Kommentar
10:20 Uhr, 12.11.2008

Schwacher Aktienmarkt = schwache "Carry-Trades" = Druck auf EUR-USD …

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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2610, nachdem in Fernost zu Mitternacht in dünnstem Umsatz Tiefstkurse bei 1.2478 markiert werden konnten. "Stop-Loss Hunting" drängt sich hier als Fachbegriff auf. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 98.00. "Carry-Trades" haben sich nach massiver Schwäche partiell erholt. EUR-JPY notiert bei 123.50 nach Tiefstkursen bei 121.23 und EUR-CHF oszilliert bei 1.4920 (Tiefstkurse bei 1.4840).

Gestern dominierten die schwachen Aktienmärkte getragen von Rezessionsängsten das Geschehen an den Finanzmärkten. Schwache Aktienmärkte wirkten auf "Carry-Trades" belastend und in der Folge kam der Euro gegenüber dem USD unter Druck. Einmal mehr sind also technische Modalitäten entscheidend für die Bewertung und nicht fundamentale Faktoren.

Derzeit wird in den USA ein Rettungsplan für schwer belastete Hypothekenschuldner diskutiert. Demnach sollen Hypothekenschuldner, die 3 Monate ihre Raten nicht bezahlt haben und deren Hypothekenschuld bei mehr als 90% des Immobilienwerts liegt Zinserleichterungen erhalten, so dass die Hypothekenzahlungen nicht mehr als 38% des verfügbaren Einkommens ausmachen. Hier ergeben sich gesetzgeberisch Eingriffe in privatwirtschaftliche Verträge. Ordnungspolitisch sind diese Pläne im höchsten Maße fragwürdig. Mit freien Märkten haben sie definitiv nichts zu tun. Die Praktikabilität erscheint vor dem Hintergrund der Frage, wer die Immobilien dann bewertet und welche Bewertungsgrundlagen zur Grundlage (Homogenität der Betrachtung) erhoben werden, mehr als fragwürdig zu sein.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob mit dieser angedachten Maßnahme "brave" Hypothekenschuldner nicht dazu ermutigt werden, ihre Zahlungen drei Monate auszusetzen, um in den Genuss dieser Subvention zu gelangen. Mithin kann eine derartige Gesetzgebung vollkommen falsche Anreize auslösen.

Der deutsche ZEW-Index lieferte gestern eine positive Überraschung bezüglich des Sentimentwerts. Per November ergab sich ein Rückgang von zuvor -63 auf -53,5 Punkte. Analysten hatten einen Wert bei -62,0 Punkte unterstellt.

Die Bewertung der aktuellen Lage trübte sich von -35,9 auf -50,4 Zähler ein. Damit haben sich diese beiden Indikatoren deutlich angenähert. Noch im Juni lag die Bewertung der aktuellen Lage bei +37,6 Punkte. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass sich die realwirtschaftliche Situation nach Ansicht der befragten Finanzexperten massiv den Erwartungswerten angepasst hat.

Natürlich freuen wir uns über die verbesserte Stimmungslage bei Finanzexperten. Gleichwohl kann der aktuelle Indexstand nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gesamtlage den Begriff prekär mehr als verdient. Der beigefügte Chart liefert diesbezüglich alle Antworten, die auf potentielle Fragen geliefert werden können.

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Heute steht die Entwicklung der Industrieproduktion der Eurozone per September 2008 aufn der Agenda. Analysten unterstellen im Monatsvergleich einen Rückgang um 1,3%. Im Jahresvergleich entspräche das einer Kontraktion um 0,9% nach zuvor -0,7%. Mithin kommt es voraussichtlich zu verstärkten Molltönen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das nach dem Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2500-30 eine neutrale Haltung favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2620 - 50 dreht den Bias des Euros auf positiv.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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