Kommentar
07:42 Uhr, 30.10.2018

Schwacher Aktienmarkt: Ist die Angst vor der Rezession gerechtfertigt?

Eigentlich ist die Wirtschaft der USA unter Volldampf. Das Wachstum lag im dritten Quartal bei 3,5%. Was gibt es da zu meckern? Viel.

Aktuell kommen viele Themen zusammen, die den Markt belasten. Die Liste ist wirklich sehr lang, daher seien hier nur einige Punkte genannt:

Italiens Haushalt und die Angst vor einer neuerlichen Eurokrise, die Angst vor einem ernsten Abschwung in Europa, die Angst vor einem Abschwung in China, die Angst vor den Folgen des Handelskonflikts, Zinsängste in den USA, Emerging Markets Krise wegen fehlender Dollarliquidität, Abwertung des Yuan, Aufwertung des Dollars, die Angst vor einem No-Deal Brexit usw.

Wie es an der Börse nun einmal so ist, hat man manchmal einfach Angst vor allem. Dann wird verkauft. Irgendwann kommen die tatsächlichen Daten und häufiger als nicht stellt sich heraus, dass die Angst unbegründet war.

Die Angst ist diesmal nicht vollkommen unbegründet. In Europa werden wir in den Wachstumszahlen, die bis Mitte November veröffentlicht werden, wohl einen Abschwung sehen. Davon ist inzwischen jedoch schon viel eingepreist. Ein Abschwung in den USA ist noch nicht wirklich eingepreist. Bevor man mit dem Einpreisen beginnt, sollte man sich jedoch die Frage stellen: Gibt es überhaupt einen Abschwung.

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Nun lag das Wachstum ja im vergangenen Quartal bei annualisiert 3,5 %. Das sieht jetzt nicht gerade schlimm aus. Man findet aber überall ein Haar in der Suppe, wenn man nur lange genug sucht. So kann man auch die Zahlen zum Wachstum auseinandernehmen.

Es wird detailliert veröffentlicht, welcher Sektor wie viel zum Wachstum beigetragen hat (siehe Grafik). Der Staat trug ungewöhnlich hohe 0,56 Prozentpunkte bei. Dieser Wert wird auch in Q4 hoch bleiben, bevor er 2019 abebbt, da die US-Regierung in diesem Jahr 300 Mrd. mehr ausgibt. Sie hat ein kleines Konjunkturprogramm aufgelegt. Wird dieses nicht erneuert, fällt diese Unterstützung im kommenden Jahr weg.

Viel wesentlicher ist aber die Veränderung der Lagerbestände. Diese haben sensationelle 2,07 % beigetragen. Ohne diese Veränderung hätte das Wachstum also nicht bei 3,5 %, sondern bei 1,4 % gelegen. Das ist nun plötzlich nicht mehr so toll.

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Der Anstieg war hier so groß, weil US-Importeure kräftig eingekauft haben, bevor die Zölle in Kraft treten bzw. in Kraft getreten sind. Es ist also ein Einmaleffekt. Das verleitet nun zu der Annahme, dass die sich die US-Wirtschaft ohne diesen Einmaleffekt bereits deutlich abkühlt. Dem ist nicht so.

Der Einkauf von Waren und der Aufbau der Lagerbestände hat zwar das Wachstum angeschoben und wird sich so nicht wiederholen, doch dafür sind auch die Nettoexporte (Exporte minus Importe) besonders negativ gewesen. Es sind die zwei Seiten der gleichen Medaille.

Normalisiert man beides, die Nettoexporte und Lagerbestandsveränderung, lag das Wachstum immer noch bei 3 %. In Panik muss man da nicht verfallen. Es stimmt, dass viele Sonderfaktoren wie auch die Steuersenkung das Wachstum nur einmal anschieben. Das Wachstum wird daher in den kommenden Quartalen zum Trend bei ca. 1,8 % zurückkehren. Einen tatsächlichen Abschwung gibt es derzeit aber schlichtweg nicht.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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