Kommentar
15:40 Uhr, 28.08.2017

Schuldenwachstum ohne Ende: Böses Erwachen droht!

Die USA haben ein Problem. Damit ist nicht Trump gemeint, sondern die altbekannte Abhängigkeit von immer und immer mehr Schulden.

Manche Dinge ändern sich nie. Eine Zeit lang sah es so; aus als hätte die US-Gesellschaft dazugelernt. Nachdem sich in der Finanzkrise viele Haushalte die Finger verbrannten, setzte so etwas wie Erkenntnis ein. Es wurde plötzlich gespart, um Schulden abzubauen. Diese Zeiten scheinen nun zu Ende zu gehen.

Grafik 1 zeigt das Problem. Bis in die 70er Jahre hinein wuchsen die Wirtschaft, der Konsum und die Schulden in etwa in gleichem Tempo. Dass Wirtschaft und Konsum parallel verlaufen, ist nicht verwunderlich. Der Konsum macht 70 % der Wirtschaftsleistung aus.

Seit den 80er Jahren wachsen Wirtschaft und Konsum immer noch im Gleichschritt. Das Schuldenwachstum beschleunigte sich allerdings überproportional. Es lag beständig oberhalb der anderen beiden Wachstumsraten. Besonders ausgeprägt war das in der Zeit von 2001 bis 2007. Es folgte die Finanzkrise.

Die Jahre direkt nach der Krise wurden genutzt, um Schulden abzubauen. Seit 2013 wird wieder mehr Kredit aufgenommen. Immerhin lag das Kreditwachstum unterhalb des Konsum- und Wirtschaftswachstums. Das beginnt sich gerade wieder zu ändern. Wirtschaft und Schuldenberg wachsen inzwischen wieder im gleichen Tempo.

Das kann man in etwa so interpretieren: bis in die 70er Jahre wurde das Konsumwachstum durch höhere Löhne finanziert. Von 1980 bis 2008 – eine Periode, in der die Löhne weniger stark stiegen – wurde zusätzlicher Konsum durch Kredit finanziert. Während der Krise wurde dies teilweise korrigiert. Jetzt beginnt wieder das alte Muster.

Es beginnt von einem Level aus, welches man nicht unbedingt als gesund bezeichnen kann. Grafik 2 zeigt die Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Der Exzess hat sich abgebaut, doch das Niveau ist immer noch hoch. Es ging gerade einmal auf den Wert von 2003 zurück. Eine Normalisierung gab es nicht.

Bis in die frühen 80er Jahre hielt sich die Schuldenquote recht konstant in der Range von 40 % bis 50 %. Seither ist die Tendenz steigend. Die Schulden wachsen wieder schneller und schneller. Das Wirtschaftswachstum hingegen stagniert im Bereich von 2 %. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich die Lage wieder merklich verschlechtert.

Nun kann man immerhin argumentieren, dass die Schulden im Verhältnis zu den Assets wieder ein Normalmaß angenommen haben und die Sache daher nicht so dramatisch ist. Mit dieser Aussage wäre ich vorsichtig, denn das Vermögen konzentriert sich bei den obersten Prozenten der Gesellschaft während die Schulden bei denen konzentriert sind, die wenig Assets haben.

Persönlich sehe ich die Entwicklung mit großer Skepsis. Haushalte haben aus der Krise wenig gelernt. Das gibt früher oder später ein böses Erwachen.

Clemens Schmale

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10 Kommentare

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  • lussien
    lussien

    Es gibt einen uralten russischen Witz.

    Ein Russe und ein Amerikaner streiten wo es mit der Meinungsfreiheit besser geht.

    "Ich kann zum Weissen Haus kommen und laut dem Reagan schreien: "Hey Ronald, Du bist ein Arschloch!".
    "Ha!", sagt der Russe. "Ich kann genauso leicht auf den Roten Platz kommen und laut dem Reagan schreien: "Hey Ronald, Du bist ein Arschloch!".
    Wem aus diesem Witz ähnelt Herr Schmale?

    Wenn es nicht klar ist: ich will eine deutsche Schulden-Statistik sehen.

    Die deutschen pro Kopf-Schulden sind genauso hoch wie die amerikanischen, aber seltsamerweise interessieren sie Herrn Schmale nicht die Bohne ;)

    20:56 Uhr, 28.08. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • thomas84
    thomas84

    und wir sind alle ganz leise und genießen den Fall des nikkei auf 18010 die Tage, psst :-)

    18:46 Uhr, 28.08. 2017
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    "Mein Gott, wir werden alle sterben!" ....Ja, wir werden alle sterben..... aber nicht heute!
    (Zitat aus "Battleship") :-)

    17:26 Uhr, 28.08. 2017
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    PS: Weil es gerade ganz gut passt: Der Goldpreis steigt gerade über die "Betonhürde" bei 1.300 US-Dollar...

    17:03 Uhr, 28.08. 2017
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Die Probleme sind seit Jahren bekannt. Doch ändern wird sich sehr wahrscheinlich erst etwas, wenn der ganze Laden hochgeht. Schade um die Lebenszeit, die man dann damit verplempert hat, auf eine "Besserung" zu hoffen. Systembedingt ist die leider ausgeschlossen...

    17:01 Uhr, 28.08. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Zukunft21
    Zukunft21

    wird uns schon noch alles um die Ohren fliegen dies ist so sicher wie das armen in der Kirche !

    16:20 Uhr, 28.08. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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