, hinzu. Es gibt zwei Exchange Traded Funds (ETFs) auf Platin, die physisch hinterlegt sind und somit die Nachfrage erhöhen. Der größere von beiden, ETFS Physical Platinum (ETF Securities), kaufte bis Juli 2008 ca. 400 Tausend Feinunzen an Platin. Der ZKB Platin ETF (Zürcher Kantonalbank) hatte Mitte Juli ein Investitionsvolumen von gut 65 Tausend Feinunzen. Damit beläuft sich diese zusätzliche Nachfragekomponente bislang auf reichlich 460 Tausend Feinunzen. Im Vergleich zu der weltweiten Minenproduktion des Jahres 2007 von 7400 Tausend Feinunzen entspricht das ETF-Volumen bislang gut 6 % der jährlichen Produktion. Verglichen mit anderen Edelmetallen ist diese Nachfragekomponenten zwar noch nicht so bedeutend. Da aber viele Analysten, so auch wir, einen fundamentalen Hintergrund für die hohen Platinpreise sehen, ist davon auszugehen, dass mittel- bis langfristig die Erwartung steigender Platinpreise nachhaltig andauern wird und somit die Investorennachfrage eine zunehmende Rolle erlangen dürfte.

3. Unsere Meinung: Große Teile der sonstigen Nachfragekomponenten werden dieses Jahr aber etwas schwächer sein. Denn die industriellen Nachfragekomponenten (ca. 70 % der Gesamtnachfrage) leiden derzeit unter der weltweiten konjunkturellen Abkühlung. Trotz der starken Anfälligkeit der Minenproduktion in Südafrika im Hinblick auf die Energieversorgung rechnen wir für die kommenden Monate mit niedrigeren Durchschnittpreisen für Platin als zuletzt im Juli.

Konjunkturdynamik bremst Aluminiumpreis trotz hoher Energiepreise

1. Aktuelles: Wirklich richtungweisend ist die Preisentwicklung derzeit nicht, sie könnte eher als eine Preisspanne im Bereich von 2800 bis 3200 USDollar pro Tonne bezeichnet werden. Die starken Schwankungen bei den Energiepreisen schlagen sich derzeit in einer überdurchschnittlich starken Volatilität des Aluminiumpreises nieder.

2. Fundamentale Faktoren: Die weltweite Aluminiumproduktion ist ebenfalls am Schwanken. Seit Februar wechseln sich Zuwächse und Rückgänge bei der Produktion ab. Im Juni sank sie um 3,1 % gegenüber dem Vormonat, im Mai dagegen stieg sie noch um 3,4 %. Seit März übertrifft jedoch die globale Produktion kontinuierlich ihr Niveau vom Vorjahr. Dabei nimmt der Anteil Chinas zu. Während im Durchschnitt des Jahres 2007 China 51 % der globalen Aluminiumproduktion beisteuerte, waren es im Juni 2008 schon 55 %. Zugleich mäßigt sich konjunkturbedingt der Eigenbedarf Chinas. Die Nettoexporte steigen in der Tendenz seit Herbst vergangenen Jahres an, in den Monaten Mai und Juni sogar kräftig. Aber nicht nur die chinesische, sondern auch die globale Nachfrage dürfte an Dynamik verlieren. Darauf deutet der Aufbau der Lagerbestände an der LME hin. Zwar handelt es sich hierbei um Quartalszahlen, doch könnte gerade die geringere Periodizität bessere Hinweise über die etwas längerfristige Entwicklung geben. So ist fundamental nach wie vor nicht mit einer nennenswerten Verknappung von Aluminium zu rechnen, sondern im Gegenteil sogar mit einer leichten Entspannung.

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3. Unsere Meinung: Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage dürfte in den kommenden Quartalen die Aluminiumpreise leicht drücken. Die Energiepreise korrigieren derzeit nach unten, sodass für die nächsten 3 bis 6 Monate von dieser Seite ebenfalls keine preistreibenden Impulse zu erwarten sind. Auch wenn wir den Aluminiumpreis auf Sicht von 12 Monaten unter seinem jetzigen Niveau sehen, dürfte bis dahin der Wendepunkt nach oben erreicht sein. Die wieder stärkere globale Konjunkturdynamik und erneut steigende Energiepreise werden dann zu Preisanstiegen beitragen.

Autorin: Dr. Dora Borbély - DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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