Kommentar
07:10 Uhr, 24.02.2017

Schuldenparty: 2008 lässt grüßen!

Die Schulden der US-Bürger erreichen wieder Rekordwerte. Es wurden zwar Lehren aus dem Kollaps 2008 gezogen, aber nicht nur die richtigen.

US-Haushalte haben ihre Liebe zu Schulden neu entdeckt. Per Ende 2016 betrugen die Gesamtschulden 12,576 Billionen Dollar. Das ist nur noch ein ganz klein bisschen weniger als im dritten Quartal 2008, als ein Hoch bei 12,675 Billionen erreicht wurde. Weniger als 1 % trennen die Haushalte von einem neuen Rekord.

Per se ist das alles kein Problem. Zwischen 2008 und heute ist die Wirtschaftsleistung deutlich gestiegen. Damals lag sie bei knapp 14,5 Billionen, heute bei 18,86 Billionen. Relativ zur Wirtschaftsleistung ist die Verschuldung noch weit von neuen Rekordwerten entfernt. Die Verschuldung liegt heute ca. 20 Prozentpunkte unterhalb der damaligen (66,7 % heute vs. 87,5 % damals).

Die Disziplin, die sich auf den ersten Blick aufdrängt, ist vor allem den Banken zu verdanken. Der größte Anteil der Schulden entfällt auf Immobilienkredite. Nach der Krise waren Banken sehr viel restriktiver. Heute bekommen Konsumenten einen Immobilienkredit, wenn sie ihn sich leisten können. Vor 2008 war das anders. So mancher Kunde brauchte nicht einmal ein Einkommen...

Es wurden einige Lehren aus der Krise gezogen, aber nicht nur die richtigen. Während lange Zeit viele Bürger keine Immobilienkredite mehr bekamen, wurden ihnen andere Kredite geradezu nachgeschmissen.

Welche das sind, zeigt Grafik 1. Das ausstehende Kreditkartenkreditvolumen ist zwischen 2008 und 2016 stabil geblieben. Das kann man von Auto- und Studienkrediten nicht behaupten. Sie wuchsen mit 50 % bzw. fast 100 %. Die Wirtschaftsleistung ist in diesem Zeitraum um 30 % gewachsen. Da aber vor allem weniger Großkredite (Immobilien) vergeben werden, geht die Entwicklung in der Masse unter.


Viele beobachten die Entwicklung mit Sorge. Gerade diese drei Kategorien zeigen höhere Ausfallquoten. Nicht umsonst zahlen Konsumenten für Kredite über ihre Kreditkarte über 10 % Zinsen bei kurzen Laufzeiten und bei einem Immobilienkredit weniger als 5 % für 30 Jahre. Konsumkredite bzw. generell kurzfristig ausgelegte Kredite, sind stärker ausfallgefährdet als andere. Das liegt bis zu einem gewissen Grad auch daran, dass mit Konsumkrediten Güter erworben werden, die als Sicherheiten wenig taugen.

Die einen sehen also schon die nächste Schuldenkrise heraufziehen. Die anderen sind absolut ruhig. Betrachtet man die ausstehenden Kreditvolumina für Autokredite (Grafik 2), kann man auch beruhigt sein. „Nur“ 50 % der Kredite gehen an Personen mit mittlerer bis schlechter Bonität. Das ist immer noch weniger als vor der Krise. Aber: heute sind die ausstehenden Autokredite insgesamt 350 Mrd. Dollar höher als damals. Bei gleichen Ausfallquoten wie 2008-2010 würden sich die Verluste für Banken schnell in unangenehme Höhen auftürmen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Bonität der Schuldner auch nach acht Jahren immer noch im Durchschnitt schlechter ist als damals. Grafik 3 zeigt wie viele der Kredite über welchen Zeitraum nicht mehr bedient wurden. Alle Kategorien (von wenig bis stark ausfallgefährdet) zusammen halten derzeit einen Anteil von 5 %. Das ist ein Prozentpunkt mehr als vor Beginn der Krise. Obwohl die USA praktisch Vollbeschäftigung vorweisen können und die Einkommen steigen, bleibt die Bonität hinter früheren Aufschwungphasen zurück.

Ändert sich an dieser Ausgangslage nichts, wird der nächste Abschwung unangenehm. Selbst wenn er weniger dramatisch wird wie der letzte (davon ist auszugehen) müssen die Verluste für Banken nicht wesentlich kleiner sein, weil das Volumen an Krediten, die generell stärker ausfallgefährdet sind, höher ist als damals.

Setzt man diese Fakten in Relation zu der Rally von Bankaktien, kann man nur den Kopf schütteln. US-Banken haben nur noch begrenztes Wachstumspotential, dafür aber wieder rekordhohe Risiken in ihren Bilanzen. Persönlich empfinde ich da das Chance-Risiko-Verhältnis als äußerst ungünstig.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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